Die Chronik des Eisernen Druiden 1: Die Hetzjagd (German Edition)
Oberon! Gute Jagd! Er sprang davon. Derweil zog ich Energie aus dem Rasen und genoss das Gefühl, mit dem sie sich in meinen Zellen ausbreitete, nachdem sie durch meine uralten Tätowierungen kanalisiert worden war. Deren feinverzweigtes Knotenwerk verlief von der Sohle meines rechten Fußes überdie Außenseite des Knöchels und die rechte Flanke hinauf, erstreckte sich über meinen rechten Brustmuskel bis zur Schulter und fiel von dort wie ein indigofarbener Wasserfall auf meinen Bizeps herab; es umschlang diesen fünf mal, verlief dann weiter über meinen Unterarm und endete (sofern keltische Knoten je enden) in einer Spirale auf meinem Handrücken. Diese Tätowierungen waren magisch aufs engste mit mir verbunden, und durch sie besaß ich Zugang zur gesamten Kraft der Erde, zu all der Kraft, die ich je benötigen würde, vorausgesetzt, meine nackten Füße berührten das Erdreich. Praktisch hieß das, ich konnte während einer Schlacht niemals ermüden. So etwas wie Erschöpfung war mir fremd. Und wenn nötig, konnte ich sogar den einen oder anderen magischen Bann gegen Feinde schleudern oder kurzzeitig außerordentliche Körperkräfte heraufbeschwören, die es mir sogar erlauben würden, mit einem Bären zu ringen.
Es war schon lange her, seit ich die Notwendigkeit verspürt hatte, solche Kräfte heraufzubeschwören. Allerdings war ich auch in kein solches Handgemenge mehr geraten, seit ich mich bei einem Pantera-Konzert in den Moshpit verirrt hatte. Neun Fir Bolgs – beziehungsweise jetzt noch acht – waren mehr, als ich erwartet hatte.
Ich veränderte rasch meine Position, so dass ich den Mesquite-Baum im Rücken hatte, falls einer von ihnen versuchen sollte, mich zu umrunden. Dann richtete ich den Zeigefinger auf den ersten Fir Bolg, der seine Füße auf meinen Rasen setzte, und sagte: »Coinnigh« – was so viel bedeutet wie festhalten oder umklammern –, und die Erde gehorchte meinem Befehl. Sie gab nach, um sich dann rund um die Füße des Fir Bolgs wieder zu schließen, womit er schlagartig fest im Boden verwurzelt war. Zu sagen, er sei überrascht gewesen, wäre recht milde ausgedrückt. Angesichts der Dynamik seiner Vorwärtsbewegung blieb seinen Knochen keine andere Wahl und sie splittertenüber den Knöcheln, als seine Füße plötzlich und unverrückbar festgehalten wurden. Die Knochen bohrten sich durch seine Wade, und er schlug der Länge nach vor mir auf den Boden, schreiend und ohne Füße. Das war keineswegs das, was ich mir vorgestellt hatte. Vielmehr hatte ich gehofft, er würde seine Füße behalten, das Gleichgewicht wiederfinden und eine Art Mauer zwischen mir und seinen Kameraden bilden. Pech gehabt. Seine Kumpels rückten weiter vor, eher aufgebracht als gewarnt durch den Fall ihres Genossen, und nun musste ich mit drei Speeren fertig werden, die sich auf mich richteten.
Echte Kämpfe sind bei weitem nicht so hübsch anzuschauen wie die, die man im Kino sieht. Letztere sind kunstvoll choreographiert, besonders in Martial-Arts-Filmen, und sie wirken so elegant wie Tänze. Doch in einem echten Kampf pausiert und posiert man nicht. Man versucht einfach nur, den Feind irgendwie zu töten, bevor er einen tötet, und auch ein »schmutziger Sieg« ist immer noch ein Sieg. Das hatte BRES nicht verstanden, und deshalb war ich so leicht mit ihm fertig geworden. Die Fir Bolgs dagegen hatten nichts von dieser Überheblichkeit – und selbst wenn, hätten sie diese wohl schnell abgelegt, nachdem sie miterleben mussten, wie Leif ihren Anführer außer Gefecht gesetzt und ein weiterer von ihnen auf meinem Rasen seine Füße verloren hatte. Nein, diese Burschen bauten schlichtweg darauf, dass ich unmöglich drei Speeren zugleich ausweichen konnte, die sie jetzt aus drei unterschiedlichen Richtungen nach mir stießen. Vielleicht könnte ich einen Speer abwehren und einem zweiten ausweichen, doch der dritte würde unweigerlich sein Ziel finden. Wenn ich in die Luft oder nach hinten sprang, würde ich gegen meinen eigenen Mesquite-Baum prallen. Würde ich mich unter ihren Speeren hindurch nach vorne hechten, würde ich direkt vor ihren Füßen landen. Und da jeder dieser Kerle schätzungsweise sechshundert Pfund wog, war ich nicht scharf darauf, mitten in einen kleinen Stampftanz zu geraten. Das bedeutete,mir blieb weniger als eine Sekunde, das Unmögliche möglich zu machen. Der Fir Bolg zu meiner Linken und der in der Mitte hatten stabile Standpositionen, aber der rechts von mir musste den vorderen
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