Die Chronik der Hürnin (Das Alte Reich)
Fußspuren mit kleinen Pfützen wie es sie hier zu Abermillionen gab.
„Östlich des Felsens gibt es einen Birkenhain am Rand eines großen Sees. Er ist zwar ein ganzes Stück weit weg, aber wenn wir nur eine kurze Rast einlegen, müssten wir ihn vor Einbruch der Dunkelheit erreichen. Oder zumindest das Seeufer.“, sagte Sarn und wischte sich den Schweiß aus den Augen.
Erich stöhnte leise. Sarn sprach von der Einbruch der Dunkelheit, dabei war die Sonne noch nicht einmal aufgegangen. Sie hatten also noch einen ganzen Tag anstrengenden Wanderns über das sumpfige Gelände vor sich. Und er fühlte sich bereits jetzt wie nach einer Doppelschicht in den Pilzgärten. Seine Füße schmerzten, sein Rücken schmerzte und wie er auch versuchte den Rucksack auf seinen Schultern zurecht zu schieben, sie schmerzten ebenfalls.
Ich überlegte kurz, ob ich ihn darauf hinweisen sollte, dass Sarn mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatte und dass er im Gegensatz zu Erich bereits die ganze Nacht wach war, aber ich ließ es bleiben. Ich glaube nicht, dass ich meinem Herrn damit irgendwie geholfen hätte. Also versuchte ich ihn abzulenken, indem wir über Hornhus, Chulak und den Weg, der vor uns lag, redeten. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was Erich dabei alles erzählte und je länger wir unterwegs waren, desto unzusammenhängender wurden seine Sätze, bis er schließlich ganz verstummte. Er wollte mit seinen Gedanken allein gelassen werden.
Der Regen hatte nach einer Weile wieder etwas nachgelassen, aber es war immer noch stockdunkel und ich fragte mich, wie es Sirr möglich sein konnte zu sehen wo sie hin trat, geschweige denn auf ein bestimmtes Ziel zu zu laufen. Als sich der Himmel im Osten schließlich ein wenig aufhellte, freute sich Erich darüber, aber das trübe Licht machte es nicht besser, denn nun konnte er sehen, dass er manchmal einem Pfad folgte, der kaum breiter war als die Füße, die er darauf setzte. Meist war das Wort Pfad sowieso eine ziemliche Übertreibung. Hier, eine Tagesreise von Hornhus entfernt, verschwanden auch die letzten Spuren von Zivilisation, wie spärlich sie auch gewesen sein mochten. Hier draußen herrschte das Wasser und gebot über eine Armee aus aufgeweichter Erde, die die Hürnin zu verschlingen drohte, sollten sie sich auch nur einen einzigen Fehltritt leisten. Es gluckerte schlammig unter ihren Füßen, trommelte auf sie herab und drang von allen Seiten auf sie ein. Erich versuchte sich so gut es ging davor zu schützen, Sarn, Kern und der Halken ertrugen es stoisch wie Krieger, die wussten, dass es keine Möglichkeit zur Flucht gab und nur Sirr blieb gänzlich davon unberührt. Als Erich im fahlen Morgenlicht, das durch den Nebel sickerte, den Blick vom Boden hob, sah er verwundert, dass die Elfe vollkommen trocken war. Wie an der Oberfläche von Wasserpflanzen perlte der Regen von ihren Haaren und an ihrer Kleidung ab. Auch ihre Haut blieb trocken, aber Erich konnte beim besten Willen nicht sagen, wie das möglich sein konnte. Der Regen fiel, aber irgendwie fiel er nicht auf die Haut der Elfe. Ob es sich dabei um ein natürliches Talent handelte, oder ob sie das Kristallgefüge um sich herum verändert hatte, vermochte auch ich nicht zu erkennen.
Sirr war darüber hinaus die einzige, die nie tiefer als bis zu den Knöcheln in den nachgebenden Untergrund einsank, selbst wenn sie sich ein paar Schritte abseits des Pfades bewegte. Sie sah auch nach Stunden im Sumpf immer noch so aus, als hätte sie nur einen kleinen Spaziergang durch einen Garten gemacht. Schon allein dafür mussten die anderen sie hassen. Ob sie das Ritualmesser gestohlen hatte oder nicht war Erich dabei ziemlich egal. Was wollte sie überhaupt hier? Warum war sie mitgekommen? Aber schließlich erinnerte er sich, dass auch der Halken in letzter Minute noch zu ihrer Gruppe hinzugekommen war und so lange sie den gleichen Weg hatten, konnten sie nur voneinander profitieren. Die Elfe schien zwar keine angenehme Zeitgenossin zu sein, aber sie war eine Hürnin und Hürnin halfen einander. Oder etwa nicht? Bisher sah es jedenfalls noch nicht danach aus.
Die Stadt lag nun weit hinter uns. Der dunkle Fels war noch gut vor den Wolken zu sehen, aber je weiter wir uns entfernten, desto mehr glich sich seine Farbe dem alles beherrschenden Grau an. Erich war der einzige, der sich anfangs von Zeit zu Zeit umblickte, aber auch er ließ es bald bleiben. Es gab dort nichts zu sehen und selbst wenn er Chulak entdeckt
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