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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Mochanon lachen, rau und warm, und für einen Moment schien es ihm, als wäre er unter Menschen irgendwo in Rom, in einer kühlen Sommernacht. Selbst Hadros, der bei dem Karawanenführer am Feuer saß, wirkte in seiner Wüstenkleidung seltsam menschlich.
    »Ich habe ihn gefragt, wie er in der Wüste überleben konnte«, sagte Noemi und betrachtete Mochanon über die Flammen hinweg. »Ich dachte, er würde mit mir über Kampftechniken oder geheime Tricks seines Volkes sprechen, aber weißt du, was er gesagt hat?« Sie schaute Nando an, bis er den Kopf schüttelte. » Ich höre ihr zu, wie sie mir zuhört «, fuhr sie fort. » Man muss lernen zuzuhören . Sonst tötet sie dich. «
    »Du magst ihn, nicht wahr?«, fragte er, und Noemi nickte.
    »Das hier hat er mir geschenkt«, sagte sie und zog ein schmales Messer aus ihrem Halfter. Es bestand aus schwarzem Silber und warf den Schein des Feuers in dunklem Rot zurück. »Es stammt von den Khrasar, einem uralten Wüstenvolk, das vor sehr langer Zeit zwischen den Fronten der Teufelskriege zerrieben wurde. Mochanon ist bei ihnen aufgewachsen, und mir kommt es oft so vor, als hätte er auch aus dem Volk der Ra’fhi stammen können. Sie waren den Khrasar sehr ähnlich, glaube ich, auch wenn sie Engel waren.«
    Sie stützte den Kopf auf die Arme und schaute zu den Tänzern hinüber. »Ich erinnere mich noch an die Steppe der Schatten. Lange bevor das Dorf der Varja vernichtet wurde, erstreckte sie sich über weite Gebiete der Ra’fhi, und meine Mutter nahm mich eines Nachts mit dorthin. Niemand außer uns war da, und ich fürchtete mich ein wenig, aber meine Mutter lächelte und sagte, wir wären nicht allein. Höre zu , flüsterte sie, und das tat ich. Lange standen wir so da, völlig reglos, und plötzlich waren sie da: die Stimmen der Steppe, die Gesänge, die auch in dieser Wüste leben, und wenn ich den Sand durch meine Finger gleiten lasse, dann ist es, als würde ich wieder neben meiner Mutter stehen und die seidenen Halme auf meiner Haut spüren. Es gibt Orte, die uns in unsere eigene Tiefe führen, ohne dass wir es merken. Und auch wenn ich das Licht fürchte, das in diesen Dünen lauert, merke ich doch, dass tief in ihm etwas liegt, das mir nicht fremd ist. Vielleicht ist es etwas, das den tiefsten Schatten im Innersten verwandt ist. Als Hadros uns zum Herz der Dunkelheit führte, habe ich Ähnliches empfunden.«
    »Vielleicht gibt es Orte, an denen es keine Unterschiede mehr gibt«, sagte Nando. »Vielleicht sind diese Unterschiede, die wir normalerweise sehen, gar nicht wahr.« Er wusste selbst nicht genau, was er damit meinte, aber wenn er sich die Engel ansah, die dämonengleich im Schein der Flammen tanzten, wenn er zu Avartos hinüberschaute mit dem verwundbaren menschlichen Ausdruck auf den Zügen, und wenn er sich selbst ansah – den Sohn des Teufels, der mitten in der Wüste des Lichts saß und dabei so ruhig war wie selten zuvor, dann fühlte er die Wahrheit, die in diesem Gedanken steckte. Was, wenn die Unterschiede zwischen den Völkern nichts als Feinheiten waren, die ein Zusammenleben erst recht fruchtbar und bereichernd machen konnten, und ihr Kern entgegen aller Annahmen ein und derselbe war?
    Noemi lächelte ihm zu und erstmals seit langer Zeit fühlte er keine Mauer mehr zwischen ihnen. Es war wieder wie früher, als sie miteinander in die Schatten gesprungen waren, wohl wissend, dass sie fliegen konnten. Sie grub die Hände in den Sand.
    »Kannst du ihn fühlen?«, fragte sie nach einer Weile. »Ich erinnere mich daran, wie oft ich in Antonios Mohnfeld gesessen habe, um ihn zu hören, aber ich hätte nie gedacht, dass ich ihn hier wiederfinde.«
    Nando brauchte einen Moment, ehe er begriff, wovon sie sprach. Der Herzschlag der Welt. Er zögerte und folgte dann doch ihrer Geste. Seine Finger hatten kaum den Sand berührt, als er wusste, dass er ihn nicht hören würde. Dennoch ließ er die Hände neben sich ruhen, die Kälte der Wüste drang in ihn ein, aber sie würde den Frost in seinem Inneren nicht übertreffen – nicht seit seinem Kampf gegen die Frey’khira. Schemenhaft erinnerte er sich daran, wie er noch vor kurzer Zeit gezittert hatte unter dem Einfluss des Lichts, doch nun … Er nahm die Kälte seines Oreymons kaum noch wahr. Einzig in Momenten wie diesen wurde sie ihm bewusst, und immer dann, wenn Noemi ihn auf diese besondere Weise ansah – so ernst und so fern, wie sie es immer tat, wenn sie dasselbe dachte wie er. Du kämpfst

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