Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
lächelte. »Freut mich, dass es so glimpflich abgegangen ist. Wie fühlen Sie sich?«
    »Genauso mies, wie ich aussehe. Die SS-Matronen von der Station wollen mir nichts Stärkeres geben als Tylenol.«
    Tang verschränkte die Arme. »Können Sie uns etwas über Ihren Angreifer erzählen?«

    »Hat einen steinharten Schlag. Aber es war ja auch ein Stein, oder?«
    »Hat er was gesagt?«, fragte Tang.
    »Kein Wort. Und sein Gesicht hab ich auch nicht gesehen, nur den Rücken. Ein Riesenarsch. Und das meine ich wörtlich. Ein Hintern wie ein Rhinozeros.« Das schelmische Lächeln missglückte und wirkte eher erschöpft.
    »Sonst noch was? Schriftzüge auf den Kleidern?«
    Chennault schüttelte den Kopf.
    »Irgendwas Ungewöhnliches an seiner Art zu laufen? Seinem Gang?«
    Wieder Kopfschütteln. Er zupfte an der Wärmedecke, die ihm vom Bein gerutscht war. Um sein Fußgelenk lief eine Tätowierung in Kursivschrift. Jo erkannte nur Semper T - , dann hatte Chennault die Decke zurückgeschoben.
    Tang nickte. »Wie hat er gerochen?«
    Nach Weichspüler und Right-Guard-Deo, dachte Jo.
    »Nach sauberen Kleidern. Und Aftershave, vielleicht«, antwortete Chennault.
    Tang wechselte das Thema. »Waren Sie letzte Woche mit der Tour in Washington?«
    »Nein.« Sein Lächeln wirkte immer gequälter. »War dem Verlag zu teuer.«
    »Haben Sie mit Tasia über den Aufenthalt in Washington gesprochen?«
    »Nur kurz. Warum fragen Sie?«
    Auf dem Fernsehbildschirm flackerte es blau. Chennault spähte kurz hin, und jede Gutmütigkeit wich aus seinem Gesicht. Dicke Balkenlettern liefen über den Monitor. Tasia: neuer Schock.

    Eine Schwester schob sich geschäftig ins Zimmer. »Die Zeit ist um.«
    Jo wollte noch einen Blick zum Fernseher werfen, doch die Schwester drängte sie zur Tür.
    »Warten Sie.« Chennaults Lächeln war kümmerlich. »Kann ich Sie morgen anrufen?«
    »Natürlich.« Jo reichte ihm ihre Karte.
    Zurück im Aufzug, schaltete Tang ihr Handy ein. Schon nach wenigen Sekunden piepte es. Sie fauchte wie eine wütende Katze.
    »Was ist los?«, fragte Jo. »Was ist das für ein neuer Schock?«
    Das Telefon ließ nicht locker. Tang starrte es giftig an. »Tut mir leid, ich muss rangehen.«
    Auf dem ganzen Weg nach unten äußerte sie nur kurze Silben. Umstrahlt vom leuchtend roten Sonnenuntergang hatte sich draußen die Presse um einen Mann in knochenfarbenem Anzug geschart. Die Reporter, Kameraleute und Tontechniker sahen aus wie auf einen Magneten ausgerichtete Eisenspäne. Der Mann hob die Hand, als wollte er zur Vorsicht mahnen.
    »Was ist da los?« Jo schritt neben Tang zur automatischen Tür.
    »… noch einmal daran erinnern, dass die Polizei alles daransetzt, diese Untersuchung baldmöglichst abzuschließen.«
    »Wir sind im Eimer«, murmelte Tang.
    Das dunkle Haar und der Schnurrbart des Sprechers waren so penibel geschoren wie der Rasen in Wimbledon. In seiner Fliegersonnenbrille spiegelten sich die feurigen Sonnenstrahlen.
    »Ist das FBI in die Ermittlungen eingeschaltet worden?«, fragte ein Reporter.

    Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein. Ein Eingreifen der Bundespolizei ist nach Lage der Dinge nicht erforderlich. Das San Francisco Police Department arbeitet mit Hochdruck an der Klärung des Todes von Ms. McFarland.«
    Tang bugsierte Jo um die Pressemeute herum. »Donald Dart, Polizeisprecher. Wenn der hier antanzt, bedeutet das, dass sich die oberen Ränge von oben bis unten mit Öl einschmieren, um so schnell und unversehrt wie möglich aus dem Fall rauszurutschen.«
    Ein anderer Reporter hakte nach. »Aber was ist mit dem Angriff von heute?«
    »Wir gehen von Einbruch und Körperverletzung aus. Die Suche nach dem Angreifer läuft noch.«
    Hinter Dart stand ein zweiter Mann, die Hände hinter den Rücken gefaltet. Sein kahler Schädel war sonnengebräunt. Er kaute heftig auf einem Kaugummi und gab sich furchteinflößend.
    Als sein Blick auf Tang fiel, kam er herüber.
    »Dauert nur eine Minute«, sagte sie zu Jo.
    Der Glatzkopf nahm sie beiseite.
    Jo hielt Lieutenant Amy Tang nicht für streitlustig. Sie war stur und unnachgiebig, aber sie drosch nicht vor Wut um sich. Wenn sie herausgefordert oder in die Enge getrieben wurde, zog sie sich in ihr Stachelkleid zurück wie ein Igel.
    Und genau das schien sie jetzt zu tun, als sie mit dem Glatzkopf redete, der sie um mehr als einen Kopf überragte.
    Jo konnte nicht hören, was er sagte, doch es war zu erkennen, dass er jedes Wort sorgfältig artikulierte. In Tangs

Weitere Kostenlose Bücher