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Die Champagnerkönigin

Die Champagnerkönigin

Titel: Die Champagnerkönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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geöffnet wurde und eine blasse Frau mittleren Alters herausschaute. Ihr dünnes Haar war zu einem Dutt gesteckt, die Frisur hob die spitze Nase der Frau auf unattraktive Weise hervor. Um den Hals trug sie ein Maßband, und entlang der Knopfleiste ihrer Jacke steckte mindestens ein Dutzend Stecknadeln.
    Isabelle stellte sich vor und wiederholte ihren Spruch mit dem deutschen Willkommensbrauch.
    Die Frau schaute sie mit rotgeränderten Augen an. » Merci . Doch leider habe ich keine Zeit, mich zu unterhalten. Mir hat nämlich bisher noch niemand ein Weingut geschenkt, ich muss für meinen Unterhalt arbeiten.« Sie zeigte auf ihr Maßband, als würde das alles erklären.
    Isabelle packte Wurst und Käse betroffen wieder ein. »Ob ich Ihnen ein bisschen helfen kann? Zeit hätte ich …«
    Die Frau lachte bitter auf. »Das möchte ich auch gern mal behaupten können! Aber mein Tag hat leider nie genug Stunden. Und im Moment …« Sie seufzte. »Schon vor drei Wochen bekam ich den Auftrag, ein Abendkleid für Madame zu schneidern. Außergewöhnlich soll es werden.« Der ironische Unterton, mit dem sie über ihre Kundin sprach, ließ ahnen, dass sie auf dieselbe nicht sehr gut zu sprechen war. »Normalerweise bin ich um Ideen nicht verlegen, aber dieses Mal … Ich grübele und grübele, aber nichts!« Sie hob verzweifelt beide Hände.
    Isabelle dachte an die vielen Stunden, die sie auf Geheiß ihres Vaters in diversen Modeateliers zugebracht hatte. Das hier sollte eine ihrer leichteren Übungen werden! »Vielleicht fällt mir ja das eine oder andere dazu ein, wenn ich sehe, was für Stoffe Sie haben. Ich habe nämlich ein wenig Erfahrung, was modische Kleidung betrifft.« Lockend hob sie ihre Champagnerflasche in die Höhe. »Was halten Sie davon, wenn wir erst einmal ein Glas Champa­gner trinken? Das bringt unseren Ideenfluss bestimmt in Gang.«
    »Champagner?«, merkte die Schneiderin auf. Sie musterte Isabelle von oben bis unten, dann zuckte sie mit den Schultern. »Wenn es unbedingt sein muss …«
    Ende März sollte auf dem Weingut Trubert ein großes Fest stattfinden, erfuhr Isabelle, während die Schneiderin und sie am Champagner nippten. Madame Trubert und ihr Mann wollten das achtzigjährige Bestehen ihrer Champagnerkellerei feiern und dazu alle wichtigen Familien der Champagne einladen.
    Diese Truberts schienen in Hautvillers wirklich eine große Rolle zu spielen – so oft, wie ihr Name fiel, dachte Isabelle, während sie die Stoffballen, die auf einem großen Zuschneidetisch bereitlagen, begutachtete. Feine Brüsseler Spitze in einem Roséton. Dazu passende Bordüren in Weinrot. Ein maulbeerfarbener Samt. Futterstoff in einem mittleren Braunton – alles sehr gediegen und wertvoll, aber auch sehr langweilig.
    »Was ist denn das?«, fragte Isabelle und zeigte auf einen großen Korb, der unter dem Fenster stand.
    Blanche Thevenin winkte ab. »Ach das sind nur alte Stoffreste.«
    Doch Isabelle war schon in die Hocke gegangen und blätterte mit der rechten Hand durch die herrlich farbigen Stoffstücke.
    »Ich glaube, ich habe eine Idee.« Sie zog einen roten Stoffrest hervor und legte ihn neben ein Stück flaschengrünen Stoff, an dessen Längskante sie goldfarbenes Material anschloss.
    »Was sagen Sie dazu?«, fragte Isabelle triumphierend, nachdem sie etliche Bahnen auf diese Art drapiert hatte.
    »Ein Rock, bestehend aus lauter bunten Stoffstreifen?« Blanche Thevenin schnaubte. »Was ist denn das für eine dumme Idee! So etwas trägt man bei Ihnen in Deutschland vielleicht als Landestracht, aber nicht bei einem eleganten Fest hier in der Champagne. Es ist besser, Sie gehen jetzt, Madame. Ich habe wirklich Wichtigeres zu tun, als mit Ihnen meine Zeit zu vertrödeln.«
    Enttäuscht und verärgert zugleich verließ Isabelle das Haus. Vielleicht war ihre Idee wirklich unpassend gewesen, aber musste die Schneiderin derart ruppig reagieren? Wie schnippisch sie gewesen war! Nein, Blanche Thevenin würde wahrscheinlich keine Freundin werden, dabei fehlte ihr das so sehr. Die Vertrautheit unter befreundeten Frauen. Das Wissen, der besten Freundin alles anvertrauen zu können, das gemeinsame Kichern, die fröhlichen und die traurigen Zeiten. Damals, in Berlin, hatte sie die Freundschaft zu Clara und Josefine als selbstverständlich hingenommen. Wie wertvoll es war, Freundinnen zu haben, hatte sie erst erkannt, seit Hunderte von Kilometern zwischen den beiden und ihr lagen.
    Tief Luft holend, klopfte Isabelle an die

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