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Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2

Titel: Die Chronik der Drachenlanze 1 + 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tracy Margaret; Hickman Weis
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und spielte nervös mit seinen Fingern.Alles war ruhig. Zu ruhig. Die Gewitterwolken ballten sich im Norden zusammen, aber es wehte kein Wind. Nicht ein Zweig knisterte, nicht ein Blatt rührte sich.
    Dann wich Raistlin langsam vom Brunnen zurück und erhob seine Hände, als ob er eine furchtbare Gefahr abwehren wollte.
    »Ich spüre es auch.«Tanis schluckte. »Was ist es?«
    »Ja, was ist es?« Tolpan blickte weiterhin eifrig in den Brunnen. Er sah genauso tief und dunkel aus wie die Stundenglasaugen des Magiers.
    »Holt ihn dort weg!« schrie Raistlin.

    Tanis, von der Furcht des Magiers und seinem wachsenden Empfinden, daß etwas Furchtbares geschehen würde, angesteckt, rannte zu Tolpan. Schon als er zu laufen begann, spürte er den Boden unter seinen Füßen erbeben. Der Kender stieß einen erschreckten Schrei aus, als die uralte Steinmauer des Brunnens einstürzte. Tolpan fühlte sich in die grauenhafte Schwärze gleiten. Er scharrte hektisch mit Händen und Füßen, um sich an den bröckelnden Steinen festzuhalten. Tanis sprang verzweifelt vor, aber er war zu weit entfernt.
    Flußwind hatte sich auch in Bewegung gesetzt, als er Raistlins Schrei gehört hatte, und den Brunnen schneller erreicht. Er konnte Tolpan noch am Kragen packen und ihn von der Mauer wegziehen, bevor die Steine in die Schwärze stürzten.
    Wieder erzitterte der Boden. Dann fuhr ein eiskalter Windstoß aus dem Brunnen und wirbelte Staub und Laub vom Hof in die Luft.
    »Lauft!« versuchte Tanis zu schreien, aber er würgte von dem widerlichen Gestank, der aus dem Brunnen fuhr.
    Die noch stehenden Säulen begannen zu wanken. Die Gefährten starrten ängstlich auf den Brunnen. Dann riß Flußwind seinen Blick fort. »Goldmond ...«, rief er. Er ließ Tolpan fallen. »Goldmond!« Er hielt inne, als ein hohes Kreischen aus den Tiefen des Brunnens ertönte. Der Ton war so laut und schrill, daß er das Gehirn zu durchbohren schien. Flußwind suchte hektisch nach Goldmond und rief immer wieder ihren Namen.
    Tanis stand wie gelähmt. Unfähig, sich zu bewegen, sah er Sturm, der sich mit dem Schwert in der Hand langsam vom Brunnen zurückzog. Er sah Raistlin – das gespenstische Gesicht des Magiers glänzte metallgelb, seine goldenen Augen rot im Schein des roten Mondes –, der etwas schrie, das Tanis nicht verstand. Er sah Tolpan mit weit aufgerissenen Augen zum Brunnen starren. Sturm rannte über den Hof, klemmte sich den Kender unter einen Arm und eilte auf die Bäume zu. Caramon lief zu seinem erschöpften Bruder, fing ihn auf und suchte irgendwo Schutz. Tanis wußte, daß etwas monströses Böses aus dem Brunnen erscheinen würde, aber er konnte sich nicht bewegen.
Die Worte »Renne, Dummkopf, renne!« schrien in seinem Gehirn.
    Auch Flußwind blieb neben dem Brunnen stehen. Er bekämpfte seine wachsende Furcht. Er konnte Goldmond nicht finden! Durch den Kender abgelenkt, hatte er nicht bemerkt, daß Goldmond auf den unzerstörten Tempel zugegangen war. Er sah sich wild um und kämpfte auf dem bebenden Boden um sein Gleichgewicht. Das hohe kreischende Geräusch, das Beben und Zittern des Bodens brachten verborgene alptraumhafte Erinnerungen zurück. »Tod auf schwarzen Flügeln.« Er schwitzte und zitterte, zwang sich dann, seine Gedanken auf Goldmond zu konzentrieren. Sie brauchte ihn, er wußte es – und nur er wußte auch, daß ihre Maske der Stärke nur ihre Furcht, ihre Zweifel und ihre Unsicherheit überdeckte. Sie würde sich schrecklich ängstigen, und er mußte sie finden.
    Als die Steine des Brunnens zu rutschen begannen, wich Flußwind zurück und erblickte Tanis. Der Halb-Elf schrie und zeigte nach hinten zum Tempel. Flußwind konnte ihn aber wegen des kreischenden Lärms nicht verstehen. Dann begriff er! Goldmond! Flußwind wollte ihr nachlaufen, aber er verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Knie.
    Dann wurde plötzlich der Schrecken aus dem Brunnen sichtbar  – der Schrecken seiner fiebrigen Alpträume. Flußwind schloß die Augen, um nichts mehr sehen zu müssen.
    Es war ein Drache.
     
    Tanis, dem alles Blut aus dem Körper zu weichen schien, sah auf den Drachen, der aus dem Brunnen brach, und dachte: »Wie schön ... wie schön ...«
    Schwarz und geschmeidig stieg der Drachen empor, seine glitzernden Flügel eng an die Seiten geschmiegt, mit glänzenden Schuppen. Seine Augen schimmerten rotschwarz in der Farbe geschmolzenen Steins. Seine Zähne blitzten weiß und böse auf. Die lange rote Zunge rollte sich

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