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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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seit Jahrhunderten zusammen in die Schlacht gezogen. Kurz sah er Kymbra aus dem Augenwinkel, noch immer gefangen auf dem Thron, und er ließ sich von den kraftvollen Kampfbefehlen der Mönche durchfließen, die den Dämonen schwer zusetzten. Verbissen kämpfte Nando sich voran, gestärkt von seinen Gefährten, und bald würde er …
    Das Krachen direkt über ihm ließ Avartos zusammenfahren. Er riss den Kopf in den Nacken und sah gerade noch den Mönch, der tödlich verwundet in Raars erstarrtem Leib landete. Pherodos stieß einen Triumphschrei aus. Der Körper des Mönchs stürzte zu Boden, und noch ehe er aufschlug, spannte Raar die Glieder. Das Eis sprang von seinem Leib, die Splitter verdampften zischend auf ihrem Schutzwall, und noch während der unsägliche Geier in Raar hineinfuhr, als wäre er nicht mehr als ein Atemzug gewesen, richtete der Dämon seinen Maskenblick auf Nando.
    Avartos stieß die Faust vor, gleißend hell schoss sein Feuerspeer auf Raar zu. Doch er zerriss nur die Luft. Zu schnell jagte der Schatten des Verfalls auf sie zu, es war, als hätte er die ganze Zeit über mit wachsamem Blick das Geschehen beobachtet, und landete nur wenige Schritte von Nando entfernt. Die umstehenden Dämonen wurden von ihm zurückgeschleudert wie von einem unsichtbaren Hieb. Drohend hob er seinen Stab, Avartos konnte das Gift spüren, das in dessen Spitze steckte, und er musste die Augen zusammenkneifen in dem plötzlichen Sturm, der von dem Dämon ausging und ihren Schutzwall wie Papier auseinanderriss.
    »Khero N’ay!«
    Es war Noemis Stimme, die dem Schatten eine flammende Fessel entgegenwarf. Pfeilschnell wickelte sich ihr Zauber um Raars Brust und riss ihn hoch in die Luft. Mit lauten Worten verstärkte Noemi den Bann, während der Dämon die Klauen tief in die Fessel grub und sich in ihrem Feuer wand. Nando hielt das Schwert zum Angriff erhoben, aber er wusste, dass dies nicht der Gegner war, gegen den er kämpfen musste – Avartos las es in seinen Augen.
    »Geh!«, rief er dem Jungen zu und breitete die Schwingen aus. »Hol dir Bhalvris, Sohn der Hölle! Du kannst es schaffen! Ich zweifle nicht daran!«
    Kurz nur blieb Nando stehen, wo er war, den Blick dunkel und verhangen wie damals, als er auf dem Dach gestanden hatte kurz vor dem Sprung. Dann umfasste er sein Schwert fester, warf sich herum und stürzte sich in die Menge vor dem Altar.
    Raars tausend Stimmen erklangen wie ein Zornesschrei, als er die Fäuste emporriss und die Fessel sprengte. Noemi taumelte zurück, so heftig traf sie der Rückstoß ihres Zaubers, doch noch ehe Raar seinen Stab heben konnte, sprang Avartos in die Luft und trat ihm den Kopf in den Nacken. Er hatte schon das Schwert gehoben, um dem Dämon die Kehle durchzuschneiden, als dieser sich zusammenzog wie ein flatterndes Tuch und sich erst einige Armlängen von Noemi entfernt wieder aufrichtete. Die Stille hinter der seltsamen Maske brannte auf Avartos’ Zügen, und er hörte Noemis Herzschlag, als er neben ihr zum Stehen kam. Ihr Schutzwall flackerte leicht, aber sie stand regungslos, wie er es sie gelehrt hatte. Wenn dieses Untier der Hölle Nando aufhalten wollte, musste es an ihnen vorbei, so viel war sicher.
    Als hätte er ihre Entschlossenheit gefühlt, breitete Raar die Arme aus, und mit einem Rauschen wie dem raschen Schlagen von Flügeln wurde er unsichtbar. Noemi wollte zurückweichen, doch Avartos hinderte sie daran. Er fixierte das Flirren der Luft, das sie umkreiste, schneller und schneller, und hörte es genau – das scharfe Geräusch von Metall. Blitzschnell fuhr er herum und schlug mit brennender Faust zu. Er spürte glühenden Widerstand, aber statt die Hand zurückzuziehen, grub er sie tief hinein in das, was er nicht sehen konnte. Er bekam etwas zu fassen, das sich in seinem Griff wand, mit aller Kraft riss er daran. Blut strömte über seine Hand, und im nächsten Moment stürzte Raar als schwarzer Schatten zu Boden. Der Aufprall hörte sich an, als wären Gedärme aus großer Höhe auf Steinfliesen geklatscht, aber schon rappelte der Dämon sich auf. Angewidert warf Avartos die zerquetschten Gliedmaßen, die wie Kinderhände aussahen, zu Boden und starrte auf das Loch, das er in Raars Brust hinterlassen hatte. Noch nie hatte er eine Schwärze wie diese gesehen. Es war, als würde in diesem Leib ein Labyrinth mit unzähligen Verästelungen und Nischen liegen, in dem die Träume all jener gefangen gehalten wurden, die Raar einst verschlungen

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