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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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Ihr Komitee oder was
auch immer – wenn Sie möchten, gebe ich Ihnen
anschließend Gelegenheit, ungestört Funkkontakt
aufzunehmen.«
    Ich nickte. »Einverstanden.«
    »Gut«, sagte Reid. Er ließ den Blick in der
Runde schweifen. »Jetzt aber zur Sache. Falls Sie mit den
Menschen hier Handel treiben wollen, würde es sich für
Sie auszahlen, wenn Sie sich zunächst an uns wenden.
Talgarth hat einen Gerichtshof, der mittlerweile auch von anderen
Gerichten als… als letzte Instanz akzeptiert wird, und
zwar vor allem bei Mensch-Maschine-Problemen. Dee und ich leiten
die größte Schutzagentur, die amüsanterweise auch
mit Ihnen vertragseinig geworden ist. Tamara genießt hohes
Ansehen bei einer bedeutenden Bevölkerungsgruppe, von der
Macht, von einem Moment auf den anderen einen Generalstreik
auszurufen, ganz zu schweigen.«
    Tamara breitete lächelnd die Arme aus. »Das
würde ich nicht sagen.«
    »Sie sind zu bescheiden«, meinte Reid. »Wir
haben hier nicht das Sagen, wir stimmen nicht in allen Punkten
überein, und ich habe viel weniger Macht als vor dem
Erscheinen all der ehemaligen Toten.« Er lächelte
sarkastisch. »Jeder Einzelne von uns aber könnte
entscheidenden Einfluss auf Ihr Verhältnis mit den Menschen
und Maschinen dieser Stadt nehmen oder sogar einen Bruch
herbeiführen – das ist keine Drohung, sondern eine
bloße Tatsache. Vermutlich nehmen Sie dort, wo Sie
herkommen, eine ähnliche Stellung ein.« Um seine Augen
bildeten sich Fältchen. »Oder habe ich es bloß
mit einem Haufen einfacher Kosmonauten zu tun?«
    »In gewisser Weise schon«, sagte ich. »Wir
haben keinen besonderen Status, aber wir haben das Mandat,
Verhandlungen zu führen und alle Schritte zu unternehmen,
die wir für notwendig erachten.«
    »Im Namen von dreißig Milliarden Menschen?«,
fragte Reid und musterte mich durch gesenkte Augenlider und eine
Qualmwolke hindurch. Irgendwo schaltete sich ein Ventilator
ein.
    Ich zuckte die Achseln. »Mehr oder weniger, und zwar in
dem Sinne, dass wir ihnen Rechenschaft schulden und sie für
unser Vorhaben gestimmt haben.«
    »Und was haben Sie vor?«, fragte Reid betont
beiläufig.
    Ich trank einen Schluck Whisky mit Wasser. An den Geschmack
konnte man sich gewöhnen. Malley beschäftigte sich mit
seiner Pfeife, Suze betrachtete ihre Fingernägel.
    »Wir sind hierher gekommen«, antwortete ich
vorsichtig, »um sicherzustellen, dass die Schnelldenker auf
dieser Seite des Wurmlochs keine Bedrohung für uns
darstellen, so wie wir dafür sorgen, dass die Schnelldenker
auf unserer Seite keine Bedrohung für Sie
darstellen.«
    Reid und Talgarth beugten sich gleichzeitig vor, beide mit dem
gleichen wachsamen und vorsichtigen Gesichtsausdruck.
    »Was soll das heißen?«, fragte Talgarth.
    »Wilde…« Ich schüttelte den Kopf.
»Der andere Wilde, der, den Sie Jay-Dub nennen. Er hat uns
gesagt, die Frage der ›Roboterrechte‹ sei
verknüpft mit der Wiederbelebung der Schnelldenker und bei
seinem Aufbruch habe es so ausgesehen, als ob sich die Verfechter
dieser Position durchsetzen würden. Natürlich waren wir
besorgt. Ich muss sagen, ich habe von Tamara mit Erleichterung
vernommen, dass Sie diesem Ansinnen bislang Widerstand
entgegensetzen.«
    »Welche Garantien würden Sie akzeptieren?«,
erwiderte Reid.
    Bloß ihre Vernichtung, dachte ich. »Was
können Sie anbieten?«, fragte ich. Reid war sich sehr
wohl bewusst, dass ich seine Frage nicht beantwortet hatte,
drängte jedoch nicht weiter in mich. Er beugte sich vor, die
Ellbogen auf die Knie gestützt, die Finger mit der Zigarette
an den Lippen. »Wie steht es mit meiner…
unserer… nach wie vor gültigen Überzeugung, dass
es gefährlich wäre, mit ihnen
herumzuexperimentieren?«
    »Sie haben bereits einmal mit ihnen
herumexperimentiert«, sagte ich. »Und die Folgen
waren, jedenfalls was Sie angeht, ausgesprochen positiv –
Sie haben den Kontakt zur Erde wiederhergestellt, Sie haben
Bevölkerung hinzugewonnen, die Ihren Wohlstand anscheinend
vermehrt hat, Sie haben… Jay-Dub durchs Wurmloch geschickt
und so weiter. Ich habe nicht mehr viele Erinnerungen an den
Kapitalismus, aber einige von uns schon, und ich glaube, die
Vermutung ist zulässig, dass irgendwann die Versuchung, den
Geist abermals aus der Flasche zu lassen, ein paar nützliche
Antworten auf knifflige Probleme einzuholen und Ihrer Firma auf
diese Weise einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen,

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