Die Chaos-Kompanie
Offizierin die Neuigkeit so ruhig aufzunehmen schien.
»Der Kompaniechef ... der dortige Kommandeur ist durchweg ... lasch darin gewesen, seine Neuzugänge zu überprüfen ...«
»Und in allem anderen auch, wie ich mich erinnere«, fügte die Frau Oberst grimmig hinzu. »Lasch ... das gefällt mir. Sie könnten eine Zukunft in der Öffentlichkeitsarbeit haben, Hauptmann. Bitte, fahren Sie fort.«
»Womöglich könnte sich die Situation auch ohne eine Intervention seitens des Hauptquartiers von selbst bereinigen«, sagte der Major in der Hoffnung, dem Makel zu entgehen, ihre Mitoffiziere ans Hauptquartier verraten zu haben. »Es geht das Gerücht, dass die turnusmäßige Dienstzeit des Kompaniechefs bald vorüber ist, und niemand rechnet damit, dass er sich noch einmal verpflichtet. Ein neuer Kompaniechef wird wahrscheinlich den Dingen aus reinem Selbsterhaltungstrieb Einhalt gebieten.«
»Vielleicht ... vielleicht auch nicht.«
»Wenn Sie sich Sorgen wegen der Neuverteilung der ... Problemfälle machen«, warf der Hauptmann hastig ein, »bin ich mir sicher, dass der natürliche Verschleiß ...«
»Ich dachte über unser Problem nach, Leutnant Scaramouche zu verurteilen«, unterbrach die Frau Oberst trocken. »Wenn Sie sich erinnern wollen, ist das der Gegenstand unserer Diskussion.«
»Ja ... natürlich.« Humpty war erleichtert, aber auch überrascht über den scheinbaren Themenwechsel.
»Was ich gerade sagen wollte«, fuhr Streitaxt fort, »war, dass ich angesichts dieser neuen Informationen glaube, dass Hauptmann Humptys früherer Vorschlag etwas für sich hat.«
Die anderen Offiziere benötigten einen Augenblick, ihrem Gedankengang zu folgen.
»Was ...? Sie meinen, Sie wollen ihn zu den Omegas versetzen?« sagte Major Josua.
»Warum nicht? Wie ich eben darlegte, sind Omega-Kompanien eine Tatsache in der Legion. Obwohl das Hauptquartier sie im allgemeinen als zu einfache Lösung für unsere Probleme auflöst, haben sie manchmal auch ihren Nutzen ... und das hier scheint mir einer dieser Fälle zu sein.«
Mit leuchtenden Augen beugte sie sich vor.
»Denken Sie darüber nach, meine Herren. Eine unangenehme, keinerlei Erfolge versprechende Aufgabe könnte gerade das sein, was es braucht, um unseren jungen Leutnant davon zu überzeugen, seinen Abschied zu nehmen. Wenn nicht, ist er zumindest weitab vom Schuss und außerstande, uns weiteren Kummer zu bereiten. Und niemand könnte uns vorwerfen, wir hätten ihm keine Chance zu tätiger Reue gegeben.«
»Aber der einzige freie Offiziersposten wird der eines Kompaniechefs sein«, protestierte der Hauptmann, »und diese Position verlangt den Rang eines Hauptmanns.«
»Dann befördern Sie ihn.«
»Ihn befördern?« sagte der Hauptmann, sich schmerzlich bewusst, dass sie über einen Rang sprachen, der seinem entsprach. »Wir sollen ihn dafür belohnen, dass er Mist gebaut hat? Das erscheint mir nicht richtig.«
»Hauptmann, würden Sie es für eine Belohnung erachten, das Kommando über eine Omega-Kompanie zu erhalten ... selbst wenn damit eine Beförderung verbunden wäre?«
Humpty unternahm keine Anstrengung, seine Grimasse zu verbergen.
»Ich sehe, was Sie meinen«, räumte er ein, »aber wird der Leutnant auch begreifen, dass er bestraft worden ist? Ich meine, er ist neu in der Legion. Vielleicht weiß er ja nicht einmal, was eine Omega-Kompanie ist.«
»Wenn nicht, dann wird er es lernen«, erklärte die Frau Oberst grimmig. »Nun, meine Herren? Haben wir unser Urteil gefällt?«
Mit dieser aus Verzweiflung heraus getroffenen Entscheidung wurde ein neues Kapitel in der bereits befleckten Geschichte der Weltraumlegion aufgeschlagen. Ohne es zu wissen, hatten die Offiziere des Kriegsgerichts soeben jener Gruppe einen Kopf, ganz zu schweigen von einer Seele und einem Geist, geliefert, die als der Omega-Mob bekannt werden sollte oder, wie die Medien sie gerne nannten, als Chaos-Kompanie.
Tagebuchdatei # 004
Kritische Stimmen haben behauptet, dass das Denken leitender Angestellter dazu neigt, Arbeit auszudehnen, um verfügbare Zeit nicht nur aus-, sondern überauszufüllen. Obwohl ich nicht versuchen will, die allgemeine Richtigkeit dieser Behauptung zu kommentieren, war das sicherlich während der Vorbereitungen auf unsere Abreise zum neuen Kommando meines Arbeitgebers der Fall.
Für meinen Arbeitgeber bedeutete dies unzählige Einkaufsexpeditionen, sowohl in persona wie auch per Computer. Wie der geneigte Leser in diesen Chroniken bemerken
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