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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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seinem Handy. »Hab ich dir nicht gesagt, dass Frisco bei den Plänen der Regierung eine zentrale Rolle spielt?«
    Ivory nickte. Tatsächlich hatte er ihr erzählt, dass sich der Staat für seine Repressalien San Francisco als Hauptbühne ausgesucht hatte.
    »Tasias Ermordung hier ist der Beweis«, setzte er hinzu.
    Er schickte seine Bilder an Recharging Liberty. Ganz in der
Nähe legte das mexikanische Mädchen einen Strauß Nelken an der Barrikade nieder.
    »Gott sei ihrer Seele gnädig«, sagte Ivory.
    »Gnädig, gegen Läuse ?«
    Keyes musterte sie angewidert. Das Wahre Amerika, das Reich der Freiheit und Macht, das sie in ihren Herzen trugen, war kein Ort für Weichlinge.
    »Beleidige mich nicht. Ich meine, Gott soll gnädig sein, weil wir es nicht sein werden.«
    Inzwischen hätte er eigentlich wissen müssen, wie ernst es ihr war. Sie riskierte alles für das Wahre Amerika. Dieser Job, ihr ganzes Leben in San Francisco, war nur eine Fassade. Und wenn die Cops dahinterkamen, würde sie voll auf die Schnauze fallen.
    Dann legte ihr Keyes die Hand auf die Schulter. »Genau hier setzt man den Raketenwerfer auf. Ich werd’s dir zeigen.«
    Aufgeregt hob sie das Kinn. Um sie herum versammelten sich weiter die Gaffer und Flenner. Bullen und einige Nachzügler, die das Konzert besucht hatten, strömten aus dem Stadion. Einige hatten Blut an den Kleidern. Weit hinten tauchte umstrahlt vom weißen Licht der Fernsehkameras eine schwerfällige Gestalt im Kampfanzug auf - ein echter Goliath, das Gesicht halb vermummt, der sich ein Stück Rasen aus dem Spielfeld als Souvenir an die Brust drückte.
    Ivory wandte sich ab und zog Keyes zurück zum Transporter. »Spinneralarm. Die Nachtwürmer kriechen aus ihren Löchern.«
    Keyes ließ sich nicht lange bitten. Wenn man seine Brötchen als Chauffeur eines gepanzerten Fahrzeugs verdiente, konnte man es sich nicht leisten, zu spät zur Bank zu kommen.

KAPITEL 7
    »Der Colt gehört Robert McFarland?« Jos Herz schlug schneller. »Ich muss mir unbedingt das Filmmaterial anschauen.«
    »Mach das. Aber danach wirst du auch nicht schlauer sein«, antwortete Tang.
    Sie führte Jo in einen Kontrollraum auf der oberen Tribüne, von dem aus man das Spielfeld überblickte. Eine Wand war bedeckt mit Fernsehmonitoren. Polizisten und Stadionoffizielle drängten sich im Zimmer. Unten auf dem Platz suchten Forensiker in weißen Overalls den Boden ab. Der Gerichtsmediziner bereitete Tasias Abtransport ins Leichenschauhaus vor. Man hatte eine Bahre gebracht und die gelbe Plane weggezogen. Vor dem zu Staub zertretenen Gras hob sich Tasias Kleidung deutlich als rot-schwarzer Fleck ab. Sie wirkte klein, zart, zerschlagen.
    Tang bat einen Techniker, das Video abzuspielen. Jo wappnete sich innerlich.
    Sie hatte schon Menschen sterben sehen, als Ärztin, als Ermittlerin und als Ehefrau. Das Eintreten des Todes zu beobachten war ein verzweifelt intimes Erlebnis. Aufgrund
ihrer koptischen Herkunft, einer Beimengung von japanischem Buddhismus und einer dicken Glasur irisch-katholischer Erziehung glaubte Jo nicht, dass der Tod gleichbedeutend mit Auslöschung war. Aber schon beim Start der Aufzeichnung wusste sie, dass sie sich fühlen würde, als hätte ihr die letzte Stunde geschlagen. Entschlossen zurrte sie ihr emotionales Kettenhemd fest.
    Das Filmmaterial begann damit, dass Searle Lecroix und die Band die Einleitung zu »Bull’s-eye« spielten. Dann schwenkte der Kamerablick zu Tasia auf dem Balkon der VIP-Suite.
    Ihre Kluft war eine Western-Abwandlung der Madonna-Hure-Dichotomie - als hätte ein Rodeoreiter die Leitung des Bordells Mustang Ranch übernommen. Ihr Hüftgurt war an die Zipline gehakt. Bei dem Gedanken, dass das Seil gleich reißen würde, zog es Jo, die in ihrer Freizeit kletterte, die Eingeweide zusammen.
    Durch die donnernde Musik hörte sie gedämpfte Rufe. Tasia trug ein Headsetmikro. Jo konnte ihre Worte nicht verstehen, nur, dass ihre Stimme vor Wut höher wurde - oder vor Furcht. In der Suite rüttelte der Stuntkoordinator an der Tür.
    Tasia drehte sich um und winkte den Zuschauern. Die Waffe blitzte im Sonnenlicht. Während die Leute auf den Balkon strömten und sie umdrängten, stieg Kunstnebel auf. Sie begann zu singen und zielte mit der Pistole auf die Bühne.
    »Meine Güte, jetzt bläst sie auf den Lauf.« Fassungslos verfolgte Jo das Geschehen. Die Musik wurde mächtiger, Tasia war umringt von Menschen. Dann verdeckte der CO 2 -Dunst die Sicht.

    Plötzlich peitschte

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