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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Rauchglaswolkenkratzern und neoklassischen Bankgebäuden schob sich Gabe durch den zähen Verkehr auf der Sansome Street. Aus der Stereoanlage plärrte Elvis Costello sein »Complicated Shadows«. Zum ersten Mal seit vierundzwanzig Stunden hatte er das Gefühl, den Kopf wieder über Wasser zu haben. Sicher, es war rauschendes Wildwasser, aber er konnte atmen und schwamm.
    Das Ufer war nicht mehr fern, und dort wartete Jo.
    An der Ecke Sacramento Street war alles verstopft. In der Straße stauten sich Lieferwagen, ein Polizeiauto, Busse. Er fuhr weiter. Natürlich herrschte hier Verkehrschaos - schließlich war der Stabschef des Weißen Hauses bei Waymire & Fong. Er umkurvte den Block. Auf halbem Weg bemerkte er eine Seitengasse. Er nahm die Abkürzung und landete unfern des Waymire-Gebäudes.
    Als er stoppte, hörte er Sirenen.
     
    Jo schlug das Herz bis zum Hals. Sie rannte zum Fenster und zerrte es weiter auf. Stadtlärm strömte herein. In der Ferne schrillten Sirenen.

    In Lewickis Stimme lag ungläubiges Staunen. »Wollen Sie Papierflieger mit der Aufschrift Hilfe rausschmeißen? Ducken Sie sich. Wenn Sie dort rumstehen, dann ist Ihr Kopf wie eine Wassermelone an einem Spieß.«
    Vor der verbarrikadierten Tür rief eine Frau: »Keyes, hierher.«
    Der Griff drehte sich, und es rüttelte an der Tür. Dana Jean quiekte. Tief gebückt hetzte Jo zum Konferenztisch. Darunter legte Waymire die Hand auf sein Herz. »Furchtbar … weh.«
    »Halten Sie durch.«
    Die Angreifer warfen sich gegen die Tür.
    Lewicki bedachte Jo mit seinem gnadenlosen Bulldoggenblick. »Kommen Sie endlich unter den Tisch und stemmen Sie dagegen.«
    »Nein. Wir können sie nicht aufhalten. Wir müssen fliehen.«
    Lewicki öffnete den Mund, um sie anzubellen, aber Jo packte ihn an der Krawatte. »Wir können zum nächsten Stock runterklettern.«
    »Und wenn sich dort noch andere von denen rumtreiben?«
    Jo war nur zehn Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. »Sie können Gift darauf nehmen, dass es so ist. Ace Chennault ist nicht hier oben. Er muss woanders sein.«
    »Ich …«
    »Und er wird versuchen, den Präsidenten umzubringen.«
    Lewicki zuckte kurz zusammen, als hätte sie ihm den Finger ins Auge gestoßen. Er hatte größere Sorgen als den Präsidenten. Hier ging es um seinen eigenen Arsch.
    Donnernd und splitternd wurde der Türgriff herausgeblasen;
er rollte klappernd über die Tischplatte. Ein schartiges Loch klaffte in der Tür. Es roch nach Kordit.
    Jo hielt Lewickis Krawatte fest. »Wir müssen hier raus. Waymire liegt im Sterben. Nur wir beide wissen, dass Chennault es auf den Präsidenten abgesehen hat. Und die Angreifer werden die Tür hier sowieso in wenigen Minuten aufsprengen.«
    Lewickis Gesicht war eine Fratze aus Wut und Skepsis.
    In ihren Ohren dröhnte der rasende Puls. »Es ist die einzige Möglichkeit, wenn wir uns retten wollen - und den Präsidenten. Ich muss zum nächsten Stockwerk runterklettern.«
    Draußen zerrte jemand an dem zerbrochenen Schloss. Dann krachte ächzend ein Körper gegen das Türblatt.
    Der Angreifer brüllte: »Wir wissen, dass du da drin bist, McFarland. Ergib dich, oder alle sterben.«
    Sie hörten das Scharren von Metall auf Metall, dann ein Schnappen. Jemand hatte ein volles Patronenmagazin in eine große Waffe gerammt. Jos Nerven vibrierten bis zum Anschlag. Der Fluchtdrang war so stark, dass sie kaum auf dem Boden bleiben konnte.
    Sie packte Lewicki an der Schulter. »Helfen Sie mir.«
    Lewicki erinnerte an einen Hund, dem ein Knochen im Hals steckte. Noch immer schien er sich angestrengt an die Vorstellung zu klammern, dass er die Sache unter Kontrolle hatte und dass sich alles nach seinem Befehl richten musste.
    Dann sagte er: »Ich halte sie auf.«
    Jo drückte seine Schulter. Tief geduckt huschte sie zum Fenster und lehnte sich hinaus, um hinunterzuspähen. Die Aussicht verursachte ihr Übelkeit. Vier Etagen freier Fall bis zum Betonboden.

    Von hinten hörte sie ein Sägen. Der Lauf einer automatischen Waffe wurde als Hebel in den Türrahmen gezwängt.
    Das Fensterbrett war zwanzig Zentimeter breit. Die Art-déco-Gestaltung des Gebäudes bot ihr Ecken, Fugen und Vorsprünge, aber das Fenster im dritten Stock lag drei Meter tiefer zurückversetzt in einer robusten Steinlaibung. Und die Mauer direkt unter ihr war eine einzige fast glatte Fläche.
    Sie holte tief Atem. Freiklettern? Heilige Scheiße.
    Sie brauchte ein Seil. Nur so konnte sie zur nächsten Etage gelangen. Dann konnte

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