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Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition)

Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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sehnsüchtig.
    »Wer bist du?«, fragte Torak.
    Die blassen Wimpern flatterten. »Ich bin Dark.«
    Torak schnaubte verächtlich. »Wer kommt denn auf die Idee, dich so zu nennen?«
    »Niemand. Sie haben mich rausgeworfen, bevor ich einen Namen hatte, und ich hab mich für Dark entschieden. Ich dachte, vielleicht ändert sich dadurch etwas.«
    Torak kämpfte das aufkommende Mitleid sofort nieder. »Wenn du nichts mit Eostra zu tun hast, warum hat sie dich dann nicht umgebracht?«
    »Ich halte mir ihre Hunde und diese dämonischen Kinder mit meiner Schleuder vom Leib. So wie ich dir geholfen habe, als die Hunde dich angegriffen haben. Und Ark bewacht mich, wenn ich schlafe.«
    »Wer ist Ark?«
    Der weiße Rabe plusterte selbstbewusst die Federn auf.
    »Wenn Eostra dich hätte töten wollen, hätte sie eine Möglichkeit gefunden.«
    »Stimmt. Aber ich glaube, sie liebt ihre Macht. Für sie bin ich nur ein Stück Wild. Beute.« Er lächelte Torak wieder mit diesem eigenartig gedehnten Lächeln an. »Aber jetzt habe ich ja dich. Ich bin nicht mehr allein.«
    Torak wusste nicht, was er von dem Jungen halten sollte. Obwohl er so schmächtig war, hatte er es geschafft, Torak in seine Höhle zu schleppen, und er hatte ihn gut gefesselt. Wolf schnüffelte an den Fesseln herum, aber als Torak ihn in einer verstohlenen Mischung aus Grunzen und Jammern aufforderte, die an seinen Handgelenken anzuknabbern, leckte Wolf ihm nur die Finger.
    »Hast du Hunger?«, fragte Dark.
    »Nein«, log Torak. »Wer bist du? Wie bist du hierhergekommen?«
    Dark nahm eine halbe getrocknete Forelle aus seinem Mantel und knabberte daran herum. »Als meine Mutter mich in ihrem Bauch getragen hat, ist ein weißer Hase vor ihr hergelaufen, und so kam es, dass ich so geboren wurde.« Er fuhr sich durch sein Spinnwebhaar. »Meine Mutter hat gesagt, ich gehöre zum Schwanclan wie sie, aber als ich älter wurde, habe ich manchmal Dinge gesehen, und sie sagten, dass ich Unglück bringe. Meine Mutter hat mich beschützt, aber sie ist gestorben, als ich acht Sommer alt war. Am nächsten Tag hat Fa mich in die Schlucht gebracht. Ich dachte, er gibt mir meine Clantätowierung, aber er hat mich einfach hier zurückgelassen. Ich habe die Wegzeichen sauber gehalten, damit er mich wiederfinden kann. Er ist nie zurückgekommen.«
    »Warum hast du dich nicht selbst auf den Weg gemacht?«
    »Nein, das wäre verkehrt gewesen. Ich wusste, dass ich bleiben muss.«
    Torak dachte darüber nach. »Dann bist du … seitdem ganz alleine hier?«
    Dark zeigte auf die Steinwesen, die sich auf den Felsvorsprüngen aneinanderreihten. »Eins für jeden Mond.«
    »Aber … das muss sieben Winter her sein. Wie hast du überlebt?«
    »Es war nicht leicht«, sagte Dark und pulte eine Fischgräte zwischen den Zähnen hervor. »In den ersten drei Wintern hat jemand Essen für mich gebracht. Danach nicht mehr. Mir war kalt, bis ich angefangen habe, die Ochsenwolle einzusammeln. Einmal sind meine Zähne schlecht geworden. Sie haben wehgetan, bis ich ein paar davon mit einem Stein rausgeschlagen habe.« Er machte eine kleine Pause. »Ich war allein. Dann hab ich Ark gefunden. Ein paar Krähen haben an ihr rumgepickt, weil sie weiß war. Ich hab sie Ark genannt, das war das erste, was sie zu mir gesagt hat.« Er grinste. »Sie hat den Namen gern. Sie sagt ihn oft!«
    »Die ganze Zeit waren nur du und Ark hier?«
    »Und die Geister.«
    Wolf stand auf und trottete tiefer in die Höhle hinein. Dark drehte lauschend den Kopf.
    »Du … siehst Geister?«, fragte Torak.
    Dark nickte ruhig.
    Es war sehr still in der Höhle. »Hast du vorhin mit einem Geist gesprochen?«, wollte Torak wissen.
    »Ja. Mit meiner Schwester. Aber weil sie ein Geist ist, weiß sie nicht mehr, dass sie meine Schwester ist.«
    Torak spähte in die Dunkelheit. Er sah jedoch nicht mehr als Wolf, der dasaß und mit dem Schwanz über den Boden fegte. »Hast du den Geist von einem Mann gesehen, der aussieht wie ich? Langes dunkles Haar? Mit Wolfsclantätowierung?«
    »Nein. Wer soll das sein?«
    Torak gab ihm keine Antwort. »Wir sind doch im Berg? Im Berg der Geister?«
    »Ja.«
    »Gibt es noch andere Höhlen?«
    »Sehr viele. Mir gefällt die Flüsterhöhle, wegen der Geister. Aber seit sie sich die Höhle genommen hat, bin ich nicht mehr dort gewesen. Sie hat Dämonen mitgebracht und den kalten roten Stein.«
    Toraks Herz schlug schneller. »Wie kommt man da hin? In die Flüsterhöhle?«
    »Auf vielen Wegen.«
    »Bring

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