Die Chroniken der Nebelkriege 3: Die Letzte Flamme
Hausgeist, Verehrteste. Ich bin ein Poltergeist!« Quiiiitsss enthüllte einen Mund, der beim Sprechen Fäden wie Spinnenweben zog. Er stierte die Däumlingshexe aus beklemmend schwarzen, weit aufgerissenen Augen an und lächelte schadenfroh. »Für gewöhnlich nennt man mich Quiiiitsss.«
Irgendwo beim Kamin rumpelte es. Als sich Kai Magister Äschengrund zuwandte, sah er, dass auch der Fryburger Gelehrte mit offenem Mund dastand und den Geist anglotzte.
»Genug, Quiiiitsss«, sprach Magister Eulertin und löste sanft den Griff Amabilias. »Zunächst will ich wissen, wer für all das hier die Verantwortung trägt.« »Eure Kollegin Alpme Somnia«, raunte der Poltergeist und nahm die Farbe einer Gewitterwolke an. »Sie drang hier mit einem Haufen Getreuer ein, hat die Tierwächter mit einem machtvollen Zauber ausgeschaltet und hätte ganz sicher das komplette Zunfthaus in Besitz genommen, wenn ich ihr das nicht auf meine gewohnt liebenswürdige Weise vermiest hätte.« Quiiiitsss kicherte hämisch. »Einen der Eindringlinge habe ich in die Wandelnde Kammer gelockt. Und bis jetzt ist er nicht wieder aufgetaucht. Leider konnte ich nicht verhindern, dass Magistra Somnia an sich nahm, was sie für wertvoll erachtete.«
»Mir scheint, ich hätte diese Dame etwas besser im Auge behalten sollen.« Magister Eulertin erhob sich. »Aber deswegen sind wir nicht hier. Quiiiitsss, was weißt du über den Lapis elementar um?.«
Die Scheiben im Raum begannen zu klirren. Der Poltergeist stieß ein erbärmliches Winseln aus und schwebte wie ein in die Ecke gedrängtes Tier zurück zum Kamin. »Was ... was meint Ihr?«
»Den Stein der Elemente. Du solltest ihn kennen, Quiiiitsss. Oder sollte ich besser sagen Magister Timotheus Quitsberg?«
»Das ist nicht ehrenhaft«, heulte der Poltergeist. »Verbotene Forschungen ... schon lange her ... Ich büße dafür bis heute.«
Kai trat beschwichtigend vor. »Quiiiitsss, die Angelegenheit ist wirklich wichtig. Da draußen herrscht Krieg. Wir benötigen diesen Stein der Elemente, um gegen Morgoya bestehen zu können. Und wir wissen, dass du ihn einst versteckt hast.« »Aha, das also ist der Grund, warum ihr zurückgekommen seid.« Der rauchförmige Körper des Poltergeists wallte bis unter die Decke auf und näherte sich Kai mit großen Schlieraugen. »Und ich dachte, der Meister und der junge Herr seien ein klein wenig besorgt um den alten Quiiiitsss gewesen? Welch ein Irrtum. Warum sollte ich euch helfen?«
Kai blickte Hilfe suchend zwischen Fi und Magister Eulertin hin und her. »Weil, äh, weil du jedem gehorchen musst, der in diesem Haus lebt?«
»Großer Irrtum«, wisperte Quiiiitsss und wandte sich mit höhnischem Blick Magister Eulertin zu. »Vielleicht wisst Ihr es noch nicht, aber Ihr seid vor einigen Wochen als Zunftmeister abgesetzt worden. In diesem Haus lebt nun niemand mehr. Ich bin jetzt frei!«
»Mag sein«, antwortete Eulertin mit ruhiger Stimme. »Aber echte Freiheit sieht anders aus, Quiiiitsss. Im Übrigen habe ich dich nie gezwungen, mir zu gehorchen. Du hast mir stets freiwillig gedient - oder willst du das etwa abstreiten?«
»Gedient? Ich habe euch geholfen!« Quiiiitsss grollte und sein aufgeblähter Nebelkörper zog sich wieder zusammen.
»Völlig egal, wie du das nennst«, antwortete der winzige Magier. »Aber du solltest dir dessen bewusst sein, dass wir die Einzigen waren, die dich in all der Zeit, die du hier mutterseelenallein vor dich hin gespukt hast, wie ein vollwertiges Mitglied dieses Haushaltes behandelt haben. Aus diesem Grund bitte ich dich, uns zu sagen, wo du damals den Lapis elementarum versteckt hast.«
»Und was soll mir das bringen?«, raunte der Poltergeist. »Wenn ich Euch sage, was Ihr wissen wollt, verlasst Ihr das Haus wieder. Ihr sprecht selbst davon, dass da draußen Krieg herrscht. Vielleicht kommt Ihr nie wieder zurück. Oh nein«, Quiiiitsss verzog seinen Geisterschädel zu einem hässlichen Grinsen, »wenn ich Euch helfen soll, dann hat das seinen Preis!«
»Gut, dann sag uns, was du willst.«
Quiiiitsss schwebte dicht an den Däumlingszauberer heran und musterte ihn mit seinen Schlieraugen. »Ich will, dass Ihr Euer Versprechen einlöst, Magister Thadäus Eulertin. Erlöst mich von meinem Geisterdasein. Weist mir einen Weg, wie ich endlich in das Unendliche Licht eintreten kann!«
Eine Weile herrschte Schweigen in der Studierstube, und Kai glaubte, irgendwo vor dem Haus aufgeregten Flügelschlag zu vernehmen. Auch Kriwa
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