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Die Cassini-Division

Die Cassini-Division

Titel: Die Cassini-Division Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken MacLeod
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ein paar peinliche Fragen
über sich ergehen lassen müssen.«
    »Geben Sie uns Bescheid, wenn Sie etwas in Erfahrung
gebracht haben«, sagte ich, notierte ihr unser Rufzeichen
und reichte ihr den Zettel zusammen mit dem Geld, das ich von
Graciosa her übrig hatte. »Danke für alles.
Sollte Ihnen jemand Schwierigkeiten machen, rufen Sie uns
an.« Ich deutete aufs Schiff, und sie lächelte –
dankbar für die moralische Unterstützung, jedoch nicht
ohne Skepsis. Es kommt häufig vor, dass Menschen die
Division unterschätzen, doch diesen Fehler macht jeder nur
einmal. Lächelnd berührte ich Suze an der Schulter.
    »Du warst großartig«, sagte ich. »Du
warst mir eine große Hilfe, und es war wirklich sehr
nachbarschaftlich von dir, dass du uns gefolgt bist.«
    »Obwohl es eigentlich gar nicht nötig war!«,
erwiderte Suze lachend. »Kein Abschied, Ellen. Ich komme
mit.« Sie legte die Hand auf eine Leitersprosse.
    »Was? Aber du kannst doch nicht
einfach…«
    »Doch, ich kann«, sagte sie selbstbewusst.
»Jedem Unionsmitglied steht es frei, sich der Division
anzuschließen, wenn ein Schiff in der Nähe ist, um es
aufzunehmen, und hier ist es.« Sie tätschelte den
Rumpf.
    Da hatte sie Recht. So lautete das Gesetz, doch angewendet
wurde es nur von erfahrenen Raumfahrern von den
Verteidigungskräften des inneren Sonnensystems, die sich
verbessern, und von Mitgliedern verschiedener
Verwaltungskomitees, die ihr Recht auf demokratische Einsicht
wahrnehmen wollten. Wir verfügten über große
Erfahrung darin, blauäugige Jugendliche von der Erde
abzuwimmeln, entweder mit Argumenten oder, wenn der Freiwillige
sich als nutzlos erwies, indem wir den Betreffenden mit
langweiligen Aufgaben behutsam desillusionierten.
    »Aber, Suze!«, rief ich. »Du hast hier eine
Aufgabe. Unter den NiKos geht irgend etwas vor – von diesem
ganzen Funkverkehr hatte niemand eine Ahnung. Du solltest deine
Kenntnisse besser dazu verwenden, herauszufinden,
was…«
    Sie hob die Hand. »Nein«, sagte sie. »Dazu
bin ich nicht mehr zu gebrauchen. Die NiKos haben mich mit dir
zusammen gesehen, und wir haben eben erlebt, wie rasch sich so
etwas herumspricht. Sie werden mir nicht mehr vertrauen, und wer
wollte ihnen das verdenken! Und wenn ihr wirklich dorthin fliegt,
du weißt schon, dann möchte ich mir das auf keinen
Fall entgehen lassen. Ich komme mit.«
    Und damit drehte sie sich um und kletterte behände die
Leiter hoch. Ich sah ihr nach, bis sie fast die Hälfte der
Leiter erklommen hatte, dann wandte ich mich an Carla. Sie
lächelte ironisch, als wollte sie sagen: Das kann ja
heiter werden. Mir fiel nichts Besseres ein, als die Achseln
zu zucken und die Arme auszubreiten.
    »So ist das Leben«, sagte ich, schüttelte den
Kopf und folgte meiner neuen Genossin die Leiter hoch ins
Schiff.

 
4
Der aktuelle
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Stand der Dinge
     
     
    DAS GERÄUSCH, MIT DEM SICH DIE LUKE hinter mir schloss,
war Musik in meinen Ohren. Tony Girard fasste mich bei den Armen
und ließ sich in eine Umarmung hineinziehen.
    »Es ist schön, wieder an Bord zu sein!«,
sagte ich, als ich ihn losließ, worauf er mit rotem Kopf
beiseite trat, um uns aus der Schleuse zu lassen. Die Innenluke
schloss sich hinter uns, dann ertönte ein kurzes,
gedämpftes Rauschen, als sich die Außenschleuse mit
Wasser füllte. Das Deck summte unter meinen
Füßen, die geschwungenen Wände des schmalen Gangs
umschlossen mich, und ich sog dankbar die vertrauten
Schiffsgerüche ein, die Ausdünstungen des Metalls, des
Plastiks und des Tangs, den Geruch der endlos wiederaufbereiteten
Luft und den des Wassers und der organischen Stoffe. »Das
war eine brillante Landung, das muss ich schon sagen.«
    »Schön, dass du wieder da bist«, sagte Tony.
»Zumal du deine Mission anscheinend erfolgreich
abgeschlossen hast.«
    Ich senkte die Mundwinkel. »Wilde wäre besser
gewesen. Der weiß, wie’s geht…«
    »Wer weiß schon, ob das noch immer funktionieren
würde. Mit Malley kommen wir auf lange Sicht weiter. Gute
Arbeit.«
    »Hoffentlich hast du Recht. Ich muss ihn erst mal
trocknen und sein Gehirn neu booten.«
    Tony lachte. »Zwei Tabletten von der Krankenstation
tun’s auch. Bei Aldringrad habe ich schlimmere Fälle
geborgen.« Er bedeutete mir vorzugehen. »Wer ist denn
die Kleine?«
    »Suze heißt sie«, sagte ich. »Ihren
Nachnamen kenne ich nicht. Sie hat sich soeben freiwillig
gemeldet. Ich bin ihr zufällig begegnet,

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