Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
verbeugten sich alle und verließen den Thronsaal, um ihre Gemächer zu beziehen.
Eine unfreiwillige Rast
»Vertraut mir, der König ist ein Mann von Ehre! Pah!«, schnaubte Khalldeg voller Wut. »Elf, das ist ganz allein deine Schuld! Ich wollte über die Berge, aber auf mich wollte ja niemand hören!«
»Beruhige dich, Khalldeg«, versuchte Tharador zu schlichten. »Faeron hatte recht mit dem König. Wäre er kein ehrenhafter Mann, hätte er mich direkt an Dergeron ausgeliefert, ohne mich anzuhören. Es wird sich bald alles aufklären.«
»Das hoffe ich für dich, Junge. Denn hier sind wir diesem Mistkerl Dergeron ausgeliefert«, gab der Zwerg zu bedenken.
»Wie meinst du das?«
»Ganz einfach«, schaltete sich Faeron in die Unterhaltung mit ein. »Wir sitzen hier in den kommenden Tagen fest. Die Burg ist zwar gut bewacht, aber ich befürchte, dass ihn das nicht aufhalten wird. Ich habe den Wahnsinn in seinen Augen gesehen. Er scheint einen inneren Kampf zu führen und ihn langsam zu verlieren. Er wird gewiss nach einer Gelegenheit suchen, dich anzugreifen.«
»Da muss ich dem Elf zustimmen. Wir sollten vorsichtig sein.«
»Ich werde mich nicht verstecken!«, stieß Tharador wütend aus. »In diesen Tagen haben wir die Möglichkeit, uns mit dem König einen Verbündeten zu schaffen. Das dürfen wir uns nicht zerstören lassen.«
»Gut erkannt, junger Paladin. Aber denkst du, der König ist vertrauenswürdig genug, um ihm von dem Buch zu erzählen?«, fragte Faeron offen heraus.
»Ja«, sagte Tharador bestimmt. »Ich konnte es in seinem Blick erkennen.«
»Aber was machen wir jetzt die nächsten Tage?«, fragte Khalldeg nach einer längeren Pause. »Ich befürchte, dass mir hier verdammt langweilig wird.«
Tharador blickte sich um. Das Zimmer, das sie sich teilten, war groß, fast ein kleiner Saal. Platz hatten sie mehr als genug. Man hatte ihnen drei Betten aufgestellt, der Raum diente ursprünglich als Besprechungszimmer. Überall standen Sessel und kleine Tische, und an den Wänden große Regale mit unzähligen Büchern darin.
Man hatte ihnen feine Seidenkleidung gegeben, schließlich waren sie am Königshof. Khalldeg weigerte sich zwar, seine Rüstung auszuziehen, doch Faeron und Tharador hielten es für besser, sich den höfischen Bräuchen anzupassen. Ihre Waffen hatte man ihnen nicht abgenommen, was Tharador darauf zurückführte, dass der Hof von bewaffneten Gardisten wimmelte, und es gab keinen Zweifel, dass diese jeden töten würden, sobald jemand nur ansatzweise sein Schwert zum Kampf zöge.
Trotzdem trug er sein Schwert immer bei sich, er wollte Dergeron keinesfalls unbewaffnet gegenübertreten.
Er erinnerte sich an den Wahnsinn, den er in den Augen seines ehemaligen Freundes erblickt hatte. Er teilte Faerons Meinung, dass seine Seele von dunklen Gefühlen zerfressen wurde.
Tharador musste an Dergerons Worte denken, an die Anschuldigung, am Untergang Surdans schuld zu sein. Vielleicht war dem wirklich so, überlegte der Paladin jetzt. Wäre er damals geblieben, hätte er das Blatt wenden können, hätte er all die unschuldigen Menschen retten können? All die Männer, Frauen und Kinder, die den Orks zum Opfer gefallen waren. Hätte er Tarvin Xandor töten können?
Er verwarf diese Gedanken rasch wieder, denn sie waren absurd. Tharador hatte die Macht des dunklen Magiers in den Gängen der alten Zwergenmine deutlich zu spüren bekommen, und es gab absolut keinen Zweifel daran, dass er nichts gegen ihn hätte ausrichten können. Der Paladin war sich nicht einmal sicher, ob er dazu jemals imstande wäre.
Was, wenn Dergeron seinen Verstand verloren hatte? Wie viel grausamer würde ihr Konflikt werden, fragte Tharador sich, wenn der einstige Freund vor keinem Mittel mehr zurückschreckte. Wie weit würde ihn sein blinder Hass noch treiben?
»Ich lebe nun schon fünfhundertsiebzehn Jahre, doch dein Blick ist trauriger, als meiner es jemals war«, riss Faeron ihn wieder einmal aus seinen finsteren Gedanken.
»Ich habe ihn für immer verloren«, antwortete Tharador traurig.
»Wen?«
»Dergeron. Ich sah es heute in seinen Augen. Ich bewahrte mir die ganze Zeit noch einen kleinen Funken Hoffnung, dass nicht alles Menschliche in ihm ausgelöscht wurde. Doch sein Blick verriet mir, dass der Mann, den ich einst kannte, schon lange nicht mehr existiert. Ich hätte ihm zwar den Mord an Queldan nie verzeihen können, aber ich hatte die Hoffnung, ihn eines Tages zu erlösen. Jetzt befürchte ich
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