Die Buße - Gardiner, M: Buße - The Liar's Lullaby
Gesicht stand ausdruckslose Leere.
Vor den Mikrofonen beendete Dart seine Ausführungen.
»Das wäre fürs Erste alles. Danke.« Damit wandte er sich von den Medienvertretern ab. Mehrere Reporter riefen ihm Fragen nach, aber keiner folgte ihm. Schließlich erloschen die Lichter, und die Kameras wurden abgeschaltet. Er näherte sich dem Glatzkopf und Tang.
Tang wurde etwas lauter. »Weil es eine laufende Untersuchung ist.«
Ungerührt kaute der Glatzkopf weiter.
Tang schüttelte den Kopf und ließ die beiden stehen. »Ich leg die Sache meinem Captain vor«, warf sie über die Schulter.
»Wir haben schon mit ihm geredet«, antwortete der Glatzkopf. »Laufen Sie nicht weg, Lieutenant.«
Tang fegte an Jo vorbei. »Verschwinden wir.«
»Lieutenant, die Sache ist nicht mehr in Ihrer Hand.« Der Mann mit der Glatze hatte die Hände in die Hüften gestemmt und machte einen unverhohlen zufriedenen Eindruck.
Jo trabte los, um Tang einzuholen. »Warte, Amy.«
Die sinkende Sonne sprenkelte ihr Gesicht blutrot. »Feiglinge.«
»Was ist los?«
»Das ist Captain Chuck Bohr, einer meiner Vorgesetzten. Er hat den Fall übernommen.«
Jo spähte über die Schulter. Bohr und Dart plauderten. Dart strich sich über den Schnurrbart. Er sah aus wie ein Komparse aus Reno 911!.
»Die haben mich abserviert.«
»Sie haben dich von dem Fall abgezogen?«
»Nein, aber so gut wie. Sie übernehmen offiziell die Leitung, um ihn nach oben diplomatischer zu handhaben. So
diplomatisch, bis nichts mehr davon übrig ist.« Sie nahm ihre Zigaretten heraus. »Aber da haben sie sich geschnitten.«
»Was ist los? Was ist das für ein neuer Schock?«
»Letzte Woche war die Tour Bad Dogs and Bullets in Washington. Tasia und die Band haben zentral im Four Seasons gewohnt. Aber die Boulevardblätter haben gerade ein Handyfoto veröffentlicht, das jemand in der Bar des Hyatt in Reston, Virginia, gemacht hat. Tasia lässt sich vom Barkeeper eine Flasche Stolichnaya geben.«
»Das ist doch kein Schock«, erwiderte Jo.
»Kurz darauf hat dieselbe Person einen Mann fotografiert, der das Hyatt über die Laderampe verlassen hat.«
Sie gingen bergabwärts. Jo breitete die Hände aus. Und?
»Es war Nacht. Aber die Presse hat das Foto vergrößert. Es ist zweifellos Robert McFarland.« Tang zündete sich die Zigarette an. »Der Präsident auf Abwegen.«
KAPITEL 21
»Könnt ihr beweisen, dass sie sich getroffen haben?«
»Ich hatte schon befürchtet, dass du mich das fragst«, antwortete Tang.
»Aber du glaubst nicht, dass Tasia und der Präsident zu einem Strickwettbewerb im Hyatt waren.«
»Nein. Sie hatten ein privates Gipfelgespräch.«
Jos Puls donnerte durch ihre Adern. »Gestern Abend bei der Pressekonferenz im Weißen Haus wollte ein Reporter wissen, ob McFarland in letzter Zeit mit Tasia geredet hat. Er hat verneint.« Sie sann noch mal nach. »Ganz sicher, er hat Nein gesagt.«
»Er hat gelogen.«
»Das heißt …«
»Sprich es bitte nicht aus«, unterbrach sie Tang. »Es heißt, dass du mit den Fingern in eine Steckdose fassen wirst.«
Tang hatte Recht. Die Konsequenzen brandeten über Jo hinweg wie eine Wasserwand. Beklommenheit und Erregung durchzuckten sie. »Soll ich einfach bei der Zentrale im Weißen Haus anrufen, oder kannst du mir die Nummer der Privatsekretärin des Präsidenten besorgen?«
Searle Lecroix um ein Interview zu bitten war ein Kinderspiel gewesen. Ein Klacks. Ein Gespräch mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten in der Absicht, ihn direkt nach dem Treffen mit seiner ersten Frau zu fragen, die drei Tage später mit seiner Waffe getötet wurde, war ein ganz anderes Kaliber. Genauso gut hätte sie versuchen können, eine Interkontinentalrakete im Flug mit dem Lasso einzufangen.
Tang verließ Jo vor dem Medical Center, nachdem sie ihr eine Liste von Namen und Telefonnummern aus dem Weißen Haus gegeben hatte. Jo ließ den Blick bergab schweifen, über die helle Steinkirche St. Ignatius, die University of San Francisco und die bewaldeten Hügel des Presidio bis zur Golden Gate Bridge. Wie Quecksilber leuchtete die Bucht in der tiefen Sonne.
Sie zückte das Telefon. Sie konnte ja schlecht McFarland auf Facebook kontaktieren, einen Kommentar auf dem Twitter-Feed der First Lady hinterlassen oder durch den Rosengarten im Weißen Haus brechen und ans Fenster des Oval Office klopfen.
Sie räusperte sich. Sie war Profi. Sie hatte die Pflicht und die Befugnis, so zu handeln. Sie gab die Nummer der Zentrale
Weitere Kostenlose Bücher