Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)

Titel: Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Keller
Vom Netzwerk:
der Hut vor weiteren Angriffen und Kern war zielloser als je zuvor. Immer wieder hielt er an, um einen Schmetterling zu jagen, oder sich etwas aus Zweigen zu basteln und Sarn riss irgendwann der Geduldsfaden. Aber selbst als er Kern anschrie, ließ der sich nicht aus der Ruhe bringen.
    Abgesehen von Sarns Wutausbruch sagte eine ganze Weile lang keiner von ihnen etwas. Schließlich war es Erich, der aussprach, worüber auch Sarn schon die ganze Zeit nachgedacht hatte: „Das war kein Zufall, oder? Erst der Leichenwurm. Dann die Ratten. Die hatten es auf mich abgesehen.“
    „ Ich fürchte ja. Der Rat muss davon erfahren. Sprich mit niemandem darüber. Auch nicht mit Brogu!“
    Damit war alles gesagt, was es dazu zu sagen gab. Die Art und Weise wie Sarn sich abrupt abwandte, ließ keinen Zweifel daran, dass er nicht mehr darüber reden wollte. Erst als sie wieder in die unmittelbare Nähe von Hornhus kamen, wurde erneut gesprochen.
    Ein weiteres Hürninpärchen, das Erich als einen Steinmetz und seine Frau wiedererkannte, gesellte sich zu ihnen und begutachtete fachmännisch ihre Ernte.
    „ Nicht schlecht, nicht schlecht. Ich wusste gar nicht, dass es hier im Norden so viel zu finden gibt. Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir uns vielleicht doch mehr Mühe bei der Suche gegeben, nicht wahr?“ Er gab seiner Frau einen Klaps auf den Hintern von dem sie errötete.
    Sarn brummte nur etwas zur Antwort, aber den Steinmetz störte das nicht. Ihn würde heute gar nichts mehr stören.
    „Habt ihr diese Tiere gesehen, die durch das Moor gezogen sind?“, wollte der Mann leichthin wissen.
    „ Tiere?“
    „ Ja. Riesendinger. Ich habe sie mehr gehört als gesehen, aber von der Größe her würde ich sagen, dass es Wildschweine gewesen sein müssen. Es wird jedes Jahr schlimmer. Irgendwann kommen wir runter zur Ernte und sie haben uns schon alles weggefressen. Dann wüssten wir ja gar nicht mehr, was wir hier draußen noch machen sollen, nicht?“ Wieder gab er seiner Frau einen Klaps, die ihm daraufhin lachend mit dem Zeigefinger drohte.
    „ Wahrscheinlich haben die vielen Leute im Süden sie aufgescheucht, sie sind jedenfalls direkt von der Stadt her gekommen.“
    „ So wird es wohl sein, aber nein, wir haben nichts gesehen.“, log Sarn.
    „ So zerkratzt wie ihr ausseht, habt ihr ja auch für kaum was anderes Augen gehabt als für die Sumpfrosen. Was habt ihr gemacht? Seid ihr mitten durch die Büsche gelaufen?“
    Erich kam Sarn, dem deutlich anzumerken war, dass sein Geduldsfaden bald reißen würde, zu Hilfe.
    „Die schönsten Rosen wachsen eben an den am schwierigsten zu erreichenden Stellen.“, sagte er und gab damit dem Steinmetz das Stichwort für den dritten Klaps.
     
    Die nächsten Tage waren für Erich eine Zerreißprobe. Sarn hatte Bern und damit dem Rat davon berichtet, was passiert war, aber bis der eine Entscheidung treffen würde, wollte er mit Erich nur noch widerwillig über dieses Thema sprechen. Und er war der einzige, der ihm vielleicht einige Fragen beantworten konnte. In Sachen Riesenratten und Leichenwürmer war ich keine große Hilfe.
    „ Wer ist dieser Chilles? Warum hat Kern mich so genannt?“
    „ Ich weiß es nicht.“, antwortete Sarn kurz angebunden. „Ich kenne niemanden mit diesem Namen.“
    „ Was ist mit den Archiven? Könnte ich da vielleicht mehr darüber herausfinden?“ Erich sah Sarn flehend.
    „ Du willst wissen, ob du nachsehen darfst? Ja, du hast meine Erlaubnis dazu. So lange du mit niemandem außer Otto darüber sprichst, kann es nicht schaden, mehr darüber herauszufinden. Aber denk daran: Zu niemandem außer Otto und mir auch nur ein Wort!“
    Erich versprach es und machte sich auf der Stelle auf den Weg zu den Archiven. Außer dem Archivar traf er dort unerwartet auf eine schlanke Frau, die bei den Nachfahren von Elfen aufgewachsen sein musste und die er schon einmal irgendwo gesehen hatte. Das Grau ihrer Haut und die matt schimmernden schwarzen Haare verschwammen in den Schatten einer einzelnen Kerze, in deren Licht sie sich über ein Buch gebeugt hatte. Sie war schlank und ihre Bewegungen geschmeidig wie die einer Katze. Als sie Erich bemerkte, klappte sie das Buch zu und stellte es ins Regal zurück. Erich ging ein paar Schritte in die Archive hinein und erwiderte abwesend Ottos Gruß. Als er sich danach nach der Elfe umblickte, war sie verschwunden.
    „Was gibt es?“, wollte Otto wissen. „Du bist lang nicht mehr hier gewesen.“
    Erich erzählte Otto,

Weitere Kostenlose Bücher