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Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby

Titel: Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Stürzte sich auf ihn, drückte ihn an mit aller Kraft an sich.
    Rasch beendete sie das Telefongespräch. »Bis später, Tang.«
    Nachdem sie abgeschaltet hatte, legte sie Gabe die Hand auf die Brust. Sie versuchte sich zu beruhigen. Und scheiterte heldenhaft. Er bugsierte sie hinein.
    »Willkommen zurück auf trockenem Land, Sergeant.« Sie strahlte. Am liebsten wäre sie auf und ab gehüpft. Stattdessen stellte sie sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
    Er zog sie mit sich. »Wo ist Sophie?«
    »Oben im Gästezimmerbett.«
    Nervös spähte er die Treppe hinauf und schlug sich mit der Baseballmütze in seiner Hand gegen den Oberschenkel. »Ich habe Dawn nicht erzählt, wo du wohnst. Das schwöre ich.«
    »Daran hab ich auch nie gezweifelt.«

    Wieder klatschte er sich die Mütze ans Bein. »Vielleicht hat sie es irgendwie aus Sophie rausgekriegt. Und ich möchte gar nicht dran denken, dass sie mir hierher gefolgt sein könnte.«
    »Jetzt spielt es sowieso keine Rolle mehr.«
    Jo wollte ihn packen und das Gesicht in seinem warmen Hemd vergraben.
    Doch er schlich im Flur herum wie eine hungrige Katze. »Hat sie dich belästigt?«
    »Ihr ging es vor allem darum, rechtzeitig zur Arbeit zu kommen. Deswegen hat sie Sophie hergebracht.«
    »Ja, hat sie einfach rausgeschmissen.« Er blieb stehen. »So ist es doch. Hat einfach ihre Kleine rausgeschmissen.« Heiße Flecken zogen sich über seine Wangen und den Hals, wie mit einem brennenden Pinsel hingetupft. »Zum Glück warst du zu Hause. Wer weiß, was sie gemacht hätte, wenn sie dich nicht angetroffen hätte.« Grob fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. Sah sie an. »Was ist?«
    In Jo ging alles wild durcheinander: ihre psychologische Ausbildung, ihr Wissen über die Dynamik in zerstrittenen Familien. Ihr war klar, dass sie sich besser nicht in eine zerrüttete Beziehung einmischte. Aber sie musste es ihm sagen. Ohne ihren eigenen Ärger zu zeigen. Wenn sie seinen Zorn anstachelte, verschlimmerte sie damit nur die Lage.
    »Ich war nicht zu Hause. Ferd war da.«
    Manchmal hatte sie schon erlebt, dass Gabe aussah, als könnte er einen Mann mit bloßen Händen erwürgen. Es war seine Körpersprache, sein Ausdruck, die unnachgiebige Härte seines Blicks. Die Ausstrahlung kompromissloser Selbstsicherheit: Leg dich bloß nicht mit mir an.

    Jetzt war es wieder so, und zum ersten Mal erkannte sie, wie tief diese Haltung in ihm verwurzelt war. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, und sie musste den Impuls unterdrücken, vor ihm zurückzuweichen.
    Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. In seinem Gesicht arbeitete es. Einen langen Moment blieb er still wie ein Steinrelief. »War sie high?«
    »Nicht offensichtlich.«
    Er schaute sich um, aber Jo wusste, dass er nichts von seiner Umgebung wahrnahm, auch sie nicht.
    »Das macht sie nie wieder, das lass ich nicht zu.«
    Jo flüsterte: »Gabe, ich weiß nicht, ob du das bestimmen kannst.«
    Von oben kam eine Piepsstimme. »Daddy?«
    Gabes Blick löste sich von Jo. Als er die Treppe hinaufsprintete, packte er das Geländer, als wollte er es würgen. Jo blieb unten. Die schwarze Hitze in Gabes Augen hatte sie so sengend durchbohrt, dass sie fast zitterte. Sie hatte noch nie erlebt, wie er wirklich war. Hatte es sich nur eingebildet. Er hatte ihr immmer nur die Fassade gezeigt, das eingeübte Starren, das zur Abschreckung von Feinden diente.
    Doch gerade eben hatte sie ihn völlig nackt gesehen. Eine Kernschmelze. Eine rabiate, außer Kontrolle geratene Gewalttätigkeit.
    Sie wollte ihm nicht die Treppe hinauf folgen.
    Also ging sie hinüber ins Wohnzimmer. In den Nachrichten war man von den Nadelstichen gegen Jo zur Analyse alter Fotos von Tasia mit Robert McFarland übergegangen. Der Lauftext unterm Bild lautete jetzt: Kontroverse über Polizeipsychiaterin im Fall Tasia McFarland.

    Sie schaltete den Fernseher ab und starrte durch das Eckfenster hinaus auf die Schatten, die im Wind über den Gehsteig huschten.
    Eine Minute später trug Gabe seine Tochter herunter. Ihr Kopf lag auf seiner Schulter, die Augen glasig vom Fieber.
    »Bald geht’s dir wieder besser, Kiddo«, sagte Jo.
    Sophie lächelte.
    Gabe steuerte direkt auf den Ausgang zu. »Jetzt bringen wir dich heim, Cricket.«
    Jo öffnete ihnen die Tür. Sein Ausdruck war so bedingungslos beschützend und so gequält, dass Jo der Atem stockte.
    Und zum ersten Mal fielen ihr die Prellungen an seinem Hals und das beginnende blaue Auge auf. Und unter dem Ärmel, der

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