Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby
degenerierte Realität. Huren, Süchtige, Schwule. Und überall aus den Abflussrohren und Sprüngen im Gehsteig krochen die Illegalen. Der RDW - der Rest der Welt - war eine brodelnde Masse, die die Nation mit ihrer Trägheit und Verkommenheit anstecken wollte.
Die City war eine herrliche Arena. Wie passend, dass ausgerechnet hier das Endspiel stattfinden sollte.
Seht euch die Bilder vom gestrigen Konzert an. Nicht die Aufnahmen des offiziellen Kamerateams, die bereits verändert wurden, um darzustellen, was die ReGIERung den Schafen einreden will. Schaut euch Videos von Konzertbesuchern an. Rohes Material von Tasias Tod, das die schockierende Wahrheit zeigt.
Er wischte sich die Hand an der Jeans ab. Er war über einen Anonymisierer eingeloggt, der seinen Computer tarnte und dafür sorgte, dass seine Aktivitäten im Internet nicht zurückverfolgt werden konnten. Hoffentlich.
In den Diskussionsforen von Recharging Liberty ging es hoch her. Tausende von Kommentaren. Schlachtrufe. Racheschwüre. Unglaubliche Leidenschaft. Seine Leute, die Online-Quatscher liebten Paine. Sie brauchten ihn. Sie kauften ihm alles ab. Die Aktien von Munitionsherstellern, die er besaß, würden bald in schwindelerregende Höhen schnellen. Und einige Äußerungen stammten nicht von bloßen Lehnstuhlrebellen. Tom Paine konnte auf echte Freiwillige zählen.
Aber es waren nervenaufreibende Tage. Tasia war tot, und die Zeit wurde verzweifelt knapp. Um sich einen erbarmungslosen Angriff zu ersparen, musste er sofort handeln. Die trockene Hitze der Angst kroch ihm in den Nacken.
Auch wenn die erregbareren Mitglieder unserer Gemeinschaft diese Ansicht vertreten, die Wahrheit ist, dass Tasia nicht vom Stunthubschrauber aus hingerichtet wurde.
Ich weiß, was manche von euch jetzt denken: Schau dir doch die Namen der Leute an. Shirazi. Andreyev. Sicher, Shirazi ist ein muslimischer Name. Andreyev ist russisch. Diese Männer sind feindlicher Abstammung, doch die Fakten sind unbestreitbar: Keiner von ihnen hat Tasia getötet. Die Schussrichtung stimmt einfach nicht.
Im Gang hinter der Tür kamen lachende, plaudernde Leute vorbei. Paine nahm die Hände von der Tastatur. Sein Herz raste.
Er arbeitete in vielen Bereichen, aber vor allem war er ein Meister der Überredung: schriftlich, emotional, politisch. Er hasste es, wenn man seine Aktionen als Streiche abtat. Einschüchterung gefiel ihm viel besser. Er war der Sand im Getriebe, der Zucker im Benzintank. Er brachte Dinge zum Stillstand. Oder er trat sie los. Politiker redeten, doch Paine verwandelte Propaganda in Taten.
Er nahm ein Streichholzheft und schnippte ein paarmal dagegen. Er musste das Feuer anfachen.
Analysiert die Videos. Sie sind unscharf und verwackelt, aber schaut hin. Ihr Mörder hat vom Bühnengerüst im Mittelfeld aus einen einzigen Schuss mit einem Präzisionsgewehr abgegeben.
Die ReGIERung wird Tasias Ermordung als Vorwand benutzen, um unsere Schusswaffen zu beschlagnahmen. Richtet euch darauf ein, dass das Second Amendment noch diese Woche aufgehoben
wird. Danach wird die Nationalgarde Kontrollpunkte einrichten. Man wird uns aufhalten, festnehmen und internieren. Macht euch auf das Schlimmste gefasst, Leute.
Ja, das war gut. Allmählich kam er in Fahrt. Durch seine Hände pulste das Blut.
Die Polizeiermittlungen zu Tasias Tod sind ein Affentheater. Das SFPD wird die Kugel, die Tasias Leben beendet hat, nie herausgeben. Denn das würde unwiderlegbar beweisen, dass sie nicht mit einer Patrone aus einem Colt M1911 erschossen wurde, sondern mit einer Kugel aus einem Scharfschützengewehr des Militärs.
Und jetzt haben die Behörden noch ein Ablenkungsmanöver gestartet. Sie können den Aufschrei der Empörung über Tasias Ermordung nicht zum Schweigen bringen, daher wollen sie uns mit Psychogeschwätz einlullen. Sie haben eine Psychiaterin damit beauftragt, Tasias Tod zu untersuchen.
Nein, das ist kein Witz.
Tasias Ermordung war unglaublich kühn gewesen. Sie war reines Feuer gewesen, und dieses Feuer war gelöscht worden. Doch ihm drohte noch viel größeres Unheil, wenn er nicht sofort Maßnahmen ergriff. Die Lakaien der Regierung - die Legionen von Legion - würden sich auf ihn stürzen wie Dämonen. Robert McFarland stand im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit, aber diese Leute sicher nicht. Ihnen ging es darum, den Job zu beenden. Sie hatten es auf Tom Paine abgesehen.
Wenn ihm sein Leben lieb war, musste er zuerst zuschlagen.
Sie
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