Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
lilafarbener Spitze, an ihren Tisch treten. Von ihrem Mann Alphonse war keine Spur zu sehen.
    »Raymond … Wolltest du nicht an unseren Tisch kommen?«, sagte sie und bedachte den Händler mit einem strengen Blick.
    Raymond Dupont lächelte. »Henriette, ma chérie ! Du weißt doch, wie es heißt: Wo Frohsinn herrscht, da lass dich nieder! Ich freue mich außerordentlich, unsere schöne Witwe Feininger endlich wieder in guter Verfassung zu sehen. Mehr noch, wie mir ein kleiner Vogel ins Ohr gesungen hat, ist sie bereit zu großen Taten – meinen Glückwunsch, Madame!« Er hob sein Weinglas und prostete Isabelle zu.
    Isabelle lächelte, während sie sich fragte, woher er von ihren Plänen wusste. Bisher hatte sie doch noch niemandem davon erzählt, und Josefine und Clara vor ihrer Abreise bestimmt auch nicht. Oder hatte er diese Bemerkung einfach auf Verdacht gemacht, um Henriette zu ärgern?
    Henriette Trubert warf ihm einen abfälligen Blick zu, dann wandte sie sich an Isabelle. »Madame Feininger ist also in Feierlaune. Aber wen wundert’s? Wo Ihnen das Kunststück gelungen ist, Ihre zuckersüße Limonade an die Amerikaner zu verkaufen. Das ist doch besser, als alles den Ausguss hinabzuschütten, nicht wahr?«, sagte die Winzerin mit gespielter Freundlichkeit. »Ach, hier also sitzt mein lieber Kellermeister – solltest du nicht eher unseren Tisch beehren?« Der Blick, den sie ihm unter ihren stark geschminkten Lidern zuwarf, war zornig. Daniel hob sein Glas, als wollte er seiner Chefin zuprosten.
    Mit einem kleinen Schnauben ließ Henriette ihren Blick zu Gustave Grosse wandern, der daraufhin fast unmerklich nickte.
    »Die Amerikaner waren sehr glücklich über meinen Champa­gner«, erwiderte Isabelle, während sie sich fragte, ob sie sich den Blickwechsel zwischen Henriette und Grosse nur eingebildet hatte. »Aber Sie haben recht, Madame Trubert, zuckersüßer Champagner ist wirklich ein Relikt vergangener Tage. Wie Monsieur Dupont schon sagte, für die Zukunft habe ich ganz andere Pläne.« Sie warf dem Champagnerhändler einen verschwörerischen Blick zu.
    Die Winzerin zog spöttisch die Brauen hoch. »Wie ich höre, haben Sie ja noch nicht einmal einen Käufer für Ihre Trauben, und da sprechen Sie von Plänen ? Oder …« – ein Hauch von Hoffnung flackerte in Henriettes Augen auf – »soll das etwa heißen, Sie wollen mein Kaufangebot doch annehmen?«
    »Da müssen Sie etwas gründlich missverstanden haben.« Isabelle winkte ab, als hätte Henriette einen dummen Scherz gemacht. Voller Genugtuung beobachtete sie, wie sich die Miene der anderen sogleich wieder verdunkelte, und sie bemerkte, dass alle am Tisch dem Wortwechsel mindestens so gespannt folgten wie zuvor Michelines Fragen an Daniel, die Ernte betreffend. Micheline kicherte leise, von Ghislaine war ein beipflichtendes Knurren zu hören.
    Henriette, der die Antipathie, die ihr entgegenschlug, nicht entging, fixierte Isabelle mit einem scharfen Blick. »Das werden Sie bereuen«, sagte sie so leise, dass es nur die engsten Umsitzenden hören konnten.
    » Wenn ich etwas bereue, dann ist es die Tatsache, dass ich mir nach Leons Tod so vom Leben habe Bange machen lassen«, erwiderte Isabelle. »Doch damit ist’s vorbei. Einschüchtern lasse ich mich nicht mehr, weder vom lieben Gott noch vom Teufel – und von Ihnen schon gar nicht!« Sie erwiderte Henriettes Blick fest. »Und meine Trauben verkaufe ich auch nicht. Stattdessen werde ich mich ans Werk machen und den besten Feininger-Champa­gner aller Zeiten herstellen. Vive la Champagne!«, rief sie und erhob ihr Glas.
    »Vive la Champagne!«, fielen alle am Tisch mit ein.
    Henriette rauschte schnaubend davon.

30. Kapitel
    Das Fest war gerade erst vorüber, als Unruhe im Dorf aufkam. Fremde Kutschen rasten in viel zu hohem Tempo durch die engen Straßen von Hautvillers und den anderen Champagnerorten, als hätten ihre Insassen Angst, etwas zu verpassen. Aus New York kamen Weinliebhaber angereist, aus Venedig, aus Berlin und aus St. Petersburg. Alle wollten die ganz besondere Atmosphäre schnuppern, die nur eine Weinernte zu bieten hatte. Plötzlich sah man Gesichter, die man noch nie gesehen hatte: salopp gekleidete Journalisten, die über das hektische Treiben berichten wollten. Elegante Weinkenner, entzückte Schauspieler und wohlhabende Geschäftsleute, alle wollten sie der Traubenernte als Zaungäste beiwohnen, um später, wenn sie ein Glas Champagner in der Hand hielten, sagen zu können: Ich

Weitere Kostenlose Bücher