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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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toteste Pokerface, das mir je begegnet ist. Nein, alles Quatsch, ich hatte schon immer eine üppige Botticelli-Figur.«
    Jo schmunzelte leise.
    Vienna stützte die Ellbogen auf. Wie schon am Vormittag musterte sie Jo von oben bis unten. Diesmal kam sie anscheinend zu dem Ergebnis, dass Jo den Anforderungen genügte.
    »Das war ein Wendepunkt. Danach hat Tasia ihr Leben allmählich in den Griff gekriegt. Die Paranoia ging zurück. Keine Kommuniqués mehr, keine Tiraden mehr über Politik und Rob. Punkt. Ein abgeschlossenes Kapitel.« Sie schob das Telefon über den Schreibtisch. »Oder doch nicht.«
    Jo nahm es in die Hand. »Was ist da drauf?«
    »Tasia hat das Handy zum Browsen im Internet benutzt. Sie hat regierungsfeindliche Seiten besucht.«
    Jo schaltete es ein. »Hat sie sie nur besucht? Oder auch Beiträge verfasst?«
    »Sie hat unter Pseudonym Kommentare auf fanatischen rechtsextremen Seiten abgegeben. Das könnte ihren Ruf für immer erledigen. Verstehen Sie jetzt, warum ich das geheim halten will?«
    »Unter Pseudonym. Meinen Sie, dass sie erkannt wurde? Dass einer von denen heute in ihr Haus eingebrochen ist? Hat jemand aus einem Online-Forum sie bedroht?«
    »Diese Typen sind ziemlich übel drauf. Ich halte es durchaus für möglich.« Vienna drehte sich auf dem Stuhl zum Fenster.
    Das Telefon erwachte zum Leben. Ein farbenprächtiges Display bot Jo eine reiche Auswahl an Programmen. »Haben Sie einen Tipp, wo ich anfangen soll?«

    »Webbrowser. Die letzte Adresse.«
    Jo ging ins Internet. Die letzte Website, die Tasia besucht hatte, war rechargeliberty.com .
    Sie scrollte durch die Themen auf der Startseite. »Nicht unbedingt Gutenachtlektüre für Kinder.«
    »Höchstens an Orten, wo man Blausäurekapseln im Medizinschränkchen aufbewahrt, um Frau und Kinder zu erlösen, bevor die Rote Armee den Bunker stürmt.«
    »Das heiße Diskussionsthema ist das ›Attentat‹ auf Tasia.«
    »Diese Abhandlungen hab ich nicht gelesen. Ich möchte mir keinen Schlaganfall einhandeln.«
    Als Jo eine anwählen wollte, bemerkte sie am oberen Seitenrand die Meldung: Du bist als Fawn01 eingeloggt.
    »Sie hat ihre Identität nicht verraten?«
    »Wollen Sie ganze Monate von dem Zeug durchforsten? Nur zu. Aber den ganzen Schlamm müssen Sie sich dann schon selbst wieder abbürsten.«
    Der Tenor der Wortmeldungen reichte von eingebildet über beutehungrig bis zu bösartig. Jo überflog Tasias Beiträge. Obwohl sie in einem gesucht gelangweilten Ton geschrieben waren, wirkten ihre Kommentare schlüssig und realistisch, zumindest nach den Maßstäben des Forums. Bei einem Geschichts- oder Staatsbürgerschaftstest hätte sie damit nicht bestehen können. Aber sie hätten einem Psychiater auch keinen Anlass zu der Vermutung gegeben, dass Tasia psychotisch war.
    »Tasia schreibt unter einem Pseudonym. Hatte sie eine E-Mail-Adresse, um sich anzumelden?« Jo hatte die Frage eher an sich selbst als an Vienna gerichtet.
    »Was Online-Foren angeht, beschränke ich mich auf
Cakelovers for Peace. Keine Ahnung.« Vienna zuckte die Achseln. »Ich nehme an, sie hat für diese Aktivitäten ausschließlich dieses Telefon benutzt, um sie vor uns zu verheimlichen.«
    Jo arbeitete sich durch die Menüs und Programme des Telefons. Nichts, was ins Auge sprang. Sie kehrte zum Forum zurück. Dort wählte sie ein Thema, um einen Kommentar abzugeben.
    »Mal sehen, was sie von meiner Meinung über den Supreme Court halten.«
    Als sie den Link zum Hinzufügen eines Kommentars anklickte, erschien ein Dialogfeld im Display. Es zeigte an, dass Fawnoi eingeloggt war, dazu eine E-Mail-Adresse.
    »Geht doch«, sagte Jo.
    Die E-Mail-Adresse war an das Telefon gebunden. Anscheinend war sie automatisch mit Tasias Account eingerichtet worden. Jo zeigte es Vienna.
    »Kennen Sie die Adresse?«
    Vienna schüttelte den Kopf.
    Jo ging ins Mail-Programm. Wenn es passwortgeschützt war, steckte sie fest. Aber Tasias paranoide Tendenzen waren weder gründlich noch planvoll gewesen. Sie hatte das Programm so eingestellt, dass es sich an ihr Passwort erinnerte. Jo wurde direkt zu Tasias Account geleitet.
    Posteingang: 1427 Nachrichten.
    »Wahnsinn.«
    Vienna beugte sich über den Schreibtisch. »Moment, wie viele Nachrichten?«
    »Vierzehnhundert.« Jo überprüfte die Daten. »In den letzten drei Monaten.«

    Sie scrollte durch den Posteingang mit den Betreffzeilen. Ein Kribbeln zog über ihre Unterarme. »Wer ist Archangel X?«
     
    Schon mal gemacht?
Möchtest du, dass

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