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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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beim Hochheben Sophies hinaufgerutscht war, kam ein Verband zum Vorschein. Darunter war braunrotes Desinfektionsmittel zu erkennen. Sie bemerkte die Erschöpfung, die nur von der Hitze seines Zorns in Schach gehalten wurde.
    Er wand sich an ihr vorbei durch die Tür. »Danke. Ich ruf dich an.«
    »Gabe.« Sie folgte ihm die Treppe hinunter. »Ist alles …« Instinktiv brach sie ab. Nicht fragen, wenn Sophie zuhört.
    Endlich drehte er sich um, mit einem Blick, der ihr die raue, niederschmetternde Wahrheit verriet.
    Die Rettungsaktion war nicht glattgegangen. Nicht alle waren lebend an Land gekommen.

KAPITEL 19
    Punkt sechs schritt Jo durch die gewölbte Marmorhalle des Art-déco-Bürogebäudes am Anfang der Sacramento Street im Bankenviertel. Über die Feuertreppe stieg sie in den vierten Stock hinauf und trat in das vornehme Foyer von Waymire & Fong.
    Die Empfangsdame hinter dem Schalter legte gerade pink glänzenden Lippenstift auf und war sichtlich auf dem Sprung, die Kanzlei zu verlassen. Als sich die Brandschutztür hinter Jo schloss, blickte sie auf wie ein erschrockener Hase. Der Lippenstift zuckte über ihr Kinn.
    »Ich bin mit Vienna Hicks verabredet«, sagte Jo.
    Die Empfangsdame wischte sich den Lippenstift ab. »Mein Gott, Sie sind ja wie aus dem Nichts aufgetaucht.«
    Hier benutzte niemand die Treppe, so viel stand fest. Aber Jo hätte darauf gewettet, dass die Hälfte der Anwälte pro Woche mindestens eine Stunde auf dem Stepper herumturnte.
    Die Rezeptionistin griff nach dem Telefon. Jo schlenderte durchs Foyer. Das Haus war so alt, dass es noch hohe Schiebefenster hatte. Die Nachbargebäude lagen im Sonnenlicht, das in warmem Orange von allen Scheiben zurückblitzte und
der Stadt den Beginn des Abends zu signalisieren schien. Zwischen den Wolkenkratzern am Ende der Sacramento Street schimmerte blau die Bucht.
    Die Empfangsdame legte auf. »Ms. Hicks wird gleich bei Ihnen sein.«
    Jo blieb bei den Fenstern stehen. Das Haus war aus solidem grauem Granit gebaut. Die Art-déco-Gestaltung bot zahlreiche Kanten und Ecken. Eine elegante Kletteraufgabe. Am liebsten hätte sie sich gleich darüber hergemacht.
    »Hallo, Dr. Beckett.«
    Die Stimme traf sie wie ein Lasso. Jo drehte sich um. Mit den Händen auf den Hüften stand Vienna im Foyer. Die Rezeptionistin hinter dem Schalter griff nach ihrer Handtasche. Vienna scheuchte sie zum Aufzug.
    »Ich bring Dr. Beckett raus, Dana Jean. Ich mach auch das Licht aus und füttere die Eidechsen. Raus mit dir.«
    Dana Jean trippelte zum Lift, und Vienna winkte Jo zu sich.
    Jo setzte sich in Bewegung. »Ich bin überrascht, dass Sie noch hier sind.«
    »Am Tag nachdem meine Schwester gestorben ist, meinen Sie? Meine Nummer steht im Telefonbuch. In meiner Auffahrt kampieren die Medienvertreter. Das Büro ist ein Zufluchtsort.«
    Vienna bog um eine Ecke. Sie schritt nicht durch den Korridor, sondern erfüllte ihn wie ein gleitender Mantarochen.
    »Deswegen hab ich Sie hierhergebeten. Nennen Sie mich analfixiert, zwanghaft oder überbeschützerisch, aber Tasia war meine kleine Schwester, und ich will nicht, dass die Polizei oder die Presse irrelevante Informationen kriegt.«

    »Wenn Sie sie für irrelevant halten würden, wäre ich wohl kaum hier.«
    Viennas Büro war vollgestellt mit zwei Schreibtischen, einem toten Kaktus im Topf und Aktenregalen. Sie plumpste in ihren Stuhl wie eine Wasserbombe und zog ein Telefon aus der Schublade.
    »Das hat Tasia vor zwei Monaten hier vergessen. Die Nummer ist geheim, und ich hab es bis jetzt niemandem gezeigt.«
    »Auch der Polizei nicht?«
    »Ein Telefon? Wozu? Tasia hatte viele Telefone. Überhaupt einen Haufen Kinkerlitzchen. Hat sie gesammelt wie Bonbons. Bei Preisverleihungen hat sie erstaunliche Geschenktüten bekommen. Und ich rede jetzt nicht von Blumensträußen und Seifen. Ich meine Jahrgangschampagner, Spielkonsolen, Fünfhundertdollarschuhe.«
    Davon hatte Jo einige in Tasias Schlafzimmer bemerkt. »Ist das alles?«
    »Vielleicht war bei der Grammy-Verleihung auch eine Stinger-Rakete dabei, kann mich nicht mehr erinnern.«
    Jo nahm vor dem Schreibtisch Platz. »Haben Sie die Daten auf dem Telefon durchgesehen?«
    Vienna atmete ein. Hielt die Luft an, wie um einen Schluckauf oder ihr Gewissen zu beruhigen. Dann atmete sie aus. »Nein. Bis mich die Polizei von dem Einbruch verständigt hat.«
    Jo bemühte sich um einen gelassenen Ton. »Warum haben Sie mir heute Morgen nichts davon erzählt?«
    Vienna schaute durchs

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