Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)
Schlachtengemälde verwandelt. Entstellte Dämonen, von glitzerndem Eis geadelt, lagen auf dem blutigen Boden, krallten sich in die Säulen und standen mit erhobenen Fäusten vor den Fenstern. Raar, ein gefrorener Schatten, zog einen Schweif aus Eis hinter sich her und schwebte unheilvoll über den Köpfen, und die Silhouette von Pherodos, kaum zu erkennen in dem trüben Zwielicht, ragte düster zwischen den erstarrten Leibern auf. Vorsichtig bewegte Avartos sich durch die Dämonenschar, und als sie die Mitte des Saals erreicht hatten, fiel sein Blick auf den Altar. Noch immer steckte Hadros’ Speer in Kymbras Brust. Geisterhaft sah sie aus, von Eis überzogen, doch obgleich sie Bhalvris wie mit Klauenhänden festhielt, war sie von betörender Schönheit. Hätte Avartos es nicht besser gewusst, hätte er sie für eine Kreatur der Luft gehalten, die vor lang vergangener Zeit in die Finsternis gefallen war, ohne doch etwas zu verlieren, das ihr der Flug der Freiheit einst geschenkt hatte, etwas wie … Unschuld.
Ein Lachen grollte durch den Raum. Es traf die Leiber der Dämonen und ließ blutrote Flammen in zahlreichen Körpern aufbrechen. Knisternd zogen sich feine Risse durch das Eis, das sie umgab, und als das Lachen erneut erklang, erkannte Avartos es wieder. Atemlos sah er hinüber zu dem Umriss von Pherodos’ Gestalt, die nun von Flammen erhellt wurde – doch das Gebilde aus Eis war leer. Im selben Moment trat der Krieger des Feuers hinter dem Thron vor.
Sein Leib war von blutigen Wunden übersät, aber sein Lächeln hatte nichts von seiner Verschlagenheit verloren, und als er die Flammen auf seiner Haut entfachte, schlug die Glut der Hölle Avartos wie ein Hieb entgegen. Was zum Teufel ging hier vor? Hadros’ Zauber war mächtig, noch immer umschloss er die Dämonen mit eiserner Kraft. Wie hatte dieser Krieger Udhurs es fertiggebracht, einen der stärksten Bannzauber der Bekannten Welt abzustreifen wie eine lästige Haut?
»Armselige Sklaven«, grollte Pherodos und schloss die Faust um sein Schwert, dass Funken zwischen seinen Finger aufstoben. »Glaubt ihr etwa, ich ließe mich von einem Engelszauber bannen? Ihr Narren des Lichts! Seht, was wahres Feuer ist!«
Avartos sah noch, wie unter dem Ruf des Kriegers die Glut in zahlreichen Dämonen zu voller Stärke erwachte. Im nächsten Moment sprengten sie das Eis um ihre Körper, stemmten sich mit kehligem Stöhnen auf die Beine und stürzten sich auf ihre Feinde.
Carmenya entfachte einen silbernen Schild, von dem die ersten Zauber abglitten, aber schon riss Pherodos das Schwert in die Luft und zog es quer über den Schutz. Laut knisternd rasten Risse darüber hin, die Mönche sprangen durch den zerbrechenden Zauber und stellten sich den Dämonen entgegen, und noch ehe Carmenya ihren Dolch gegen Pherodos führen konnte, traf Avartos ihn an der Schulter. Der Krieger brüllte vor Schmerz, als schwarze Flammen sich in sein Fleisch gruben, und stierte Avartos voller Zorn an. Tiefe Herablassung stand in seinem Blick, gepaart mit dem Willen, den Sohn des Teufels zu zerreißen, ganz gleich, welcher Engel sich ihm in den Weg stellte. Gerade holte Pherodos zum Schlag aus, als Carmenya einen Schrei ausstieß.
»Bastard der Hölle!«, schrie sie und schleuderte Pherodos einen Eiszauber entgegen, der ihm die Haut zerriss. Mit wehendem Haar sprang sie vor Nando, entfachte ein glühendes Schwert in ihrer Faust und zwang den Krieger, sie anzusehen. »Du wirst lernen, was Feuer ist und Hitze und Tod! Du wirst es lernen durch meine Hand!«
Mit diesen Worten stieß sie die Waffe vor und traf Pherodos an der Brust. Zorn trat in seinen Blick, als er zum Gegenschlag ausholte, doch Carmenya trieb ihn mit Flammenwirbeln weiter zurück. Avartos wich dem Hieb eines Dämons aus, der ihn beinahe gegen einen der noch erstarrten Artgenossen befördert hätte, und packte Nando am Arm. Sie mussten Kymbra und das Schwert erreichen, ehe der ganze verfluchte Saal zum Leben erwachte. Der Junge nickte, als hätte er den Gedanken gehört, und gemeinsam mit Noemi kämpften sie sich voran. Noemi hielt einen Schutzwall über ihnen aufrecht, donnernd prallten die Zauber der Dämonen davon ab, und während Nando Silas’ Klinge tief in die Reihen der Angreifer vor ihnen trieb, sicherte Avartos sie nach hinten ab. Seite an Seite brachen sie durch die Menge, immer darauf bedacht, die erstarrten Dämonen nicht zu berühren, und Avartos spürte, wie ihre Bewegungen ineinandergriffen, als wären sie
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