Die Chaosschwestern sind unschlagbar - Mueller, D: Chaosschwestern sind unschlagbar
sage ich, öffne das Tor und schließe es wieder sorgfältig hinter mir.
Sein Blick fällt auf die Straße und – das kann man doch einfach nicht glauben! – jetzt reicht sein Grinsen vom rechten Ohrläppchen bis zum linken.
»Oh, guck mal, ist das nicht euer Huhn?«, fragt er.
Huhn?
Ach, du Elend! Da wackelt wirklich Aurora über den Gehweg, als mache sie mal eben einen kleinen Schaufensterbummel.
Oh nein, weiß etwa die ganze Stadt, dass wir ein Huhn haben? Wie peinlich!
Ich reiße mich zusammen und versuche, möglichst unbeteiligt zu gucken. »Das Huhn da? Nie gesehen.«
Aurora bleibt stehen, reckt ihren Kopf in meine Richtung und trippelt erfreut auf mich zu. »Tock-tock-tooock!«
»Huhu, Tessa!« Malea und Kenny folgen nicht weit hinter Aurora.
Und – das war so klar – da kommen auch noch Livi und Gregory. Warum muss ich nur dauernd meiner Familie über den Weg laufen? Ich hasse Kleinstädte!
»Ich schätze, die kennst du auch nicht?«, fragt Henry.
Ich werfe einen genervten Blick auf meine Schwestern. »Nee, nie gesehen. Ehrlich!«
Henry lacht.
»Ciao Tessa! Bis Montag in der Schule!« Und damit geht
er endlich rüber zur Apotheke, kommt mit neuer Tüte wieder raus, schwingt sich aufs Rad und ist weg.
Was für ein Tag!
»Ich muss jetzt Timmi Essen machen«, sage ich zu meinen Schwestern. »Aber wie wär’s, wenn ihr das nächste Mal dieses Huhn zu Hause lasst? Sonst könnt ihr ja gleich mit ihm an der Leine spazieren gehen!«
Ist doch wahr!
»Au ja!«, ruft Kenny und hopst begeistert in die Höhe. »Livi? Können wir im Hundeladen eine Leine für Aurora kaufen? Bitte!«
Oh Mann, meine Schwestern!
Klar hab ich sie alle lieb. Jede Einzelne. Sogar an dieses durchgeknallte Huhn hab ich mich gewöhnt. Aber das heißt doch nicht, dass ich sie bei jeder harmlosen Unterhaltung mit einem Jungen neben mir stehen haben möchte!
Überhaupt meine ganze verrückte Familie! Ein Glück, dass wenigstens ich so normal und extrem gut organisiert bin!
Ja, ein Glück, dass wenigstens ich mein Leben immer voll unter Kontrolle hab!
Ringelingelingdingdong! Ups – mein Handy!
»Hier ist Tessa-Tiara Martini? – Ah, hallo, Rema! Was sagst du? – WIE? Wie meinst du das, Javier ist mit Ramón bei uns im Haus ? – WAAAS? – Aber was machen die denn hier? – Klar, haben wir abgesprochen, dass er kommt … ähm … also … – Nein, Remi, natürlich hätte ich das noch Iris und Cornelius gesagt, aber es ist ja noch so lange hin und … – HEUTE? – Nein, wir hatten abgemacht am zwölften DEZEMBER! – Wie? Er hat dir meine SMS gezeigt? Und da habe ich am zwölften November geschrieben? Und das ist heute ? – Oh.«
Kenny
Ich finde es superschön, wenn es so richtig voll bei uns ist. Wenn alle durcheinanderreden. Und total viel Essen auf dem Tisch steht. Und keiner merkt, dass Bentje und ich nichts anderes als den Nachtisch essen. Und Mama die ganze Zeit zwischen Tiefkühltruhe und Herd hin und her rennt und immer noch mehr leckere Fertiggerichte auf den Tisch stellt und gar nicht dazu kommt, was Eigenes zu kochen. Und wenn Bentje sagt, dass sie gerne mal den Schuhplattler vormachen kann – das ist so ein Tanz, den Bentje mit ihren Eltern in den Sommerferien in Österreich gesehen hat. Und wenn sie dann auf ihren Stuhl steigt und anfängt, sich auf die Beine zu hauen und mit den Füßen zu stampfen und die Jungs lachen (auch wenn Dodo und Tessa nur mit den Augen rollen) und Mama Bentjes Vorführung nicht mal bemerkt und Rema vollauf mit Kauen und Freundlich-in-die-Runde-Lächeln beschäftigt ist und die Spanier »Si, si! Olé! Olé!« und so komische Sachen rufen und Walter Walbohm sagt, was für eine unheimlich nette Familie wir doch sind. Ja, das ist wirklich superschön! Schade nur, dass Papa nicht dabei ist und das auch genießen kann!
Bloß gut, dass Cornelius heute nicht hier ist«, wispert Rema zu Mama rüber.
Ich hab das aber genau gehört.
Mama nickt und flüstert zurück: »Das wäre seinem Blutdruck sicher nicht gut bekommen! Der Ärmste regt sich einfach zu schnell auf.«
»Ja, ja«, stimmt Rema leise zu. Und dann sieht sie die Knoblauchbrote, die Mama gerade frisch aus dem Ofen gezogen hat. »Ach, Iris, ob du mir davon noch mal ein kleines Stück reichen könntest? Mmmh!«
»Möchtest du auch eins, Kenny?«, fragt mich Mama.
»Nein danke«, antworte ich höflich und halte meine Hand auf meinen Bauch, so wie die Erwachsenen das immer tun, wenn sie pappsatt sind und Angst haben, dass
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