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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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hinter ihm. Er lächelte Noemi an, als sie sich mit einer Shisha zu ihm setzte, und sie schüttelte leise lachend den Kopf. »Die Sklaven des Lichts bewegen sich so leidenschaftlich wie die Tänzer der Spelunken in den Brak’ Az’ghur. Sieh sie dir an! Kein Bewohner der Schatten würde uns das glauben.«
    »Kein Bewohner der Schatten würde uns glauben, wenn wir ihm erzählten, dass der stolzeste Engelskrieger der Welt sich mit einer Dschinniya anfreunden würde«, erwiderte Nando und deutete auf Avartos, der in einiger Entfernung saß und gedankenverloren in die Flammen schaute. Er war schweigsam in den letzten Tagen, als würde ihm etwas durch den Kopf gehen, über das er mit niemandem sprechen konnte, und Kaya schien das zu spüren. Sie suchte seine Nähe und saß bei ihm, zusammengekauert auf Nandos Geige, und vielleicht war ihr Schweigen der Grund dafür, dass der Engel sie nicht wie jeden anderen fortschickte. Ich bin eine Begleiterin der Heimatlosen , klang ihre Stimme in Nando wider, und er nickte langsam. Vielleicht brauchte Avartos sie im Moment. Und vielleicht … nun, vielleicht brauchte Kaya Abstand zum Teufelssohn, der ausgezogen war, um die Hölle in Brand zu setzen.
    Noemi stellte die Wasserpfeife vor sich in den Sand und ließ die Kohle glühen, ehe sie die ersten Züge tat. Der Rauch umschmeichelte ihr Haar und ein Duft von Rosen breitete sich aus, der sich beruhigend auf Nandos Augen legte. »Kaya hat mir erzählt, dass du nicht mehr auf der Geige spielen willst«, sagte sie. »Stimmt das?«
    Nando verdrehte die Augen. Die Freundschaft zwischen den beiden konnte durchaus anstrengende Konsequenzen haben. »Nicht jeder ist zum Barden geboren«, gab er zurück. »Es gab auch früher schon Zeiten, in denen ich wenig gespielt habe. Diese Reise ist anstrengend genug, da schaue ich lieber in die Sterne, als den Bogen zu führen.«
    Noemi schien zu spüren, dass er über dieses Thema nicht sprechen wollte, denn sie fragte nicht weiter nach. Sein Blick jedoch schweifte zu Kaya hinüber, die nachdenklich zu Avartos aufschaute. In der Tat hatte er seit seinem Kampf gegen die Dschinns nicht mehr auf der Geige gespielt. Vor wenigen Tagen war Kaya zu ihm gekommen, um ihn zum Spielen aufzufordern, und erstmals, seit sie sich kannten, hatte er ihre Bitte zurückgewiesen. Beunruhigt hatte sie ihn angesehen. Hast du Angst vor Luzifers Stimme? , hatte sie gefragt. Hast du Angst vor den Schatten, Nando? Er konnte ihr diese Fragen nicht verdenken. Das Instrument war ihr Zuhause, fest verbunden mit Yrphramar, der die Musik stets für den festen Stand auf dem Seil in seinem Inneren genutzt hatte, und er wusste, dass Kaya auch ihn vor einem Sturz bewahren wollte. Ihre Sorge war unbegründet, die Musik störte lediglich die kühle Ruhe, in die das Licht seines Oreymons ihn hüllte, das war alles. Doch wie sollte er Kaya das verständlich machen, einem Wesen aus Luft und Feuer? Du fällst , hatte sie ihm zugerufen im Kampf gegen die Dschinns, aber das war nicht geschehen. Er hatte der Finsternis getrotzt, und so hatte er ihr geantwortet: Nein, ich fürchte die Schatten nicht. Ich habe das Licht.
    Darauf hatte Kaya geschwiegen und zog es nun hin und wieder vor, die Abende mit Avartos oder Noemi zu verbringen und an ihrer Seite zu reisen. Der Platz auf Nandos Schulter blieb dann leer, und mitunter überlegte er, das Gespräch mit der Dschinniya zu suchen. Doch ihm war klar, dass dies zu nichts führen würde. Die Geige war ihr Zuhause, sie war ihr Herz und das Letzte, das sie von Yrphramar hatte. Sie konnte nicht begreifen, dass es Zeiten gab, in denen ihre Musik ihm nicht willkommen war, ganz besonders dann nicht, wenn sie sich um ihren Schützling sorgte. Nando blieb nichts anderes übrig, als ihr zu beweisen, dass dafür kein Anlass bestand.
    Noemis Blick war hinauf zu den Sternen gewandert, diesem funkelnden Meer, in dem aus der tiefsten Finsternis neues Licht geboren wurde. »Ich habe oft Angst«, sagte sie plötzlich. »Angst davor, was diese Wüste aus mir macht. Ich merke, wie sie in mich hineinschaut, und manchmal fühlt sich alles in mir fremd an – so als wäre gar nicht ich es, die denkt oder fühlt. Ich meine, sieh mich an: Ich sitze umringt von Engeln in der Wüste des Lichts!« Sie schüttelte den Kopf und lachte, als sie Nando ansah.
    »Ich weiß, was du meinst«, erwiderte er. »Vielleicht verändern wir uns schneller, als wir begreifen. Vielleicht bringt uns tatsächlich die Wüste dazu.«
    Er hörte

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