Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes
so plötzlich, mit solcher Präzision und Heftigkeit, dass Jibb und seine Männer beinahe sofort in die Defensive gedrängt wurden. Überrascht, zahlenmäßig unterlegen und ausmanövriert, verlor er schon in der ersten Stunde des Kampfes zwei von zwölf Einheiten. Sie waren gezwungen, Melyors Wohnung und die umliegenden Gebäude aufzugeben. Jibb zog sich zurück und versuchte, einen Gegenangriff zu organisieren. Damit blieb er allerdings erfolglos, und elf weitere Männer starben. Die anderen flohen und verteilten sich in den unterirdischen Gängen unter dem Bezirk, wie es für solche Fälle geplant war. Der Schaden war irreparabel. So kurz nach dem Verlust von Chev und Darel, die er noch nicht ersetzt hatte, blieben Jibb nach der Begegnung mit Dob und seinen Leuten nur noch sieben vollständige Einheiten und eine weitere mit nur fünf statt sechs Männern. Insgesamt siebenundvierzig, und das ließ ihm kaum mehr Hoffnung, den Bezirk zurückerobern zu können. Und dabei war es noch nicht einmal Morgen.
Also tat Jibb das Einzige, was er noch tun konnte: Er floh. Er führte seine Männer in die relative Sicherheit der Tunnel und zog nach Süden, bis zum Fünften Bezirk. Aber zwei Nächte später fanden ihn Dobs Leute auch dort. Also floh er in den nächsten Tagen weiter - Jibb war nicht sicher, wie lange es dauerte; es war so einfach, in den Gängen jegliches Zeitgefühl zu verlieren -, und zwar nach Nordwesten. Sie mieden die Gänge unterhalb des Hofs, die immer besonders scharf von der SiHerr bewacht wurden, ebenso wie den Westrand des Bragori-Walds.
Irgendwann war er überzeugt, die Verfolger abgeschüttelt zu haben, aber sie fanden ihn schließlich auch im Dritten Bezirk. Jibb sammelte seine Männer zu einem Gefecht, aber sie waren immer noch viel zu wenige. Dobs Leute zwangen sie, bis zur Nordwestecke des Dritten zurückzuweichen, offensichtlich in der Hoffnung, sie dort an der Goldbucht in die Enge zu treiben, wo die unterirdischen Gänge zu Ende waren. Es gelang Jibb und seinen Männern abermals zu fliehen, aber sie mussten sich in den Zweiundzwanzigsten zurückziehen. Dob hatte sie vollkommen aus Cedrychs Herrschaftsbereich vertrieben.
Inzwischen war Jibb überzeugt von etwas, was am Anfang nur ein Verdacht gewesen war: Dob hatte Hilfe, wahrscheinlich von Cedrych, obwohl Jibb auch nicht ganz ausschließen wollte, dass die SiHerr an der Sache beteiligt waren. Wer immer es war, sie sicherten Dobs Erfolg. Dob war zweifellos ein fähiger Mann, und die Männer, die er befehligte, waren ziemlich gut ausgebildet. Aber selbst zu ihren besten Zeiten hätten sie nicht gegen Jibbs Leute ankommen können. Und Dob hatte nach all den Wochen, in denen er mit Bowen um den Zweiten gekämpft hatte, nicht einmal die volle Anzahl von Männern. Dennoch war der Gesetzesbrecher im Vierten mit mehr Leuten und Waffen aufgetaucht, als selbst ein fest in seinem Bezirk etablierter Nal-Lord haben sollte.
Niemand im Vierten hätte ihm geholfen, was nicht hieß, dass Jibb im Vierten keine Feinde hatte. Es gab viele Gesetzesbrecher, die etwas gegen sein gutes Verhältnis mit Melyor hatten und die zweifellos über seinen unerwarteten Aufstieg zum Nal-Lord verärgert waren. Aber keiner hätte einem Außenseiter wie Dob geholfen. Sie hätten sich vielleicht unter der Führung eines Gesetzesbrechers aus dem Vierten gegen Jibb zusammengetan, aber selbst das war unwahrscheinlich. Außerdem waren die Kämpfer, denen Jibb und seine Männer gegenüberstanden, zu diszipliniert für gewöhnliche Gesetzesbrecher. Sie waren hervorragend ausgebildet, wie die Männer der SiHerr oder Cedrychs Gardisten. Nachdem seine eigene Truppe nun derart dezimiert und erschöpft war, hatte Jibb gegen eine Armee dieser Art keine Chance.
Zumindest sagte er sich das, als er und seine verbliebenen Leute durch die unterirdischen Gänge auf Newells Herrschaftsbereich zuflohen. Verstört über das, was geschehen war, und erfüllt von Selbstmitleid, hätte Jibb beinahe aufgegeben.
Ich kann wieder von vorn anfangen, dachte er. Ich kann in Alt-Trestor arbeiten, für Bren oder einen anderen von Newells Nal-Lords. Dort gibt es viel zu tun.
Aber es dauerte nicht lange, bis er diesen Gedanken wieder aufgegeben hatte. Es war nicht sein eigener Bezirk gewesen, den sie ihm abgenommen hatten, es war Melyors. Und obwohl er und seine Männer gekämpft hatten, war Jibb klar, dass der Angriff ihr gegolten hatte und nicht ihm. Und das wiederum bedeutete wahrscheinlich, dass Cedrych
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