Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
Schleim prasselte wie Froschregen auf sie nieder. Der Zauberlehrling ignorierte die stinkenden Klumpen und zielte mit dem Kugelblitz kurzerhand auf den Stumpf des Ungetüms. Geschwind zog sich der Dämon in den Teppich zurück. Einer plötzlichen Eingebung folgend sprang der Zauberlehrling auf und rollte den gefährlichen Läufer zusammen.
Ungestüm packten ihn Krallen und hoben ihn empor. Kai schrie überrascht auf. Dystariel schnaubte und beäugte ihn mit ihren gelben Raubtieraugen.
»Du bist nicht tot?«, röhrte sie erleichtert.
»Nein, bin ich nicht«, presste er mit Mühe hervor und spähte zu der Ecke, wo eben noch der Leichnam seines Doppelgängers gelegen hatte. Schwarzer Rauch waberte durch die Luft. »Aber wenn du mich weiter so drückst«, ächzte er, »kann das durchaus noch passieren.«
Die Gargyle nickte, stellte ihn wieder auf dem Boden ab und wandte sich Gilraen zu, der schwer atmend neben ihnen stand und sie aufmerksam ansah. Auffordernd streckte sie ihre Pranke aus. »Gut gekämpft, Elflein. Aber du hast da etwas, was mir gehört.« Gilraen sah zu Dystariel auf und gab ihr zögernd Sonnenfeuer zurück. »Wenn du dich schon als seine Hüterin aufspielst, solltest du es nicht einfach so herumliegen lassen.« »Wo ist Magister Eulertin?«, fragte Kai. »Und hast du Fi irgendwo gesehen?« »Thadäus ist hier«, grollte die Gargyle und stampfte auf ein Pult zu, das unter einer schmalen Schießscharte stand. Sie griff hinter ein Tintenfass und hob den Körper des Zauberers fast zärtlich empor. Vorsichtig legte sie ihn in die Hände des Zauberlehrlings. Der Däumling hielt die Augen geschlossen und wirkte, als würde er schlafen. »Beim Unendlichen Licht, er ist doch nicht etwa tot?«, fragte Kai bestürzt. »Nein, er lebt«, antwortete die Gargyle. »Ich habe ihn so vorgefunden, nachdem ich deine ... Leiche entdeckt hatte.
Ich konnte leider nicht herausfinden, was ihm widerfahren ist. Denn kurz darauf brach bereits dieser Tentakel aus dem Boden.«
Was auch immer Magister Eulertin zugestoßen war, sie mussten ihn irgendwie wieder aufwecken. Kai hatte eine Idee: Amabilias Feuerwurzelsaft!
Hektisch durchwühlte er seine Jackentaschen, bis er das winzige Gefäß fand. Kai hielt es an die Lippen des Magisters und zerdrückte es.
»Glaubt mir, das Zeug weckt Tote auf.«
Wie erwartet dauerte es nicht lange und Eulertins kleiner Körper krampfte sich zusammen. Unter Spucken und Keuchen riss er die Augen auf.
»Willkommen unter den Lebenden«, begrüßte ihn sein Zauberlehrling. Zitternd erhob sich der Däumling auf Kais Handfläche und sah sich verwirrt im Turmzimmer um.
»Sind wir vollzählig?«, krächzte er.
»Nein, Fiadora fehlt«, antwortete Gilraen.
»Wir müssen fort von hier. So schnell wie möglich!«, antwortete Eulertin gehetzt und streckte zitternd seine Rechte aus. Herrje, was war mit ihm los? Selbst im Feenreich hatte der Magier nicht so verstört gewirkt.
Ein zierlicher Gegenstand wirbelte aus der Dunkelheit heran und Eulertin hielt wieder seinen Zauberstab in Händen.
»Dem Unendlichen Licht sei Dank«, flüsterte der Windmagier erleichtert. Und dann noch einmal. »Dem Unendlichen Licht sei Dank!«
»Was war mit dir, Thadäus?«, wollte Dystariel wissen.
»Keine Zeit für Erklärungen«, wisperte der Magier. »Ich alter Narr hätte die Zeichen früher erkennen müssen. Hier im Turm hat sich ein Nachtmahr eingenistet. Sagt mir: Hat er euch angesehen?«
Unwohl blickten sich Kai, Dystariel und Gilraen an.
»Verdammt, ich frage euch, ob euch diese elende Kreatur angesehen hat?«, brüllte der Magister erregt.
»Ich glaube ... ja«, antwortete Kai leise. Auch seine Begleiter nickten zaghaft. »Dann ist es zu spät. Dann hat er uns.« Eulertin malte unter großer Anstrengung unsichtbare Zauberzeichen in die Luft, und fünf pausbackige Windgeister materialisierten sich vor ihnen. »Sucht den Turm nach der Elfe ab«, herrschte er die Elementare an. »Und wenn ihr sie gefunden habt, schafft sie raus. Und wenn ihr sie durch eines der Fenster tragen müsst! Und jetzt weg hier. Wir müssen den Nachtschattenturm sofort verlassen. Die Stiegen vor der Zimmertür führen direkt nach unten zur Eingangshalle. Wenn es uns überhaupt noch gelingt, diese zu erreichen.« Kai setzte sich in Bewegung und die anderen folgten ihm dicht gedrängt. »Magister«, fragte er atemlos. »Was soll das? Wovor fürchtet Ihr Euch ?«
»Du kennst die Albe bereits«, wisperte der Däumling und hielt den Kopf
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