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Die Burg

Die Burg

Titel: Die Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Ackermann war so aufgeregt, dass er ihm ins Wort fiel: «Richtig! Sven Jäger, der muss eigentlich wissen, wer dat is’. Un’ zu dem mach ich mich jetz’ sofort auffe Socken.»
    Cox schaute auf die Uhr. «Wenn sie dich um diese Zeit noch zu ihm lassen. Der schläft sicher schon.»
    «Wat?» Ackermann hatte sich schon seine Jacke geschnappt. «Hör ma’, et geht hier um Massenmord, da soll mir ma’ einer blöd kommen!» Er legte den Kopf schief. «Et könnt’ allerdings nix schaden, wenn du mitkommst, Astrid. Mit den Schwestern werd ich locker fertig. Die stehen auf mich, sogar die mit Haare auffe Zähne. Aber wenn sich ’n Doktor querstellt, käm’ et gut, wenn du ’n bissken mit deine schönen Wimpern klimpers’.»
     
    Sven Jäger schlief noch nicht, sondern schaute sich im Fernsehen einen Krimi an. Er war sehr blass und hatte wohl auch Schmerzen, aber seine Augen waren klar.
    «Vor ein paar Tagen war ein Kollege von Ihnen hier, aber da war ich noch ganz schön durch den Wind. Jetzt haben sie das Morphium abgesetzt.» Er berührte sachte seinen Bauch. «Ist zwar hier ziemlich unangenehm, aber dafür habe ich wenigstens keine Watte mehr im Kopf.»
    Das Bett war so eingestellt, dass er mit zwei Kissen im Rücken fast aufrecht saß. Unter der Decke schlängelten sich zwei Drainageschläuche heraus, von denen einer in einem Beutel endete, der andere in einer Flasche, in der es gurgelte und schlürfte.
    Jäger hatte Astrids Blick bemerkt. «Meine Lunge hat etwas abgekriegt, deshalb kann ich auch noch nicht liegen. Aber es wird langsam besser.»
    «Donnerlittchen!» Ackermann staunte. «Bei ’ner Pfählung, ich hab immer gedacht, da wär’ man halbtot.»
    Jäger lächelte schief. «So hab ich mich in den ersten Tagen auch gefühlt. Holen Sie sich doch die beiden Stühle da heran. Obwohl ich Ihnen wahrscheinlich nicht viel helfen kann. Ich habe nämlich einen Filmriss, mir fehlt ein ganzes Stück. Das Letzte, woran ich mich erinnere, ist, dass der stellvertretende Bürgermeister ans Mikro gegangen ist.»
    «Dat macht gar nix», sagte Ackermann. «Wir haben ’n paar Fotos mitgebracht.» Er breitete sie auf der Bettdecke aus. «Un’ wir wollen eigentlich bloß wissen, wer der Mann hier is’.»
    «Das ist Alexander Jamin», antwortete Jäger und leckte sich die Lippen. «Sekunde …»
    Astrid reichte ihm das Glas mit Fruchtsaft, das auf seinem Nachttisch stand.
    «Danke, von den ganzen Medikamenten kriege ich immer so einen trockenen Mund.»
    Gierig trank er das Glas leer. Astrid nahm es ihm wieder ab und schaute ihn fragend an.
    «Das reicht erst mal, danke schön.»
    «Hatte Herr Jamin eine Einladung als Ehrengast?», fragte sie.
    «Ja natürlich, er hat ja das Militia-Lager unten am Fluss organisiert. Er war schon von Anfang an an den Vorbereitungen beteiligt, schon seit im letzten Jahr die Abordnung der Militia in der Stadt war, um den Event einzutüten.»
    «Un’ wat macht der Mensch im normalen Leben?», wollte Ackermann wissen.
    «Jamin? Der ist Sozialpädagoge, arbeitet als Streetworker, hauptsächlich in der Südstadt.»
    «Kennen Sie ihn näher?»
    «Eigentlich nicht, obwohl wir zusammen im Internat waren.» Ein Schatten huschte ihm übers Gesicht. «Aber auch damals hatte ich nicht viel mit ihm zu tun.»
    «Sie mögen ihn nicht», stellte Astrid fest.
    «Ach was, der ist mir egal.» Jäger zuckte die Achseln. «Aber zu Schulzeiten konnte ich ihn nicht besonders leiden. Der war ein Schleimer, hat immer freiwillig Aufsicht geführt, wenn die Jungen aus den unteren Klassen wegen eines dummen Streiches zu Strafarbeiten im Park verdonnert worden waren. Und wenn er nicht gerade dem Direktor die Stiefel geleckt hat, hat er im alten Gärtnerschuppen gehockt, der war so etwas wie seine private Bude.»
    «Wohnt Jamin in Kleve?»
    «Ja, am Treppkesweg, glaube ich.» Er schluckte trocken.
    «Saft ist keiner mehr da», sagte Astrid. «Soll ich Ihnen Wasser holen?»
    «Ja, bitte.»
    Ackermann schnappte Astrid das Glas aus der Hand und lief zum Waschbecken. «Ich spül dat ebkes aus. Is’ ja eklig mit dem Rest vom Saft.»
    Jäger schmunzelte belustigt. «Hat es Jamin auch schlimm erwischt?», fragte er dann.
    «Den hat et überhaupt nich’ erwischt, der hat sich nämlich rechtzeitig vom Acker gemacht.» Ackermann hielt ihm das Glas hin. «Hier, frisches Kranenburger, schön kalt.»
     
    «Als du das eben so gesagt hast mit dem Vom-Acker-Machen –», sagte Astrid, als sie durch das Foyer nach draußen

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