Die Chroniken des Paladins 01. Tharador - Bellem, S: Chroniken des Paladins 1 Tharador
oder ich lasse dich in den tiefsten, dunkelsten Kerker dieses Palastes werfen.«
»Ich suchte Antworten«, gestand die Diebin widerwillig.
»Antworten worauf?«
»Was an diesen Geschichten um Euch wahr ist.«
Tharador überlegte kurz: »Einverstanden. Ich werde dir deine Antworten geben, aber erst möchte ich welche von dir hören«, bot der Paladin an.
Sie nickte nur.
»Wer bist du?«, fragte Tharador offen heraus.
»Calissa. Ich bin eine Diebin und Einbrecherin, allerdings heute wohl außer Form«, stellte sie sich vor.
»Danke sehr.«
Tharador ließ langsam ihr Handgelenk los und setzte sich aufrecht ins Bett.
Mehr wollte er nicht wissen , dachte Calissa erstaunt.
»Was habt Ihr eigentlich vor? Und wer seid Ihr in Wirklichkeit?«, fragte sie. »Ich habe Euch heute gegen den Kommandanten kämpfen sehen. Euer Stil ist sehr gut, aber doch so anders als alles, was hier im Norden gelehrt wird. Auch bezweifle ich, dass Ihr all das getan habt, was Euch Dergeron vorwirft. Also, wer seid Ihr wirklich?«
Die Frage nach seinem wahren Ich ... Tharador hatte sich diese Frage in den letzten Tagen selbst häufig gestellt. Und seit er hier in Berenth war, wurde er fast ununterbrochen mit ihr konfrontiert.
Tharador musste zugeben, dass er bis jetzt noch keine zufrieden stellende Antwort gefunden hatte. Wollte er ihr eine ehrliche Antwort geben, musste er sich offen seinen Gefühlen stellen.
Calissa blickte ihn auffordernd an.
Er entschied sich, ihr alles zu sagen, was er wusste. »Ich bin ein Paladin, der Sohn eines Engels«, sagte er ernst und in ruhigem Tonfall.
»Und das soll ich Euch glauben?«, fragte sie skeptisch.
»Ja, denn es ist die Wahrheit, und ich habe keinen Grund, dich zu belügen. Genauso wenig ist es ein Geheimnis, das ich verstecken will. Nun hast du deine Antwort. Mehr kann ich dir nicht geben, bis auf diesen Rat: Halte dich fern von Dergeron. Er ist gefährlich.«
»So leicht lasse ich mich nicht abspeisen. Wieso hasst ihr beide euch?«
»Er hat meinen besten Freund getötet und wird versuchen, mich davon abzuhalten, das Richtige zu tun«, sagte Tharador traurig.
»Und was ist das Richtige?«, fragte die junge Frau neugierig.
Tharador schwieg zunächst, dann sagte er: »Du solltest nun besser gehen. Wenn die anderen aufwachen, dann werden sie vielleicht nicht so nachsichtig sein, wie ich es gewesen bin.«
Das war ein gutes Argument. Auch wenn ihre Fragen nicht alle beantwortet waren, verschwand sie ebenso lautlos und schnell, wie sie kurz zuvor ins Zimmer eingedrungen war.
»Du bist unvorsichtig«, erklang eine vertraute Stimme aus dem Dunkel.
»Ich denke nicht, mein Freund«, antwortete Tharador leise. Er wollte Khalldeg nicht wecken.
Faeron war natürlich schon lange genug wach, um die ganze Unterhaltung der beiden mit angehört zu haben.
»Du hast uns belauscht, nicht wahr?«, fragte Tharador offen heraus.
»Ja, ich wollte wissen, wie du auf sie reagierst. Lass dich nicht von ihrer Schönheit und ihrer Jugend blenden. Du musst in das Innerste der Menschen blicken, um zu erkennen, wem du vertrauen kannst.«
»Eben. Ich habe mich an etwas erinnert, das du mir von meinem Vater erzählt hast. Du sagtest, dass er den Menschen in die Herzen blicken und ihnen Hoffnung und Mut machen konnte.«
Faeron nickte. »Ja, Throndimar hatte die Gabe, in vielen Herzen einen reinen Funken zu erwecken. Aber was hat das mit dieser Frau zu tun? Denkst du etwa, in ihr einen solchen Funken geweckt zu haben?«
Tharador wandte den Kopf und blickte in der Dunkelheit in die Richtung, aus der Faerons Stimme drang. »Ich kann es dir nicht recht erklären, aber ich spüre, dass sie ein gutes Herz hat. Sie hat sich in dieser Sache noch für keine Seite entschieden.«
»Und nun hat sie deine gewählt?«
»Ich weiß es nicht. Ich hoffe es. Aber glaube mir, sie ist nur unentschlossen. Ich bin davon überzeugt, dass sie noch eine wichtige Rolle spielen wird, und ich hoffe, zu unseren Gunsten.«
»Ich traue ihr nicht. Und du solltest ihr auch nicht vorschnell vertrauen. Du hast schon König Jorgan leichtfertig deine Geschichte erzählt. Und jetzt auch noch dieser Frau.«
»Soll ich mich denn verstecken?«, fragte Tharador aufgebracht, versuchte dabei aber, nicht laut zu werden.
»Nein, selbstverständlich nicht. Aber du solltest lieber bedachter handeln. Unsere Aufgabe ist zu wichtig. Wir dürfen nicht riskieren, unnötig aufgehalten zu werden. Was, denkst du, passiert, wenn die Soldaten erfahren, dass du ein
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