Die Chroniken der Nebelkriege 2: Der Eisige Schatten
deutete nach rechts, »befindet sich eine Alchemistenwerkstatt.«
»Und wo hast du Fi verloren ?«
»Hier, in diesem Zimmer«, antwortete Gilraen. »Ich war nur mal kurz in dieser Schreckensgalerie, um nach dir zu sehen. Als ich zurückkam, war sie fort.« »Dieser Turm versucht mit Tricks, uns voneinander zu trennen«, sagte Kai. »Vielleicht glaubte Fi, du seist fort und ist dann weiter nach oben geeilt? Ich hätte das getan.« »Warum?«, wollte der Elf wissen.
»Weil irgendwo in den Stockwerken über uns Magister Eulertin und Dystariel sind.« »Gut.« Gilraen wies mit seinem Schwert auf eine Wendeltreppe. »Dann lass uns oben nachsehen.«
Die beiden erklommen die steinernen Stufen und vernahmen abermals Getrappel. Diesmal konnten sie die Erschütterungen sogar unter ihren Fußsohlen spüren. Putz rieselte auf sie herab.
»Du hast Recht«, flüsterte Kai. »Was auch immer das ist, es kommt näher.« »Dann los«, forderte ihn Gilraen auf. »Irgendetwas sagt mir, dass wir ganz nach oben müssen.«
Gilraen und Kai rannten los und ignorierten alle Türen, die von der Wendeltreppe abzweigten. Hin und wieder kamen sie an weiteren Schießscharten vorbei, und Kai konnte einen Blick auf die Nebelwand werfen, die die kleine Insel noch immer umgab. Lange würde er das Tempo nicht durchhalten. Er fiel zunehmend hinter dem Elfen zurück.
»Warte, Gilraen«, keuchte er und blieb kurz stehen, um Atem zu schöpfen. »Ich kann nicht so schnell.«
»Weiter hinauf geht es sowieso nicht«, rief ihm Gilraen zu und machte vor einer Tür halt. »Die bekomme ich schon auf.«
Dumpfe Schläge und das Splittern von Holz waren zu hören.
Kai wollte Gilraen gerade nachsetzen, als das Hufgetrappel abermals durch den Treppenschacht hallte. Diesmal war es so laut, dass Kai die Ohren klangen. Urplötzlich entflammte in der Luft vor ihm ein glühend rotes Augenpaar, das ihn durchdringend anstarrte. Er taumelte entsetzt gegen die Wand in seinem Rücken und kalte Schauer durchrieselten ihn. Kai hatte das Gefühl, als dringe der teuflische Blick tief in ihn ein und sehe sich in den verborgensten Winkeln seiner Seele um. Kai wollte schreien, doch seiner Kehle entwich nur ein hilfloses Krächzen. Schlotternd rutschte er an dem Gestein nach unten und schaffte es nur unter großer Willensanstrengung, seinen Zauberstab zu heben. Das flammende Augenpaar löste sich wieder auf. »Gilraen!«, wimmerte der Zauberlehrling mit schwacher Stimme. »Gilraen!« Endlich war der Elf bei ihm und half ihm auf. »Was war das eben für ein rotes Licht hier unten?«
»Ein riesiges Augenpaar«, presste Kai verstört hervor. »Es sah aus, als ob es aus lebenden Flammen bestünde. Es hat mich angesehen.«
»Mehr nicht?«, fragte Gilraen und sah sich misstrauisch nach allen Seiten um. »Ich bin mir nicht sicher ...«, sagte Kai und langsam kehrten seine Kräfte wieder zurück.
»Mir nach!«, zischte der Elf.
Sie stolperten die Wendeltreppe wieder hinauf und Kai erblickte im Licht seiner magischen Fackel eine aufgebrochene Tür, hinter der sich ein Korridor mit zwei weiteren Türen erstreckte.
»Wir sollten ...«, begann der Zauberlehrling und verstummte, weil aus dem Flur ein gellender Schrei ertönte. »Bei allen Moorgeistern, das war Fi!«, keuchte er. »Du nimmst dir die Tür am Ende des Ganges vor, ich kümmere mich um den anderen Raum«, befahl Gilraen.
Gemeinsam stürmten sie voran. Während Kai direkt zum Ende des Korridors hastete, warf sich Gilraen mehrmals gegen die Tür, die rechter Hand vom Gang abzweigte. Kai erreichte nun ebenfalls sein Ziel und rüttelte wild an der Klinke. Doch die Tür war verschlossen. Hinter sich hörte er einen erstickten Laut. Kai wirbelte herum und sah, dass aus dem Raum, in den Gilraen gewaltsam vorgedrungen war, rotes Licht waberte. Die Augen?
»Gilraen?« Seine Schmerzen ignorierend hetzte Kai wieder zurück.
Kai hörte wie der Elf in Todesangst aufschrie. Der Zauberlehrling beschwor einen Feuerwusel herauf und sprang kampfbereit durch die eingetretene Tür. Vor ihm lag eine Schlafkammer mit zerschlissenen Möbeln. Im Raum aber standen Gilraen und ... eine Gargyle.
»Stell dich deinen Dämonen«, röhrte das Geschöpf unheilvoll. Die Gargyle fletschte ihre Reißzähne und fuhr die Krallen aus. Gilraen taumelte schreiend gegen einen Bettpfosten und riss sein Schwert in die Höhe.
Kai zögerte nicht länger und jagte einen Kugelblitz durch das Zimmer. Und dann gleich noch einen. Die sprühenden Geschosse
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