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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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du dich?«
    Nando lauschte auf die Stille in Hadros’ Brust, die Sehnsucht in seinen Worten, und da nahm er den Duft wahr, den er so lange vermisst hatte, ohne es zu ahnen. Es trieb ihm die Tränen in die Augen, als er den Namen desjenigen auf den Lippen fühlte, von dem Hadros sprach.
    »Alvoron Melechai di Heposotam«, raunte dieser, und Nando lächelte.
    Antonio.
    »Ich weiß, dass er dich lehrte, auf die Kraft in deinem Innersten zu hören«, fuhr Hadros kaum hörbar fort. »Und auch wenn ich es lange für unmöglich hielt, dass jemals solche Worte über meine Lippen kommen, sage ich dir jetzt: Vertraue ihr! Sie ist stärker als jeder Zweifel, jede äußere Gewalt, jedes Licht, jede Finsternis. Sie ist es, die du fast verloren hättest in meinem Glanz, ebenso wie ich selbst. Und dieser Verlust, Nando, ist schlimmer als der Tod. Es ist der Verlust jeder Welt, die du einmal geträumt hast. Vergiss das nicht, Sohn des Lichts … Vergiss … «
    Er stöhnte auf, so heftig wurde der Schmerz. Er zog seine Hand zurück, um sie gegen seine Brust zu pressen, und Nando sah mit Schrecken, wie Hadros’ Körper durchscheinend wurde, als wäre er aus Glas. Doch als der Schmerz vorüber war, entspannte sich sein Gesicht. Nur Engel konnten auf diese Weise Abschied nehmen, das hatte Nando erfahren, so still und so … friedlich.
    »Sohn der Schatten«, raunte Hadros, und selbst seine Stimme klang nun sehr weit entfernt. »Du hast nichts auf deinem Weg umsonst getan, gar nichts. Du hast mich nicht den Klauen meiner Feinde überlassen, du hast mich zu meinem innersten Licht zurückgeführt, und dafür danke ich dir bis in alle Ewigkeit.« Er seufzte leise und tief. »Ich würde dir so gern dabei zusehen … «
    Nando wischte sich über die Augen, er musste sich anstrengen, um seine Stimme fest klingen zu lassen. »Wobei?«, fragte er heiser.
    Hadros sah ihn an, ein Blitzen ging durch seine Spiegelaugen, das seinem Gesicht etwas Schalkhaftes gab. »Dabei, wie du diesen Hurenkindern zeigst, was wahre Schatten sind – und wahres Licht!«
    Der Engel betrachtete ihn regungslos, während Nando nach den passenden Worten suchte und schließlich feststellte, dass es keine gab.
    »Keine Zweifel«, sagte Hadros sanft. »Nicht jetzt, Sohn der Menschen. Du hast nicht mehr viel Zeit. Greife deine Feinde an, solange sie geschwächt sind. Hole dir das Schwert zurück. Du wirst wissen, wie man es führt, denn du trägst alles, was du dafür brauchst, in dir.«
    Kurz schloss er die Augen, und Nando wusste, dass er im Geist zu Carmenya hinüberging und ihr über das träumende Gesicht strich. Er sah ihn vor sich, wie er Noemi an der Stirn berührte, Kaya mit einem Lächeln bedachte und vor Avartos den Kopf neigte, schweigend und respektvoll, wie Krieger es untereinander taten. Dann öffnete Hadros die Augen. Fast zärtlich strich er Nando übers Haar.
    Nando , raunte der Krieger. Folge dir selbst. Dränge nicht fort, was du bist. Und fürchte dich nicht vor der Dunkelheit. Sie ist so viel mehr als jeder Schatten dieser Welt.
    Nando erwiderte seinen Blick und spürte die samtene Kälte aus den Augen des Engels über seine Wangen streichen. Dann verzog Hadros das Gesicht. Ein letztes Mal pulste der Schmerz durch seinen Leib, und als er Nandos Hand ergriff, waren seine Finger kalt und schwer wie aus Stein. In seinen Augen jedoch stand noch immer der goldene Funken, und Nando hörte seine Bitte tief in sich widerklingen. Langsam nickte er, und als der Jäger in seinen Armen starb, bekräftigte er seinen Entschluss in Gedanken. Er würde Hadros, den mächtigsten Engelskrieger aller Zeiten, nicht in den Katakomben der Finsternis überlassen. Er würde seinen Freund zurückbringen zu jenem Ort, nach dem er sich sehnte, zu einem See in tiefschwarzer Nacht – zu dem Herz der Dunkelheit.

39
    Der Schmerz schoss hinter Avartos’ Lider und riss ihn unbarmherzig ins Bewusstsein zurück. Grelle Lichter flackerten vor seinem Blick, er wollte sich aufrichten, aber sofort drückten ihn zwei Hände zurück auf harten Grund.
    »Still!«
    Noemis Gesicht tauchte durch den Funkenregen vor seinen Augen auf. Sie hatte ihr Haar im Nacken zusammengebunden und betrachtete ihn mit kühler Konzentration. Ihre Hände jedoch waren schwarz von seinem Blut, und ohne sich abzuwenden, drehte sie eine metallene Zange über einer magischen Flamme. Erst jetzt roch er den Gestank von verbranntem Fleisch, bemerkte die Zauber, die kühl über seinen Wunden lagen, ebenso wie die

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