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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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Fort aus. Wie Regentropfen, die vom Wind getrieben wurden, glitten unzählige Blutstropfen und kleine Rinnsale über Steine und Mörtel. Wo sie auf Fugen stießen begann das Mauerwerk brüchig zu werden und nach wenigen Sekunden nachzugeben. Wo sie aber einen der Soldaten erwischten, entbrannte ein kurzer aber heftiger Kampf, bei dem die Verteidiger erfolglos versuchten das Blut daran zu hindern bis zu ihren Augen, Ohren, Nasen und Mündern vorzudringen und sich von dort einen Weg ins Innere ihres Körpers zu bahnen. Unter Krämpfen und grässlichen Schreien starben die so Befallenen innerhalb weniger Sekunden. Erich musste nicht länger zusehen, um zu wissen, dass eine Handvoll unbewaffneter Männer ausgereicht hatte, um ein voll besetztes Fort dem Erdboden gleich zu machen. Wie der Scharif bediente sich Peifor dazu gewöhnlicher Menschen. Der eine Dämon gab ihren Knochen eine neue Form und verwandelte sie so in Waffen, der andere verwendete ihr Blut dafür. Egal welcher der beiden Dämonen gewinnen würde, die gewöhnlichen Menschen konnten nur verlieren. Und Erich ahnte, dass sich auch die Hürnin diesem Kampf nicht entziehen konnten.
    Er fragte sich wie so oft, was aus Amarill, Siroco, Sirr, Amal und Kern geworden war. Keine seiner Visionen hatte ihn in die Nähe des Scharif oder des Sommerfelds geführt und deshalb hatte es vielleicht überhaupt nichts zu bedeuten, dass er keinerlei Hinweise über ihren Aufenthaltsort oder ihren Gesundheitszustand hatte. Er hoffte, dass das ein gutes Zeichen war. Keine Nachrichten waren immerhin besser als schlechte.
    „Komm zu Dir, Junge.“, sagte plötzlich eine Stimme und Erich öffnete die Augen. Er lag an eine Wand des Ziegenstalls gelehnt und starrte in das Gesicht von Drigg, der sich über ihn gebeugt hatte um ihn aus seiner Vision zu holen. „Es ist Zeit aufzubrechen.“
    Erich fühlte sich irgendwie ertappt, auch wenn jeder wusste, dass er sich nicht aussuchen konnte, wann eine Vision zu ihm kam. Er rappelte sich auf und klopfte sich das Heu von den Hosenbeinen.
    „Was, jetzt gleich?“
    Sarn und der Halken hatten ihre ausgebesserte Reisekleidung an, aber sie sahen trotzdem nicht so aus, als ob sie sich gleich auf den Weg machen wollten.
    „Ja, jetzt gleich. Ich werde uns zur Burg Wacht bringen. Von dort ist es nicht mehr weit bis zu einem der Tore nach Drachall.“
    Erich nickte verwirrt und suchte sich seine Sachen zusammen. Während er sich seine Schuhe band, war Drigg zu den Ziegen gegangen, um sie ein letztes Mal zu streicheln. Wie junge Katzen schmiegten sich die Tiere an ihn und meckerten leise. Als er zu den Hürnin zurückkam, ließ er ihren Verschlag offen, damit sie mehr Platz hatten oder damit sie sich den Weg in die Freiheit suchen konnten, wenn Drigg nicht zurückkommen sollte.
    „Stellt euch etwas näher zusammen. Ja, so ist es gut.“
    Panik überkam mich.
    Ich begriff, dass Drigg nicht vor hatte die ganze Strecke bis nach Drachall zu laufen. Er würde sich und die Hürnin mit einem Zauber in diese Burg bringen, von der er gesprochen hatte und höchstens den Rest nach Drachall laufen. Aber damit würde er auch die Verbindung zwischen den Hürnin und uns Horndämonen kappen, so wie zuvor, als er Sarn und Erich zu sich in den Turm geholt hatte.
    Ich war nicht der einzige, der das begriff. Sarns Dämon Nuur machte sich sichtbar, bevor der Magier seinen Plan in die Tat umsetzen konnte. „ Wartet. “, sagte er hastig. „ Wir können nicht auf diese Weise reisen. Das würde uns von unseren Herren trennen. “
    „ Nicht mein Problem.“, antwortete Drigg kalt und verschwand mit den Hürnin in einem Sturm aus Feuer.
    Es war als würde die Hölle uns rufen. Von einem Moment auf den anderen wurde der tröstliche Schleier weggerissen, der auf den Augen einer uns feindlich gesonnenen Welt gelegen hatte und setzte uns ihrem erbarmungslosen Blicken aus.
    Hund heulte auf und begann ebenso fieberhaft wie erfolglos nach seinem Herrn den Halken zu suchen. Nuur brach unter dem Schmerz zusammen und auch ich konnte nicht mehr klar denken. Ich musste zu Erich! Ich wollte mein Dasein in dieser Welt nicht in einem Ziegenstall beenden. Ich musste …
    „ Määäh! “
    Hund war offensichtlich verrückt geworden. Er hatte sich unter die Ziegen gemischt und versuchte sie zu streicheln, oder irgend etwas anderes Unsinniges in der Art. Dann war er fort.
    Nuur und mir würde es in wenigen Augenblicken genauso ergehen, wenn nicht ein Wunder geschah.
    „ Määäh!“
    Eine

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