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Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition)

Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chronik der dunklen Wälder - Seelenwächter: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Mittwinter zusammenlebte. Alles war wohlvertraut: die mit Moos abgedichteten Wände aus Baumstämmen, das Dach aus Rentierhaut, das sich über dem Feuer zu den Sternen hin öffnete. Sie roch den Holzrauch. Sie hörte das Knistern der Flammen und das leise Gesumm von Stimmen.
    Bei deinem Stamm bist du sicher, sagte sie sich. Die dunkle Zeit ist vorbei, die Sonne ist wieder da. Der Rotwildclan hat sein Lager in der Nähe aufgeschlagen, und Torak ist…
    Sie setzte sich auf. In der Dunkelheit konnte sie ihn nicht sehen.
    Daran war nichts Ungewöhnliches. Weil die Tage immer noch kurz waren, wurde meistens nachts gejagt, im Licht des Mondes und des Ersten Baumes.
    Ringsumher saßen Leute, die ruhig und gelassen nähten oder Feuersteine bearbeiteten. Drei Monde waren seit der Nacht der Seelen vergangen. Für die Stämme des Weiten Waldes waren Eostra und die Schattenkrankheit nur noch eine Erinnerung.
    Renn streifte sich ihre Kleidung über und machte sich auf die Suche nach Dark.
    Sein weißes Haar schimmerte vom anderen Ende des Lagers herüber, wo er auf dem Rand der erhöhten Schlafstätte saß und sich auf eine Schnitzerei konzentrierte. Durrain, die Rotwildschamanin, unterhielt sich mit ihm, während sie mit einem Stück Holzkohle ein Muster auf eine Rentierhaut malte.
    Renn erkundigte sich, ob sie Torak gesehen hätten. Dark sagte, er glaube, dass er losgezogen sei, um die Wölfe zu suchen. Unvermittelt drehte Renn ihm den Rücken zu und tat, als wärmte sie die Hände am Feuer.
    »Was ist denn?«, fragte Durrain.
    »Nichts«, log Renn.
    Sie hatte es nicht für möglich gehalten, dass sie die Berge vermissen würde, und doch war es so. Sie vermisste jene ersten paar Tage in Darks Höhle; und später, die Zeit, die sie mit den Clans der Schwäne und der Berghasen verbracht hatten. Torak war nur sehr langsam an Körper und Geist genesen, aber sie war bei ihm gewesen. Er hatte ihr berichtet, wie Wolf ihn von den Toten zurückgeholt hatte, und von seinem Vater erzählt. Sie hatte ihm vom Streuner erzählt und von Saeunns letztem Geschenk, das sie ihr in den Bergen gemacht hatte. Sie hatten über Eostras Schamanenkunst gesprochen und waren zu dem Schluss gekommen, dass es das Erdblut aus dem Medizinhorn seiner Mutter gewesen war, das seine Weltseele beschützt hatte. Sie waren zusammen gewesen, als er dem Verborgenen Volk das Robbenamulett seines Vaters als Opfergabe dargebracht hatte; und als sie den Bergschamanen dabei geholfen hatte, die Dämonen in die Andere Welt zu jagen – und als sie auch noch geblieben waren, um eine Zeremonie für die Seelen der Tokoroth-Kinder abzuhalten; denn wären die Dinge anders gekommen, wäre auch sie zu einem Tokoroth geworden.
    Durch all das waren sie Seite an Seite gegangen, aber seit sie in den Wald zurückgekehrt waren, hatte sich das geändert.
    »Renn?«, fragte Dark.
    »Was?«, fauchte sie.
    »Sollen wir ihn suchen gehen?«
    »Ach, lass mich in Ruhe!«
    Ohne Darks verletztes Lächeln und Durrains vorwurfsvollen Blick zu beachten, stapfte sie davon, um ihren Bogen zu holen.
    »Ach, Renn.« Fin-Kedinn saß auf der anderen Seite des Feuers beim Pfeilemachen. »Würdest du mir damit helfen?«
    »Ich will jagen gehen.«
    »Mach das zuerst.«
    Sie schnaufte wütend und warf ihren Bogen auf den Boden.
    Ihr Onkel hatte die Erlenholzschäfte bereits geglättet und die Pfeilspitzen an ihrem Ende mit Sehnen befestigt. Neben ihm lagen zwei Haufen Waldhuhnfedern, nach linkem und rechtem Flügel sortiert. Immer drei davon band er an die Pfeilschäfte. Ein großer Hund schmiegte sich zutraulich an seine Wade.
    Fin-Kedinn erkundigte sich, warum Renn so wütend sei. Sie stritt es einfach ab.
    Warum, dachte sie, will er, dass ich es sage? Er weiß doch genau, was los ist. Torak scheint nie da zu sein. Und die ganze Zeit verbeugen sich die Leute vor mir, als wäre ich bereits die Rabenschamanin. Dabei bin ich das überhaupt noch nicht. Ich muss erst zustimmen.
    »Du bist schon eine ganze Weile zurück und hast noch nie gefragt, wie die Alte gestorben ist«, sagte Fin-Kedinn, als hätte er ihre Gedanken erraten.
    Ohne auf die Frage einzugehen, bearbeitete Renn einen Pfeil mit ihrem Messer. Sie ließ genau so viel Federn stehen, dass er gerade fliegen konnte.
    »Es geschah, kurz nachdem ich aus den Kahlen Bergen heruntergekommen war«, fing der Rabenführer zu erzählen an. »Sie hatte gewartet, bis sie sicher sein konnte, dass ich zurück war, um die Clans zusammenzuhalten. Sie suchte sich einen

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