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Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
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ihn dabei zu unterstützen? Und warum setzte ich mein Leben aufs Spiel, um den Halken zu begleiten und Gilcris wiederzufinden? Die Worte der Flamme gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Er war Zufällen gefolgt hatte er gesagt und sie hatten ihn an einen Ort geführt, an dem er nicht enden wollte. Auch ich folgte dem, was man mir vorgab, obwohl ich nun die freie Wahl hatte. Würde auch ich an einem Ort enden, an dem ich nicht sein wollte? War das der Grund, der andere Dämonen dazu bewogen hatte ihre Herren zu verraten? Von dieser Warte aus betrachtet verlor der Verrat an Niederträchtigkeit, denn er war im Grunde nichts weiter als die Auflehnung gegen Sklaverei. Kann man jemandem, der die Wahl hat, vorwerfen, dass er Gebrauch von dieser Wahl macht?
    Ich hatte das Bedürfnis mit jemandem darüber zu reden, aber der Halken schien mir nicht der geeignete Kandidat dafür zu sein, Hund noch viel weniger. Um das drückende Schweigen nicht länger ertragen zu müssen, fragte ich den Halken, was er getan hatte, als Chiludes starb.
    „Der Schwarze Halken leitet die Sterbenden sicher in die nächste Welt.“, sagte er.
    „ Heißt das, du bist so eine Art Priester?“
    „ Nein. Der Schwarze Halken ist der Schwarze Halken.“
    „ Wurdest du so geboren oder hast du das gelernt?“, wollte ich wissen.
    „ Die Ahnen bestimmen wer ein Halken wird und wer ein Leyan oder ein Janon. Sie lehren, wenn es keinen anderen Lehrer gibt.“
    Ich überlegte gerade, was ich den Halken als nächstes fragen sollte, als er von sich aus weitersprach. „Es gibt drei Halken: Den Weißen Halken für die Geburt, den Grauen Halken für das Leben und den Schwarzen Halken für den Tod. Dass der Schwarze Halken aus Hornhus fort gesandt wurde ist ein gutes Omen. Hornhus wird nicht viele Totenbetten brauchen bis er zurückkehrt.“
    Ich weiß nicht, warum mir dieser pessimistische Gedanke kam, aber dass der Schwarze Halken in Hornhus nicht gebraucht wurde, konnte auch bedeuten, dass die Orks dort einen plötzlichen Tod finden würden und der Halken ihnen ohnehin nicht beistehen könnte. Während wir an einem brodelnden See vorüber kamen erzählte mir der Halken mehr über die Sitten der Orks. Für jede Lebenslage und jeden Anlass schien es jemanden zu geben, der sich darum zu kümmern hatte, sei es weil es von Geburt an seine Aufgabe war oder weil diese auf ihn übertragen wurde. Ich hatte die Orks nie für dumm gehalten, aber erst jetzt ging mir auf, wie vielschichtig ihre Kultur war. Alles hing irgendwie miteinander zusammen, jeder ging Verpflichtungen ein und musste dafür sorgen, dass die Balance zwischen dem was er gab und empfing nicht gestört wurde. Ich verstand nicht alles was der Halken mir erzählte, aber ich begriff, dass der Kampf nicht nur eine wichtige Rolle im Leben der Orks spielte, sondern das zentrale Element war. In den Augen der Orks war nur am Leben, wer kämpfen konnte – mit seinem Körper, seinem Verstand und seiner Seele.
    Obwohl der Halken unentwegt erzählte vergeudete er keine Zeit mit einer Rast und ich hatte Mühe mit ihm und Hund mitzuhalten. Fliegend wäre es ein Leichtes gewesen, aber meine Flügel waren noch zu nichts zu gebrauchen.
    Der Halken gab sich in seiner Eile auch keinerlei Mühe unentdeckt zu bleiben und so dauerte es nicht lange, bis ich in der Luft Gestalten entdeckte, bei denen es sich um Horndämonen handeln musste.
    Für den Moment genügte es den fliegenden Horndämonen uns aus gebührendem Abstand zu beobachten, aber wir konnten uns nicht darauf verlassen, dass es auch so bleiben würde. Und um wen auch immer es sich bei diesen Spähern handeln mochte, sie machten einen nervösen Eindruck und sie waren bestimmt nicht dort oben, um die Aussicht zu genießen.
    Es dauerte nicht lange, bis wir herausfanden, warum sie allen Grund hatten nervös zu sein.
    Der Halken, Hund und ich hatten gerade einen Wald aus Bäumen mit langen, fleischigen Blättern durchquert, als wir auf eine Stadt stießen, die sich auf der gegenüberliegenden Seite an eine Hügelkette schmiegte.
    Vor kurzem musste hier ein heftiger Kampf stattgefunden haben, denn die Dämonen auf den Straßen waren in heller Aufregung. Ich konnte sehen, wie einige versuchten ihre Häuser zu retten, die zwar nicht brannten, aber durch ein seltsames Glühen verzehrt wurden, während andere nach ihren Angehörigen suchten oder einfach nur ratlos herumstanden.
    Auf den ersten Blick erkannte ich, dass der Verwüstung ein einfaches System zu Grunde lag: Wer

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