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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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hatte.
    Rauschend erhob der Dämon sich über die Köpfe der Kämpfenden. Seine Bewegungen waren langsamer geworden, und sein Blut tropfte wie Regen von seinem Leib. Avartos hob sein Schwert. Gerade wollte er sich in die Luft erheben, um dem Dämon den Kopf vom Hals zu trennen, als Raar seine Stimmen erhob. Tausendfach gebrochen schlugen sie Avartos entgegen, durchdrangen den Schutzwall und warfen ihn zurück. Noemi griff sich an die Kehle. Sie fiel auf die Knie, und auch Avartos konnte sich kaum auf den Beinen halten. Es schien ihm, als würde er vornüber in das Labyrinth stürzen, das diese Kreatur in sich trug, und er fühlte, wie die Stimmen der Toten sich in seine Haut gruben, wie sie auf den Bahnen seiner Gedanken nach seinem Verstand griffen und ihm die Sinne raubten. Schon stob Raar auf ihn zu. Avartos sah den Stab des Dämons vor sich, er wusste, dass ein Hieb ausreichen konnte, um ihn in faulendes Fleisch zu verwandeln, und doch rissen ihn die verfluchten Stimmen nach vorn, direkt auf seine Vernichtung zu. Schwer atmend sah er Raar in sein Maskengesicht, für einen Moment meinte er, etwas Glänzendes hinter den Augenschlitzen zu erkennen. Dann drückte der Schrei des Dämons ihm die Luft ab. Avartos taumelte – aber gerade in dem Moment, da der Stab sich auf seine Brust senkte, glitt eine blaue Flamme an ihm vorbei. Kurz blieb sie direkt vor seiner Stirn stehen – ein Frühlingsahnen in tiefstem Winter. Dann zerbarst sie zu einer grellen Kugel. Das blaue Feuer umschloss Raars Leib, wie unter Wasser versuchte er, den Zauber von seinen Gliedern zu reißen, doch es gelang ihm nicht. Stattdessen fuhren die Flammen hinter seine Maske, und als der Schrei abbrach, lösten sich die Klauen um Avartos’ Kehle.
    Noemi half ihm auf die Beine. Kreidebleich betrachtete sie ihren Zauber, und kurz sah es so aus, als würde das Feuer Raar fressen. Doch stattdessen zog Raar sich in sich selbst zusammen – und stob im nächsten Augenblick aus dem Zauber heraus. Sein Gewand hing nur noch in Fetzen, bestialischer Gestank von Aas und verbranntem Fleisch ging von ihm aus, aber er schlug so rasch mit seinem Stab in die Luft, als wäre er kaum verwundet worden. Einmal, zweimal hieb er in jede Richtung und vervielfältigte seine schattenhafte Gestalt, bis er siebenfach um sie herum stand. Avartos fühlte Noemis Rücken an seinem, er konnte ihren Herzschlag spüren. Dann ballten die Schemen die Fäuste und stürzten sich vor.
    Rasend schnell wehrten Avartos und Noemi die ersten Angriffe ab und wichen den Hieben aus, die mühelos den Schutzwall durchdrangen und nur knapp ihre Kehlen verfehlten. Doch Raar beschwor den Sturm herauf, der wie ein Fluch aus seinem Inneren brach, und schickte ihn in staubigen Schwaden auf seine Feinde. Glühend heiß war er, bald schon konnte Avartos kaum mehr etwas erkennen. Er hörte auf zu atmen, aber Noemi hustete, so erstickend drang der Staub in ihre Lunge. Schwarzes Gift war es, und als Avartos nach ihrem Handgelenk griff, flammten die Bilder auch in ihm auf, die der Dämon auf diese Weise in sie hineinsandte. Es waren Bilder des Zorns. Scharf wie Splitter gruben sie sich in Avartos’ Gedanken. Er sah Engel durch die Brak’ Az’ghur jagen, mächtige Krieger des Lichts in der glänzenden Uniform der Garde. Erbarmungslos erschlugen sie Nephilim und Menschen. Avartos sah eine Frau zu ihren Füßen sterben und wusste, dass es Noemis Mutter war, und als er sich selbst erblickte, damals im Forum Romanum, wie er auf einen jungen Mann zuschritt, einen Nephilim, der am Boden lag, heldenhaft gestorben, um Dutzende andere zu retten, da spürte er Noemis Hass, der tief in ihrem Herzen lauerte, und konnte sich nicht gegen die Abscheu wehren, die ihn angesichts seiner eigenen Kälte ergriff.
    Avartos stieß einen Fluch aus und drängte diese Empfindung zurück. Zur Hölle, es war ein Dämonenzauber, ein alberner Trick, nicht mehr! Zischend glitt sein Schwert durch die Luft und wehrte einen Angriff Raars ab, aber da fühlte er, wie Noemi schwankte … und wie sie langsam vor ihm zurückwich.
    Er umfasste ihr Handgelenk stärker und zog sie nah zu sich heran. Erinnere dich , flüsterte er in Gedanken. Erinnere dich an das Meer.
    Sie hustete wieder. Mit aller Kraft schlug er einen weiteren der Schemen zurück. Verflucht, es musste eine Möglichkeit geben, diesen elenden Sturm zu durchdringen, den Dämon sichtbar zu machen, der Noemi die Kraft aus dem Körper zog! Sie bekam kaum noch Luft, wieder strebte sie

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