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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Aufatmend streckte er die Hand aus und legte sie auf das dunkle Fell seines Tieres. Er hatte damit gerechnet, dass es sich trotz des seidigen Aussehens hart und verfilzt anfühlen würde, doch es war zart wie Entenflaum. Noch immer schnaubte das Tier unruhig, aber plötzlich musste Nando daran denken, wie er in Kindertagen einmal mit Luca einen verletzten Hund gefunden hatte, und strich vorsichtig über die Flanke.
    Ghormon , raunte er in Gedanken, ohne dass er es beabsichtigt hatte. Das Wort in der Alten Engelsprache legte sich samten auf seine Stirn, und er fühlte, wie sich das Tier unter seiner Hand entspannte. Ruhig , wiederholte er. Ich habe mehr Angst als du. Ich will dir nichts Böses, doch ich brauche deine Hilfe. Ich brauche dich in diesem Meer aus Sand.
    Er musste grinsen, als das Tier die Nase an seiner Schulter rieb. Vorsichtig legte er ihm das Band um und hörte erst dann den Tumult, der auf einmal um sie herum ausbrach. Die Engel riefen nach ihren Reittieren, und Mochanon schnippte mit dem Finger, woraufhin die drei Cerem’ Dhaj sich hinlegten. Nando folgte dem Beispiel der anderen, hielt sich am Knauf des Sattels fest und unterdrückte einen Schrei, als das Tier sich in einer schaukelnden Bewegung wieder aufrichtete. Verflucht, war das hoch!
    »Cerem’ Dhaj«, sagte eine Stimme, und während sein Tier einige Schritte in die entgegengesetzte Richtung tat, erkannte Nando Hadros unter sich. Der Engel sah seltsam erholt aus. Er lächelte, als er sein Tier zu sich rief und sich ohne Schwierigkeiten auf dessen Rücken schwang. »Es ist das Wort der Ukarem’ Xhey für Schönheit, hast du das gewusst?« Er nahm die Zügel und steuerte auf Nando zu. »Aus dem wiegenden Gang dieser Tiere entwickelte sich das klassische Versmaß der Dichtung des Lichts.«
    Mit einem lauten Befehl schwang Mochanon sich auf sein Tier. Eilig liefen Lakaien herbei, löschten Fackeln und Himmelslichter und falteten das Zelt zusammen. Nando hielt sich angespannt an seinem Sattel fest. Jeden Augenblick, so fürchtete er, würde das Tier mit ihm ausbrechen und ihn zum Gespött der gesamten Karawane machen. Vorsichtig steuerte er es einige Schritte vorwärts, und plötzlich verstand er, warum Kamele in der Welt der Menschen Wüstenschiffe genannt wurden. Angestrengt bemühte er sich, seine Bewegungen denen des Cerem’ Dhaj anzupassen, und war gerade noch er es gewesen, der das Tier beruhigt hatte, so schien sich dieser Prozess nun umzukehren. Gelassen stand es da, und als kurz darauf die Nacht zerbrach und der Morgen heraufzog, hielt Nando wie alle anderen im ersten Licht der Sonne den Atem an. Silbern ergoss es sich auf den Dünen und hüllte die Weite in einen unwirklichen Zauber.
    »Das Licht der Sonne«, murmelte Hadros neben ihm. Der Blick des Engels war in weite Ferne gerichtet, als spräche er zu sich selbst. »Ich sehe es an, ich kenne es durch und durch. Doch seine Wärme empfinde ich nicht.«
    Eine tiefe Melancholie lag in seiner Stimme, aber ehe Nando etwas hätte erwidern können, trieb Mochanon sein Tier an die Spitze der Karawane. Wie von selbst reihten sich die anderen dahinter ein. Nando folgte Noemi, Avartos schloss sich ihm an, und dann ging es los – hinein in die unermessliche Weite der Wüste des Lichts.
    Die Sonne stieg rasch höher. Sie vertrieb die Kälte der Nacht, und als die Hitze über sie kam, erwachte Kaya und hockte sich in den Nacken des Cerem’ Dhaj. Nando wusste, dass sie schon einmal in dieser Wüste gewesen war, damals mit Yrphramar, und etwas an der Art, wie sie dem Wind zusah, der über die Dünen fegte und Gebilde wie aus einem Traum aus dem Sand formte, verlieh ihren Zügen einen tiefen Frieden.
    Nando fühlte die geschmeidigen Bewegungen des Cerem’ Dhaj, sah zu, wie die Sonne die Farbe des Sandes veränderte, und verlor schnell jedes Zeitgefühl. Die Luft war trocken, seine Augen begannen zu brennen, aber er hörte auch den Sand, der unter ihm knirschte, und begriff mit aller Intensität, dass er gerade das erste Lebewesen war, das über diese Düne ging, diesen Wind auf der Haut fühlte, diese Wärme spürte. Er atmete kaum, um die Erhabenheit dieses Gefühls nicht zu zerstören. Es durchströmte ihn mit solcher Macht, dass er sich nicht gegen das Lächeln wehren konnte, das über seine Lippen zog. Jeder Augenblick konnte so unvergesslich sein wie dieser. Jeden Moment seines Lebens erlebte er zum ersten Mal, und niemand würde jemals wieder so hören, sehen, fühlen, niemand würde so

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