Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
Vom Netzwerk:
Er sah einmal hin, würgte und wandte sich ab.
    Was von Flußwind übriggeblieben war, hatte mit Menschlichem keine Ähnlichkeit mehr. Das Fleisch des Mannes war versengt. Die weißen Knochen waren deutlich sichtbar, wo Haut und Muskeln an den Armen geschmolzen waren. Seine Augen liefen wie Gallert an den entfleischten kadaverartigen Wangen herunter. Sein Mund war in einem stummen Schrei geöffnet. Sein Brustkorb war freigelegt, Fleischstücke und verkohlte Stoffreste klebten an den Knochen. Aber – das war das Schreckliche  – das Fleisch am Oberkörper war weggebrannt, die Organe waren enthüllt und pulsierten im roten Mondschein.
    Tanis sank zu Boden und übergab sich. Der Halb-Elf hatte Männer an seinem Schwert sterben sehen. Er hatte sie von Trollen in Stücke gehackt gesehen.Aber dies... dies war so entsetzlich anders, und Tanis wußte, daß dieses Bild ihn ewig verfolgen würde. Ein kräftiger Arm griff an seine Schulter und bot stummes Mitgefühl und Verständnis. Die Übelkeit ging vorüber. Tanis setzte sich auf, wischte sich den Mund ab, versuchte sich zum Schlucken zu zwingen und würgte schmerzhaft.
    »Bist du in Ordnung?« fragte Caramon besorgt.
    Tanis nickte, er brachte keinen Ton heraus. Dann drehte er sich um.
    »Mögen die wahren Götter Erbarmen zeigen! Tanis, er lebt noch! Seine Hand hat sich bewegt!« Sturm würgte.
    Tanis erhob sich und taumelte auf den Körper zu. Eine der verkohlten Hände hatte sich erhoben und griff in die Luft.
    »Bereite dem ein Ende!« sagte Tanis heiser. »Bereite dem ein Ende! Sturm...«
    Der Ritter hatte bereits sein Schwert gezogen. Er küßte den Knauf, hob die Klinge gen Himmel und stand vor Flußwinds
Körper. Er schloß die Augen und zog sich geistig in eine vergessene Welt zurück, wo der Tod in der Schlacht glorreich und gut war. Langsam und feierlich begann er ein uraltes solamnisches Todeslied.Während er die Worte sprach, die sich der Seele des Kämpfers annehmen und ihn ins Reich des Friedens tragen sollten, drehte er die Klinge des Schwertes um und legte sie auf Flußwinds Brust.
    Die Stimme des Ritters erstarb.
    Tanis spürte, wie ihn der Frieden der Götter wie kühles reinigendesWasser beseelte, seine Trauer linderte und das Entsetzen fortschwemmte. Caramon, der neben ihm stand, weinte leise. Der Mondschein beleuchtete die Schwertklinge.
    Dann sprach eine klare Stimme: »Hört auf. Bringt ihn zu mir.«
    Tanis und Caramon sprangen auf und stellten sich vor Flußwinds Körper, um Goldmond den Anblick zu ersparen. Sturm kam aus seiner inneren Reise wieder in die Wirklichkeit zurück. Goldmond stand an den goldenen, von den Monden beleuchteten Doppeltüren des Tempels. Tanis wollte etwas sagen, aber plötzlich spürte er die kalte Hand des Magiers an seinem Arm. Schaudernd riß er sich los.
    »Tut, was sie sagt«, zischte der Magier. »Tragt ihn zu ihr.«
    Tanis’ Gesicht verzerrte sich vor Wut beim Anblick von Raistlins ausdruckslosem Gesicht, seinen gleichgültigen Augen.
    »Tragt ihn zu ihr«, wiederholte Raistlin kalt. »Es ist nicht unsere Aufgabe, den Tod dieses Mannes herbeizuführen. Das ist Aufgabe der Götter.«

Eine schmerzliche Entscheidung - Das größte Geschenk

    T anis starrte auf Raistlin. Nicht ein Zucken der Augenlider offenbarte seine Gefühle – falls der Magier überhaupt Gefühle hatte. Ihre Augen trafen sich, und wie immer spürte Tanis, daß der Magier mehr sah, als für ihn sichtbar war. Plötzlich haßte Tanis Raistlin, haßte ihn mit einer Leidenschaft, die den Halb-Elf bestürzte, haßte ihn dafür, daß er nicht diesen Schmerz spürte, haßte und beneidete ihn zur gleichen Zeit.
    »Wir müssen etwas tun!« sagte Sturm schroff. »Er ist nicht tot, und der Drache könnte zurückkehren!«
    »Na schön«, sagte Tanis, seine Stimme kratzte in seiner
Kehle. »Hüllt ihn in ein Tuch ... Aber laßt mich einen Moment mit Goldmond allein reden.«
    Der Halb-Elf überquerte langsam den Hof. Seine Schritte hallten in der Stille der Nacht wider, als er die Marmorstufen zu dem weiten Portal hochstieg, wo Goldmond vor den glänzenden goldenen Türen stand. Er blickte zurück und sah seine Freunde Tücher aus ihren Rucksäcken um Baumäste für eine Trage wickeln. Im Mondschein war der Körper Flußwinds nicht mehr als eine dunkle formlose Masse.
    »Bring ihn zu mir, Tanis«, wiederholte Goldmond, als der Halb-Elf sie erreichte. Er nahm ihre Hand.
    »Goldmond«, sagte Tanis, »Flußwind hat schreckliche Verletzungen. Er liegt im

Weitere Kostenlose Bücher