Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2
vor Schmerzen wimmernd, sah zu Flußwind, der trotz seiner Wunden bei Bewußtsein war. »Armer Mann«, sagte Tanis leise. »Goldmond. Ich sah sie sterben, Sturm. Ich konnte nichts tun.«
Sturm half dem Halb-Elf auf die Füße. »Wir haben die Scheiben«, sagte der Ritter mit fester Stimme. »Sie wollte es so, dafür hat sie ihr Leben gegeben. Sie sind bei meiner Ausrüstung. Bist du sicher, daß du stehen kannst?«
»Ja«, antwortete Tanis. »Wir haben die Scheiben, was auch immer sie uns bringen werden.«
Sie wurden von schrillen Schreien unterbrochen, als der zweite Topf mit Gossenzwergen an ihnen vorbeikam. Die Gossenzwerge schüttelten die Fäuste und verfluchten die Gefährten. Bupu lachte, dann stand sie auf und sah Raistlin besorgt an. Der Magier lehnte an der Topfwand, seine Lippen bewegten sich stumm, um einen anderen Zauber herbeizurufen.
Sturm spähte nach oben durch den Nebel. »Ich frage mich, wie viele oben sein werden«, fragte er.
Tanis folgte seinem Blick. »Ich hoffe, die meisten sind geflohen«, sagte er. Er hielt den Atem an und faßte an seine Rippen.
Plötzlich gab es einen Stoß. Der Topf fiel ein Stück nach unten, hielt mit einem Ruck an und begann dann langsam wieder zu steigen. Die Gefährten sahen sich beunruhigt an.
»Der Mechanismus...«
»... bricht entweder zusammen, oder die Drakonier haben uns erkannt und versuchen, ihn zu zerstören«, sagteTanis.
»Wir können nichts machen«, sagte Sturm bitter. Er starrte auf den Rucksack mit den Scheiben zu seinen Füßen. »Außer zu den Göttern zu beten ...«
Der Topf ruckte und fiel wieder. Einen Moment lang hing er schwebend im Nebel. Dann hob er sich von neuem langsam und zitternd. Die Gefährten konnten den Rand des Felsenriffs und die Öffnung erkennen. Quietschend, Zentimeter für Zentimeter, stieg der Topf nach oben. Die Gefährten unterstützten geistig jedes Glied der Kette, das sie nach oben trug, zu ...
»Drakonier!« kreischteTolpan.
Zwei der Kreaturen starrten auf sie herab. Tanis sah, wie sie sich zum Sprung vorbereiteten.
»Sie wollen springen! Der Topf wird das nicht aushalten!« knurrte Flint. »Wir werden zerschmettern!«
»Das könnte ihre Absicht sein«, sagte Tanis. »Sie haben Flügel.«
»Tretet zurück«, sagte Raistlin, der sich taumelnd erhob.
»Raist, nicht!« Sein Bruder hielt ihn fest. »Du bist zu geschwächt.«
»Ich habe noch Kraft für einen Zauber«, flüsterte der Magier. »Aber vielleicht geht es nicht.Wenn sie sehen, daß ich ein Magier bin, könnten sie vielleicht widerstehen.«
»Versteck dich hinter Caramons Schild«, sagte Tanis schnell. Der Krieger stellte sich mit seinem Schild vor seinen Bruder.
Der Nebel wurde so dicht, daß die Drakonier sie nicht erkennen konnten, aber sie auch nicht die Drakonier. Der Topf stieg im Schneckentempo nach oben, die Kette quietschte und ruckte. Raistlin stand hinter Caramons Schild, seine seltsamen Augen waren starr. Er wartete, daß sich der Nebel lüften würde.
Tanis spürte einen kühlen Luftzug an seiner Wange. Eine Brise wirbelte den Nebel für einen Moment auseinander. Die Drakonier waren nun so nahe, daß sie sich fast berühren konnten. Einer breitete seine Flügel aus und schwebte mit einem Schwert in der Klaue und triumphierend kreischend auf den Topf zu.
Raistlin sprach. Caramon bewegte sein Schild, und der Magier spreizte seine dünnen Finger. Eine weiße Kugel schoß aus seinen Händen und traf den Drakonier mitten an der Brust. Die Kugel explodierte und überzog die Kreatur mit einem klebrigen Gewebe. Sein Triumphgeschrei verwandelte sich in ein entsetztes Kreischen, als das Gewebe auf seine Flügel überwuchs. Er stürzte in den Nebel, sein Körper schlug beim Fall gegen den Rand des Eisentopfes.
»Da ist immer noch einer!« keuchte Raistlin und sank auf die Knie. »Hilf mir, Caramon, hilf mir, daß ich nicht umfalle!« Der Magier begann heftig zu husten, Blut tröpfelte aus seinem Mund.
»Raist!« flehte sein Bruder, ließ den Schild fallen und fing seinen halb ohnmächtigen Bruder auf. »Hör auf! Du kannst nichts mehr tun. Du bringst dich um!«
Ein befehlender Blick genügte. Der Kämpfer stützte seinen Bruder, als der Zauberer wieder etwas in der unheimlichen Sprache der Magie murmelte.
Der übriggebliebene Drakonier zögerte. Immer noch hörte er die Schreie seines fallenden Kameraden. Er wußte, daß der Mensch ein Magier war. Er wußte auch, daß er Magie widerstehen konnte.Aber er war noch nie auf solch einen
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