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Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition)

Titel: Die Chroniken der Schattenwelt: Angelos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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schluckte. Pherodos konnte schmecken, wie trocken sein Mund war, als wäre es sein eigener.
    »Ich … «, krächzte der Kerl, doch da lachte Ligur auf.
    »Du«, grinste er, »kommst mir gerade recht. Ich kann dein Blut riechen wie die Abwässer vor dieser Hütte, und ich werde meine Finger in deine Eingeweide graben, solltest du noch einmal reden, ohne gefragt worden zu sein. Hast du etwa vergessen, wer wir sind?«
    Pherodos beobachtete, wie sich die Erkenntnis in den Augen des Fremden formte, und er genoss den Schreckensschauer, der mit scharfen Krallen über dessen Rücken lief. Der Mann öffnete den Mund, er sagte keinen Ton, und doch hörte Pherodos die Frage, die er stellte, als spräche er sie laut aus.
    Was wollt ihr von mir?
    Das Lächeln, das nun auf Ligurs Lippen trat, tropfte vor Gift. Pherodos ließ es zu, dass die Klaue den Arm des Fremden berührte, bis schwarze Adern über dessen Haut und den Hals hinaufliefen. Doch als sich dessen Kehle zuschnürte, stieß er Ligur vor die Brust. Keuchend hielt der Mann sich den Hals. Pherodos setzte sich ihm gegenüber und wartete mit Eisesblick, bis er sich beruhigt hatte.
    Wir suchen den Jungen.
    Kaum hatte er diesen Satz in sein Hirn geschickt, hielt der Fremde inne. Er hatte sofort verstanden, und in den Schock dieser Erkenntnis hinein fraß sich ein trotziger und merkwürdiger Mut. Blitzschnell sprang er auf, und vielleicht hätte er es tatsächlich ein paar Schritte weit geschafft, wenn Raar nicht dabei gewesen wäre, dessen Stab ihn an der Stirn traf. Blut rann über sein Gesicht, als er auf seinen Stuhl zurückfiel. Verwirrt fuhr er sich an die Stirn, er sah das Blut an seiner Hand ebenso wie die Gleichgültigkeit der Menschen um ihn herum, für die er gar nicht da zu sein schien, und schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß nichts«, erwiderte er. »Ich bin Giorgio, ein einfacher Taxifahrer, nicht mehr, und … « Er wollte noch mehr sagen, doch Pherodos stand nicht der Sinn nach Debatten mit Sterblichen. Die Schreckensbilder vergangener Schlachten pulsierten schon in seinen Fingern und er spürte, wie Ligurs Gier sich um die Brust des Menschen legen wollte, um sie zu zerquetschen, doch ehe einer von ihnen auch nur eine Klaue bewegt hätte, hob Raar erneut seinen Stab. Wie an unsichtbaren Fäden gezogen kam der Mensch auf die Beine, Pherodos sah die Stiche, die seine Hände trafen und sie in die Luft rissen, und er spürte den Frost, der sein linkes Bein brach und ihn schwanken ließ wie eine willenlose Marionette. Noch immer achtete keiner der Umstehenden auf ihn, sein Schrei blieb ungehört.
    Als Raar dem Menschen in einem seltsamen Rhythmus mit seinem Stab vor die Brust schlug, brach eiterndes Narbengewebe aus dessen Haut und zog sich langsam seine Kehle hinauf. Er keuchte panisch, aber sein Hilferuf war nicht mehr als ein Flüstern. Raar wiederholte die Frage, die keiner von ihnen laut gestellt hatte, und er tat es mit einer Stimme, die so manchen anderen Sterblichen um den Verstand gebracht hätte.
    Wo ist der Teufelssohn?
    Dieser Kerl jedoch war erstaunlich widerstandsfähig. Er ballte die Fäuste, auch wenn das seine Haut unter den unsichtbaren Fäden zum Reißen brachte, und schüttelte den Kopf. Sein Mund verzog sich zu einer abfälligen Bemerkung, aber ehe er etwas sagen konnte, stieß Raar mit einer Bewegung des Stabes seinen Kopf zurück. Pherodos sah zu, wie der Mensch gezwungen wurde, den Schatten des Verfalls anzusehen, er wusste, dass sich dessen Maske für ihn auflöste, und ertappte sich angesichts der steigenden Panik des Fremden bei dem Gedanken, auch gern einmal das sehen zu wollen, was dieser in wenigen Momenten erblicken würde. Vielleicht würde es ihm auch den Verstand rauben. Das Leben war so viel leichter, wenn man dämlich war.
    Er beobachtete, wie sich die Augen des Mannes weiteten. Der Wahnsinn ließ seine Pupillen an den Seiten ausfransen, und kaum dass seine Hände zu zittern begannen, konnte er den Schutz um seine Gedanken nicht mehr länger halten. Umgehend begann Raar damit, die Worte aus seinem Kopf zu reißen und mit ihnen alles, was sie wissen wollten. Pherodos wollte sich schon zufrieden abwenden, als plötzlich flackernde Farben in die Augen des Menschen traten. Gelb wurden sie und auffallend grün wie bei einem … Da riss der Mann den Kopf zurück. Er sprengte Raars Zauber und zerriss jede geistige Verbindung. Fast wäre er gestürzt, aber irgendeine fremde Kraft hielt ihn aufrecht. Mit erstaunlicher Schnelligkeit wand

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