Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
Eulertins Zauberstab ab. »Also, wo befindet sich der Lapis elementarum?«
»Ah ... dort!« Der Poltergeist deutete mit einem seiner Geisterarme zu einer bronzenen Kette, die inmitten des Gewölbes von der Decke hing. An ihrem Ende befand sich eine kugelförmige Tragevorrichtung, die allerdings leer war. Kai trat an die Kette heran und sah, dass auf dem Boden direkt darunter ein fünfzackiges Pentagramm aus Mondsilber in das Gestein eingelassen war. In seinem Zentrum erhob sich ein kegelförmiger Aschehaufen.
»Wo denn?«, rief Kai. Auch die anderen traten heran und musterten Kette und Pentagramm neugierig.
»Nun, mein junger Herr, Ihr steht vor dem, was von dem Stein der Elemente übrig geblieben ist ...« Quiiiitsss Kürbisgesicht verzog sich zu einem gehässigen Spinnweblächeln. »Der Lapis elementarum, den wir geschaffen haben, war leider nicht stabil. Ich schätze, die vier Elemente in ihm befanden sich nicht ganz im Gleichgewicht. Bei unserem sechsten Versuch mit ihm schlugen aus dem Kristall Flammen und er zerbröselte vor unseren Augen zu Staub. Tja, und da begann der Streit zwischen uns vieren ...«
»Du willst uns sagen, der Stein der Elemente existiert nicht mehr?«, sprach Magister Eulertin mit nur mühsam beherrschter Stimme. »Du hast uns hereingelegt, du elende Kreatur!«
Der Poltergeist wich vor dem Däumlingsmagier zurück. »Na gut, vielleicht ein klein wenig an der Nase herumgeführt. Aber Ihr habt mich immer nur nach dem Versteck befragt«, wisperte er hohl. »Nie nach dem Stein selbst. Was habt Ihr erwartet? Uns standen damals bei Weitem nicht so viele Mittel wie einst Murgurak dem Raben zur Verfügung. Es war vermessen zu glauben, wir könnten das Original übertreffen.« »Das Original?« Stutzig geworden sah Kai zu Quiiiitsss auf. »Ich dachte, Murgurak hätte damals nur die Idee zu dem Stein der Elemente ausgebrütet?«
»Oh nein, mein junger Herr«, geisterte Quiiiitsss Stimme durch das Gewölbe. »Murgurak hat noch ganze andere Dinge erschaffen. Der erste Lapis elementarum soll ein Kristall von der Größe eines Dracheneies gewesen sein. Unzerstörbar und unermesslich wertvoll. Es heißt, Sigur Drachenherz habe ihn nach seinem Sieg über Murgurak an sich genommen und an einen sicheren Ort gebracht.«
»Wohin?«
»Ach, darüber existieren leider nur Gerüchte. Das glaubwürdigste besagt, dass der Stein heute in der Drachenburg Albas liegt. Aber die ist schwer gesichert.«
»Alba? Du sprichst von der Hauptstadt Albions?«
Quiiiitsss grummelte zustimmend.
»Ausgerechnet.« Kai blickte sich müde zu seinen Gefährten um. »Das heißt dann wohl, dass wir dieser Drachenburg einen Besuch abstatten müssen, oder?«
»Wie bedauerlich«, höhnte Quiiiitsss.
»Ja, und zwar auch für dich.« Kai klopfte wütend gegen seinen Rucksack. »Denn du wirst mit uns kommen.«
Eulertin, Amabilia und Magister Äschengrund wechselten vielsagende Blicke, als im Haus über ihnen ein gedämpftes Bersten erklang, dem sich schrilles, mehrstimmiges Fiepen anschloss.
»Verflucht«, rief Magister Eulertin. »Wir wurden entdeckt!«
Ein Luftelementar erschien unter der Gewölbedecke und Kriwa jagte hinauf zur Küche. »Bleibt hinter mir, Magister!«, rief Kai dem Drakologen zu, während er hinter Fi die steinernen Stufen nach oben hetzte. Ein wildes Durcheinander wirbelnder Federn, herumhuschender Schemen und lautes Vogelgekreische kam ihnen entgegen. Fi schoss sofort zwei ihrer Pfeile ab, und irgendwo in der benachbarten Halle loderte ein greller Flammenstrahl auf. Eine der Strigen trudelte brennend zu Boden.
Olitrax! Der kleine Drache setzte sich offenbar erfolgreich zur Wehr.
Auch Kai hatte längst zwei Kugelblitze heraufbeschworen und feuerte diese auf die Toteneulen ab.
Endlich hatten sie sich den Weg in die Eingangshalle freigekämpft, doch der Anblick, der sich ihnen dort bot, war alles andere als ermutigend. Tür und Fenster waren aufgebrochen worden und immerzu schwirrten weitere Strigen wild flat ternd in das Haus hinein. Olitrax wehrte sich gegen die Übermacht nach Leibeskräften mit seinem Drachenfeuer und konnte doch nicht verhindern, dass sich eine der widerwärtigen Toteneulen an ihm festbiss. Schnell kam ihm Kai mit einem neuerlichen Kugelblitz zu Hilfe. Der Rest der Toteneulen kämpfte mit Eulertins Luftelementaren oder jagte in Schwärmen hinter Kriwa her, die laut krächzend und im wilden Zickzackflug durch die Halle sauste.
Draußen in der Gasse waren jetzt Stiefelschritte zu
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