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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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im Vergleich zu vorher?«
    Shirazi rieb sich über die Brust, als hätte er Schmerzen. »Ja. Am Anfang der Tour, vor zwei Monaten, war sie wirklich
gut drauf. Hat nur so gesprüht. Dann war plötzlich die Luft raus. Sie war schlecht gelaunt, verschlossen - ich meine, es war eine deutliche Veränderung. Aber in den letzten Wochen hat sich alles gesteigert. Ihre Energie und … ihre Unzufriedenheit.«
    »Aufgedreht, aber unglücklich.«
    »Genau.«
    Sein Telefon klingelte. Er nahm das Gespräch entgegen und sagte: »Schon unterwegs.« Er ging aus der Leitung. »Mein Bruder war in dem Hubschrauber, der in die Bucht gestürzt ist. Er kommt gerade aus dem OP-Saal. Ich muss sofort ins Krankenhaus.«
    »Okay«, schaltete sich Tang ein. »Fällt Ihnen noch was ein, bevor Sie fahren?«
    »Ich hatte das schreckliche Gefühl, dass die Pistole ein Spielzeug für sie ist. Wie ein Rezept für eine Katastrophe. Wenn ich nur wüsste, was passiert ist. Ich konnte die Sicherheitsglastüren nicht zerbrechen, da bin ich in die Suite nebenan gelaufen, um sie vielleicht vom Balkon aus zu erreichen. Aber da hab ich schon den Schuss gehört.« Er klang matt. »Es war zu spät.«
    Tang gab ihm ihre Karte und versprach, sich bei ihm zu melden. Er hastete hinaus.
    »Erste Einschätzung?«, fragte Tang.
    »Abgesehen davon, dass Shirazi Schuldgefühle hat, weil sie gestorben ist?« Jo überlegte kurz. »Lass Tasia toxikologisch untersuchen. Wenn sie nicht auf Kokain oder Amphetaminen war, hatte sie eine Art manische Episode.«
    »Du klingst nicht sehr überzeugt.«
    »Manische Episoden sind geprägt von Euphorie, und davon
war Tasia nach Shirazis Beschreibung weit entfernt. Andere Sachen passen allerdings. Manische Leute können nicht aufhören zu reden. Es sprudelt nur so aus ihnen heraus. Und sie stellen sich zur Schau. Sie tragen schrille Farben und tonnenweise unpassende Schminke. Es wirkt ziemlich … daneben.«
    Tang nickte. ›Als wäre sie in den Buntstiftkasten gefallen‹ - so hat es die Kosmetikerin bezeichnet.«
    Jo dachte über das Spiel nach, das Tasia mit dem Colt aufgeführt hatte. »Sie können auch hypersexuell sein. Und unter Wahnvorstellungen leiden.«
    »Zum Beispiel der Idee, dass sie das Ziel eines Mordkomplotts sind?«
    »Wenn Menschen mit einer bipolaren Störung paranoid werden, sehen sie sich durch gewaltige Kräfte bedroht. Nicht nur durch Nachbarn, die Schwiegermutter und den Therapeuten.«
    »Zum Beispiel durch den Präsidenten der Vereinigten Staaten?«
    »Du hast es erfasst«, konstatierte Jo.
    Hinter ihnen vermischten sich Stimmengewirr und Fernsehlärm. Jo grübelte über das Gehörte und Gesagte nach. »Drei Möglichkeiten. Erstens, die Pistole hatte einen Defekt und ist einfach losgegangen.«
    »Unwahrscheinlich. Aber wir werden sie auseinandernehmen, um das rauszufinden.«
    »Zweitens, Tasia McFarland hat sich die Waffe an den Kopf gesetzt und abgedrückt.«
    »Daran glaubst du aber inzwischen weniger als noch vor zehn Minuten.«

    »Drittens …«
    Im Fernsehen kündigte der Nachrichtensprecher an: »Wir schalten jetzt ins Weiße Haus, wo sich Präsident McFarland zum Tod seiner geschiedenen Frau äußern wird.«

KAPITEL 8
    Zusammen mit den Polizisten und Offiziellen in der Suite drängten sich Jo und Tang um den Fernseher. Auf dem Bildschirm stand der Pressesprecher des Weißen Hauses pummelig und scheu auf einem Podium. Der Raum war ein Wald erhobener Hände, deren Besitzer Robert McFarland Fragen nach seiner ersten Frau stellen wollten, der wunderschönen, tragischen, vielleicht auch verrückten Fawn Tasia.
    Ein Reporter fasste zusammen, was alle bewegte: »Wusste der Präsident, dass der Colt in ihrem Besitz war?«
    »Der Präsident möchte sich nicht zu Angelegenheiten äußern, die möglicherweise Gegenstand der Ermittlungen zu Ms. McFarlands Tod sind. Ihm ist natürlich daran gelegen, die Untersuchung nicht zu gefährden.«
    »Aber hat er ihr die Waffe nach der Scheidung bewusst überlassen?«
    Der Pressesprecher rückte seine Brille zurecht. Seine Stirn glänzte. »Der Präsident wird in wenigen Minuten eine Erklärung abgeben. Wenn ich …«
    »Tasia McFarland wurde als manisch-depressiv diagnostiziert. Hat der Präsident von dieser Diagnose gewusst, als er
ihr eine großkalibrige halbautomatische Pistole anvertraut hat?«
    »Wow«, entfuhr es Jo.
    Im Saal entstand Bewegung. Der Pressesprecher sagte: »Meine Damen und Herren, der Präsident.«
    Die Kamera schwenkte. Ernst und entschlossen schritt

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