Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
Benommen blieb er liegen. Er blinzelte und prüfte seine Gliedmaßen. Wie durch ein Wunder hatte er sich keine größeren Verletzungen zugezogen. Mühsam rappelte er sich auf und entdeckte am Himmel Drachenfeuer.
Olitrax!
Die elende Gargyle hatte die Verfolgung offenbar immer noch nicht aufgegeben. Atemlos wirbelte Kai seinen Zauberstab heran, der einige Schritte von ihm entfernt gelegen hatte, als hinter ihm ein greller Lichtblitz die Dunkelheit zerriss, dem ein gewaltiger Donnerschlag folgte. Der Untergrund erbebte so heftig, dass Kai von der jähen Erschütterung abermals umgerissen wurde. Aus den Augenwinkeln sah er, dass es den Soldaten des Belagerungstrupps nicht anders erging. Viele Hundert Mann gingen mit einem Schlag zu Boden. Selbst das Kastell erzitterte unter der Wucht. Teile der Mauern stürzten in sich zusammen und begruben Dutzende der Belagerer unter sich. Aus der Ferne gellte nun ein infernalisches Gebrüll, das so laut und durchdringend war, dass es noch auf Meilen zu hören sein musste. Die Gargyle, die gerade auf Kai herabstürzen wollte, ließ von ihm ab und flog nach Osten. Kai rappelte sich auf und sah ihr fassungslos hinterher.
Das Ungeheuer jagte auf einen Horizont zu, der in ganzer Breite in Flammen zu stehen schien. Hinter der Hügelkette, die sich dunkel vor dem Licht abzeichnete, flackerte ein grelles Blitzlichtgewitter. Rote, schwarze und blaue Lichtbögen züngelten immerzu unkontrolliert dem Nachthimmel entgegen. In der Wolkendecke klaffte nun ein gewaltiges Loch, durch das sogar einige Sterne zu sehen waren.
Kai lachte wie hysterisch. Das alles konnte nur bedeuten, dass Quiiiitsss' Plan aufgangen war. Die abscheulichen Schreie jenseits der Hügelkette wurden zunehmend schwächer. Alles deutete darauf hin, dass er den Hammar mit der Wolkenfestung voll erwischt hatte.
Kai drehte sich wieder um und ihm verging das Lachen. Unzählige Augen ruhten auf ihm. Morgoyas Kriegsknechte hatten ihn entdeckt.
»Alarm! Ein Zauberer hinter den Linien!«, drang ein lauter Warnruf an seine Ohren. Schon tat sich eine Schneise zwischen den Männern auf, durch die drei hünenhafte Felsschrate auf ihn zustapften. Bogen- und Armbrustschützen nahmen hinter ihnen Aufstellung. Keinesfalls war er dieser Übermacht gewachsen.
Kai ließ vor sich eine große Flammenwand entstehen, die die Sicht auf ihn behinderte und hetzte panisch auf das Wäldchen zu. Hinter ihm ertönten laute Kommandos und Kai sah, wie die Felsschrate durch die Feuerwand sprangen und ihm nachsetzten. Im nächsten Moment war überall um ihn herum das Prasseln einschlagender Pfeile und Bolzen zu hören. Er stürzte hinüber zu einem der Bäume und wirbelte herum, weil dicht hinter ihm bereits das Schnauben eines Schrates zu hören war. Kai jagte ihm eine Flammenlanze entgegen, die dem großen Ungeheuer krachend in die Brust schlug. Der Felsschrat geriet ins Taumeln. Seine beiden Begleiter blieben abrupt stehen. Hinter ihnen fielen die Flammen in sich zusammen.
Unterdessen knackte es im Wäldchen. Kai ruckte erneut herum und sah zu seinem Entsetzen, wie zwei große Gestalten auf ihn zukamen. Die beiden trugen schwere Steinkeulen, die sie drohend in der Luft schwenkten. Bei allen Moorgeistern, das waren Trolle!
Er war verloren. Kai riss seinen Zauberstab hoch, als er erkannte, wer sich nun schützend vor ihm aufbaute.
»Ragosch? Hrundar?« Fassungslos starrte er die beiden Trolle an, die er aus der Knechtschaft von Falkenhains befreit hatte. »Verdammt, was macht ihr hier?« »Dies auch unser Welt, Flamme. Wir zu spät?«
»Nein«, antwortete Kai mit gepresster Stimme. »Ihr kommt gerade rechtzeitig. Aber mit so vielen Gegnern werdet auch ihr nicht fertig.«
Ragosch grunzte und hob eine Pranke. Im Wäldchen war das Jaulen von unzähligen wirbelnden Schleudern zu hören. Hektisch nahmen die feindlichen Armbrust- und Bogenschützen wieder Aufstellung, als bereits ein gewaltiger Hagel aus Steinen und kleineren Felsen auf sie niederprasselte. Die Reihen der gegnerischen Schützen lichteten sich, bevor Morgoyas Handlanger auch nur dazu kamen, ihre Waffen zu spannen.
Verblüfft sah Kai mit an, wie rund um ihn herum weitere Trolle aus dem Wald traten. Die Hünen grunzten und schnaubten. Wie Ragosch und Hrundar waren sie mit großen Keulen und langen Steinschleudern bewaffnet.
»Wir dich bringen zur Menschenstadt, Flamme. Komm!« Ragosch packte Kai mit einer Pranke unter dem Arm und mit lautem Kampfgebrüll stürmten die Trolle auf das
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