Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
an der Mauer zu platzieren.
Lantuk hatte eine große Axt neben sich stehen, mit der er jede Leiter zerschlagen und jedes Seil durchtrennen könnte und würde.
Im Hof verstärkten die Frauen und Kinder unter Brazuks Anleitung das Stadttor und stellten mit Wasser gefüllte Eimer und Decken bereit, falls die Goblins mit Brandpfeilen angreifen sollten. Kordal konnte erkennen, dass die umliegenden Häuser alle zu notdürftigen Lazaretten oder Schlafstätten umfunktioniert worden waren.
Der Krieger fragte sich noch immer, was die Goblins angetrieben hatte, sich so weit in den Süden zu wagen. Wenn die Geschichten um diese kleinen Ungeheuer stimmten, dann lebten sie überwiegend in den schroffen Gebirgsketten von Kanduras, wie den Todfelsen im Norden oder den Trollzähnen im Osten. Aber die Todfelsen waren fast drei Mondphasen Fußmarsch entfernt und die Trollzähne sogar noch sehr viel weiter. Was trieb die Goblins an? Und vor allem, was hielt sie zusammen?
Er hätte noch stundenlang weiter grübeln können, doch das dumpfe Hämmern von Kriegstrommeln riss ihn aus den Gedanken.
Der Angriff begann.
»Jeder Schuss muss treffen!«, brüllte Brazuk den Bogenschützen zu, die sich gerade feuerbereit machten. Sie hatten jeder nur noch eine Handvoll Pfeile, und jeder tote Goblin würde es ihnen später erleichtern, die Mauer hoffentlich zu halten.
Kordal fragte sich, ob es überhaupt Sinn machte, gegen eine solche Übermacht zu kämpfen.
Ma‘vol würde fallen, egal ob sie kämpften oder nicht. Aber niemand wollte sich und seine Stadt kampflos ergeben, alle würden bis zuletzt kämpfen und diesen Bestien zumindest einen hohen Blutzoll abverlangen.
Ein grimmiges Lächeln huschte über seine Lippen. Heute Nacht würden viele dieser kleinen Feiglinge seiner Klinge zum Opfer fallen.
Die erste Reihe der Goblins wurde von den schnellen und geübten Bogenschützen zu Fall gebracht. Die meisten von ihnen waren nicht tödlich verwundet worden, ihre über sie hinweg trampelnden Kameraden jedoch brachen ihnen sämtliche Knochen.
Bald waren alle Pfeile verschossen, und die Verteidiger der Stadt standen mit der Waffe in der Hand bereit, ihre Leben so teuer wie möglich zu verkaufen.
Die Goblins schleppten mehrere Leitern und Seile an die Stadtmauer und warfen teilweise mit ihren kurzen Speeren nach den tapferen Kriegern, die jedoch keine Probleme hatten, die schlecht gezielten Geschosse mit ihren Schilden abzuwehren.
Kordal hob einen großen Stein hoch über den Kopf und schmetterte ihn dem ersten Goblin entgegen, der versuchte, über die Leiter auf die Mauer zu gelangen. Das getroffene Ungetüm stürzte rücklings die Leiter hinunter und riss dabei noch etliche seiner Kameraden mit. Die Wucht des Aufpralls ließ die Leiter zerbersten.
Einige der Goblins schleuderten rostige Wurfhaken an dicken Seilen auf die Zinnen und begannen, sofort daran empor zu klettern.
Lantuk wartete so lange wie möglich, bis er mit einem kraftvollen Hieb mit der mächtigen Axt die Seile kappte und nicht weniger als ein Dutzend Goblins zu Boden stürzen ließ, wo es direkt in ihre mörderischen Freunde krachte.
Kordal schleuderte einen weiteren Stein die Mauer hinab und traf diesmal nur eine der Leitern, die zwar einige Sprossen einbüßte, doch ansonsten völlig intakt blieb.
Die Lage war ziemlich aussichtslos, jede Lücke, die sie in die Front des Feindes schlugen, wurde sofort wieder aufgefüllt. Dieser Übermacht würden sie nicht ewig Stand halten können. Früher oder später würden die Goblins die Mauer erstürmen.
Lantuk spaltete eine Leiter in zwei Hälften und den Goblin, der auf der obersten Sprosse stand, gleich mit. Die Axt blieb im Körper des Ungetüm stecken, daher zog er den leblosen Körper über die Zinnen und trat einmal kräftig gegen die Überreste der Leiter, die mit einem berstenden Geräusch nach hinten kippte. Der Krieger stemmte seinen Fuß gegen den toten Goblin und riss die Axt aus ihm heraus, gerade rechtzeitig, um zwei weitere Seile zu kappen.
Kordal schleuderte einem Goblin seinen letzten Stein entgegen und zog das Schwert. Noch ehe die nächste Kreatur die Mauer erklommen hatte, stand der Krieger kampfbereit mit Schwert und Schild vor ihm und trieb dem Biest die Waffe bis zum Heft in die Brust. Der Goblin japste und fiel hintüber, als Kordal die Klinge mit einem Ruck aus seinem Körper riss.
Der Krieger hatte allerdings keine Zeit, sich auszuruhen, denn der nächste Goblin hatte bereits den Platz des
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