Die Chaosschwestern sind die Größten!
geschlafen.«
»Warum warst DU denn wach, Remilein?«, frage ich neugierig. »Du schreibst doch gar keine Bücher, oder?«
Rema lächelt. »Nein, das überlasse ich eurer Mama.« Und dann seufzt sie noch mal. Ganz schrecklich.
Ich will gerade weiterfragen, denn wenn man schrecklich seufzen muss, hat das meist einen echt interessanten Grund, aber Bentje boxt mich in die Seite und flüstert unauffällig: »Ich weiß noch jemanden, dem wir helfen können, wenn das mit Livi nix wird.«
Ich überlege. Wen kann sie meinen?
»Rema?«, flüstere ich nach einer Weile zurück. »Wie sollen wir ihr denn beim Einschlafen helfen? Wir können doch nicht die ganze Nacht Schlaflieder für sie singen.«
Bentje guckt mich an, als hätte ich plötzlich türkisch geredet.
Dann grinst sie. »Ooo-boooh! Nein, die meinte ich eigentlich gar nicht. Aber das wäre auch eine tolle Idee!« Und dann flüstert sie wieder: »Wir könnten uns als Gespenster verkleiden und in ihr Zimmer schleichen und Schlaf Kindchen, schlaf singen, und danach …«
» Was wäre eine tolle Idee?« Livi guckt von ihren Spiegeleiern hoch und sieht ein bisschen misstrauisch aus.
Ich finde, die Großen sehen ziemlich oft misstrauisch aus. Blöd ist das.
»Gar nix!«, sage ich sofort. »Und überhaupt kommen auch gar keine Tiere dabei vor.«
»Dann ist ja gut!«, nickt Livi. Sie angelt nach dem Pfefferstreuer und beschäftigt sich wieder mit ihrem Teller.
Ich lehne mich geheim zu Bentje rüber. (Bentje und ich – na ja, und eigentlich auch Romy – haben nämlich einen Geheimklub. Deswegen müssen wir natürlich oft ganz geheim sein.) »Mann, Bentje!«, sage ich böse. »Manchmal hast du aber auch doofe Ideen. Wir wollen Rema doch nicht erschrecken. Wir wollen doch, dass sie einschläft. Und außerdem müssten wir dann auch erst deine Eltern fragen, ob du noch eine Nacht bei uns bleiben darfst.«
»Ah ja«, macht Bentje. Aber sie sieht ein bisschen enttäuscht aus. »Dann sollten wir vielleicht doch mit deiner Mama anfangen.«
»Mit meiner Mama?«, frage ich erstaunt. »Wir können doch nicht Schwester Christine für sie fertig schreiben.«
»Nein, aber wir könnten ihr mit anderen Sachen helfen«, meint Bentje. »Wir könnten ihr zum Beispiel Kaffee bringen oder Tee oder so, wenn sie schreibt. Das hat Rema doch auch gesagt. Dann braucht sie nicht selbst aufstehen und kann immer weiterschreiben. Und dann wird sie schneller fertig. Und das macht sie bestimmt glücklich.«
»Wir sollen ihr mitten in der Nacht Kaffee bringen?«, frage ich.
»Schreibt sie nicht auch mal am Tag?«, fragt Bentje. Dann überlegt sie. »Obwohl es lustiger in der Nacht wäre. Dann könnten wir uns für sie als Gespenster verkleiden und …«
»Was redet ihr dauernd von Gespenstern? «, fragt Rema plötzlich und kommt mit den letzten Spiegeleiern zum Tisch.
Uiiii, warum sieht sie denn dabei so gespensterfinster aus? Ich muss richtig schlucken.
Aber Rema – unsere liebe Rema – knallt die Pfanne auf den Tisch und guckt mich und Bentje noch finsterer an. »IHR schleicht doch nicht etwa nachts durch die Gegend?«
Livi lässt ihre Gabel sinken und guckt Rema erstaunt an. »Ist das der Grund, warum du nicht schlafen kannst? Weil jemand durch die Gegend schleicht?« Und ohne Remas Antwort abzuwarten, faucht sie uns auch schon katzenfauchig an: » KENNY ! BENTJE ! Das ist nicht mehr lustig!«
»Was ist nicht lustig?« Nun guckt auch noch Papa komisch.
Echt, ich finde, manchmal macht das Nettsein überhaupt keinen Spaß! Da gibt man sich Mühe und fängt stundenlang Frösche oder macht sich total liebe Gedanken, wie man Mamas helfen kann, und dann glotzen einen alle nur an, als hätte man Regenwürmer ins Müsli gemischt. (Und wenn die mich alle weiter so böse angucken, dann tue ich das morgen früh auch!)
Das Leben kann echt flatterfiese sein, wenn man die Kleinste in der Familie ist – das ist voll ungerecht! Wieso denken die nicht, dass Malea nachts als Gespenst durch die Gegend huscht? Mit ihrem Schäms-Bond-Tick schleicht die ja sowieso überall rum! Wieso denken die sofort, dass Bentje und ich das sind?
Ich schiebe meine Unterlippe vor und gucke auch mal so fiese, wie ich kann. Pah!
»Kenny und Bentje spielen nachts Gespenster«, behauptet Livi.
Daraufhin seufzt Rema – meine liebe, arme Rema – noch mal. Mindestens so tief, wie der alte Brunnen hinten in Walter Walbohms Garten ist.
»Das stimmt gar nicht!«, ruft Bentje zum Glück ganz schnell und guckt auch
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