Die Catilina Verschwörung
keine schlechte Methode für einen jungen Mann, in der Politik anzufangen. Jede Menge Abenteuer und kein lästiges Betteln um Stimmen in den Volksversammlungen, was? Ich habe selbst viele ähnliche Aufträge erledigt, für Sulla.«
»So habe ich das noch gar nicht gesehen«, gestand ich.
»Du muss lernen, es so zu sehen, Decius«, sagte er ernst. »Aristokratisches Gebaren ist ja ganz wunderbar, solange man nur ans Regieren denkt, aber man muss den Kontakt zur Masse halten, wenn man etwas auf die Beine stellen will. Sogar Dummköpfe und Rüpel können einem von Nutzen sein.«
»Das muss ich mir merken.«
»Tu das. Umbrenus ist ein Bankrotteur, aber er hat uns bei der Mobilisierung der Gallier unschätzbare Dienste geleistet. Und Bestia wird sich als wahrhaft wertvoller Tribun erweisen. Natürlich habe ich als Konsul dasselbe vor wie Sulla: Ich werde die Tribunen wieder auf ihre eigentliche Größe reduzieren. Es war von Anfang an eine Schande, ihnen ein Vetorecht einzuräumen.«
»Absolut meine Meinung«, sagte ich. »Du sagtest eben, es gibt auch noch andere?«
»Ja. Da ist zum einen Publius Cornelius Lentulus Sura, der Praetor, und natürlich Gaius Julius Caesar.«
»Caesar? Ich kann mir gut vorstellen, dass er die Geldverleiher um die Ecke bringen will. Als Pontifex Maximus wird er unserer Revolution eine gewisse Würde verleihen, aber ist er auch verlässlich?«
Catilina zuckte die Schultern. »Man kann sich darauf verlassen, dass er sich um seine eigenen Interessen kümmern wird. Seine militärische Erfahrung ist für einen Mann seines Alters unbedeutend, und sein priesterliches Amt verbietet ihm den Anblick von Blut. Aber du kannst sicher sein, dass alle Omen zu unseren Gunsten ausfallen und alle Götter auf unserer Seite sein werden. Als Pontifex Maximus ist er für den Kalender zuständig. Er hat es in der Hand, die Amtszeit des Konsuls weit über die üblichen zwölf Monate auszudehnen.«
»Ah«, sagte ich, und mir dämmerte etwas. »Das wird dir jede Menge Zeit geben, die, sagen wir, notwendigen Maßnahmen zu treffen.«
»Einschließlich derer, dass die Konsuln des folgenden Jahres Männer meiner Wahl sind. Aber selbst wenn Caesar den Kalender manipuliert, kann es sein, dass ich mehr Zeit brauche.«
»Aber diese Konsuln werden doch deine Männer sein«, meinte ich. »Und im Auftrag des Senats können die Konsuln einen Diktator benennen.«
Ein breites Grinsen legte sich über sein Gesicht. »Ich wusste, du bist ein fixer Junge, Decius. Sechs Monate als Diktator, und ich werde den Staat reformieren und Rom wieder eine vernünftige Regierung geben. Eine Regierung der besten Männer, und du wirst einer von ihnen sein. Und alles wird absolut legal über die Bühne gehen, im Einklang mit unserer altehrwürdigen Verfassung. Dafür wird Hortalus schon sorgen.«
Rom hatte seit hundertneununddreißig Jahren keinen Diktator mehr gehabt, einen echten Diktator jedenfalls. Die Diktatur Sullas war verfassungswidrig gewesen. Die Vorstellung, dass Catilina sechs Monate lang das absolute Imperium innehatte, ohne hinterher für die Maßnahmen seiner Amtszeit zur Rechenschaft gezogen werden zu können, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Trotzdem war es vorstellbar, dass es in Rom Menschen gab, denen das lieber war als eine Defacto-Königsherrschaft durch Pompeius. Das brachte mich zur vordringlichsten Frage.
»Lucius, das hört sich alles ganz ausgezeichnet an. Dein Konsulat und eine anschließende Amtsperiode als Diktator werden die Rettung Roms sein. Aber was ist mit Pompeius? Selbst wenn wir die beste Jahreszeit wählen, in der er nur langsam marschieren kann, könnte er mit seiner Armee binnen sechs Wochen nach Erhalt der Nachricht von unserer Revolution vor den Toren der Stadt stehen. Was dann?«
»In Italien kann man sofort eine Armee aufstellen«, meinte Catilina. »Sullas entlassene Veteranen sind überall, und es gibt noch andere. Mach dir darüber keine Sorgen. Außerdem haben wir überall auf der Halbinsel Waffen versteckt. Sogar«, er gluckste, »im Saturn-Tempel.«
Ich riß die Augen auf. »Im Saturn-Tempel?«
»Ja. Kennst du einen besseren Ort? Er liegt mitten auf dem Forum, von wo aus meine Männer, wenn sie erst einmal bewaffnet sind, das Zentrum der Stadt kontrollieren können nicht zu vergessen den Staatsschatz. Unser größtes Versteck befindet sich in Cethegus’ Haus. Wenn sie sich dort bewaffnet haben, werden meine Leute losziehen und die Stadttore besetzen.«
Das war eine
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