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Die Chorknaben

Die Chorknaben

Titel: Die Chorknaben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Wambaugh
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du könntest dich mit Niles davonstehlen, um Hasch zu rauchen. Ich paß' schon auf dich auf!«
    »Aber wer paßt auf die Aufpasser auf, Roscoe?« brüllte Baxter zurück.
    »Wer hat das gesagt?« schrie Roscoe, der mit einem Mal die einzelnen Stimmen nicht mehr auseinanderhalten konnte.
    »Juvenal«, erwiderte Baxter grinsend.
    »Was?« schnappte Roscoe, zusehends verwirrt.
    »Jetzt ist es Zeit zu trinken! Das stammt von Horaz, Roscoe«, brüllte Baxter wieder zurück.
    »Horaz! Horaz!« lallte Roscoe. »Ich habe bisher noch keinen Polizisten kennengelernt, der so heißt. Das ist sicher wieder einer von deinen schwulen Freunden, was?« Und mit seiner Flasche Bourbon – inzwischen zu drei Vierteln leer – fand Roscoe es nun an der Zeit, Baxter Slate seine dummen Lichter ein für allemal einzudreschen. Aber er mußte feststellen, daß seine Beine den Dienst versagten, und er fiel auf den Bauch, um ein paarmal schwer zu keuchen und dann sofort in tiefen Schlaf zu verfallen.
    »Ja, das waren noch Zeiten, Spencer«, ließ sich nun Carolina Moon von Spencers Nostalgie anstecken. »Damals waren wir noch zwei ganz schön wilde Fohlen, Ora Lee und ich. Weißt du noch, wie wir damals gesagt haben, wir täten mehr für das Wohl der Polizeibeamten als die gesamte Los Angeles Police Relief Association?« wandte Carolina sich an ihre etwas ältere Freundin, die jedoch inzwischen laut schnarchend im Gras lag.
    Achselzuckend fuhr Carolina fort: »Und als sie dann auf alle Polizeiautos den Slogan ›Wir schützen und dienen‹ klebten, haben wir uns auch so 'n Ding auf unseren Pontiac geklebt. Und das völlig zu Recht. Ora Lee und ich haben uns nämlich mal ausgerechnet, daß wir sicher mehr Polizisten geblasen haben als die gesamte Polizistenfrauen-Vereinigung.«
    »Unmöglich!« erhob Harold Bloomguard Einspruch.
    »Aber es stimmt«, entgegnete Carolina. »Es gibt in dieser Stadt siebentausend Polizisten, oder nicht? Und ich möchte wetten, daß darunter keine fünfhundert sind, die diesem Verein angehören. Oder habe ich etwa nicht recht, Spencer?«
    »Doch, doch«, bestätigte ihr Spencer, dem allmählich der Geruch seiner Toga selbst etwas unangenehm wurde. »Die meisten von denen sind doch richtige Damen, oder etwa nicht, Spencer? Die haben also im Höchstfall ein, zwei Polizisten mal geblasen?« fuhr Carolina mit ihrem Rechenex empel fort.
    »Nee, auf keinen Fall mehr«, nickte Spencer van Moot. »Meine Frau hat das nicht ein einziges Mal gemacht«, warf Pater Willie Wright ein. »Was mit zu meinen Problemen beiträgt.«
    »Seht ihr.« Carolina wandte sich an die versammelte Gemeinde. »Das heißt also, daß sie insgesamt auf höchstens achthundert kommen könnten. Meine Güte, und Ora Lee und ich haben ja allein in dem Sommer, in dem wir immer in der Nähe der Seventy-seventh-Station rumgehangen haben, mehr geschafft!«
    »Da unten arbeiten allerdings auch wirklich 'ne Menge Typen«, pflichtete ihr Spencer bei.
    Und so kamen sie schließlich überein, daß die zwei Mädchen auf jeden Fall der gesamten Polizistenfrauen-Vereinigung den Rang abgelaufen hatten. Während sich die Mädchen nun zu überlegen begannen, ob sie ihren Erfolgen in dieser Nacht nicht noch ein paar weitere hinzufügen sollten, kam Francis Tanaguchi vom Ententeich zurückgestolpert.
    »Kommt und seht mal, was ich gemacht habe!« kicherte der Witzbold unter den Chorknaben.
    »Was meinst du? Was meinst du?« wollte Wasmeinstdu-Dean wissen.
    »Aber doch nicht ausgerechnet jetzt«, flehte Spencer van Moot mit einem begehrlichen Seitenblick auf Carolina Moon.
    »Jetzt sofort!« drängte Francis Tanaguchi und schüttelte alle Chorknaben wach.
    »Was soll das alles? Was soll das alles?« wimmerte Wasmeinstdu-Dean.
    Carolina rappelte sich auf und stolperte hinter Francis her. Und auch alle anderen Chorknaben, einschließlich Spermwhales, gingen oder krochen auf den Ententeich zu, wo Roscoe Rules, auf dem Rücken liegend, friedlich schnarchte, während aus seinem Hosenschlitz eine große, weiße Ente hervorlugte.
    »Meine Fresse!« entfuhr es Baxter Slate.
    »Wie hast du das denn geschafft, Francis?« wollte Sam Niles wissen, der für einen Moment dermaßen beeindruckt war, daß er seine notorische Langeweile vergaß.
    »Das ist ja wirklich 'n Ding!« murmelte Spermwhale Whalen anerkennend, als er es schließlich doch noch geschafft hatte, wie ein Riesenbaby auf seinen zwei Beinen zu stehen.
    »Ich habe einfach 'ne Brotkrumenspur vom Wasser zu Roscoes

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