Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes
von Tobyn-Ser und den Dschungel der Landenge zu wandern, und ihn schließlich zurückgeworfen in die verstörende Vertrautheit dieses Nal, das einmal sein Zuhause war, es nun aber nicht mehr ist, und wo er von Gesetzesbrechern und Gardisten gleichermaßen verlacht und verhöhnt wurde. Und das alles ist geschehen, seit dieser Magier in sein Leben trat und ihn aus dem Frieden und der Sicherheit seiner Zelle zerrte.
Aber endlich, nur ein paar Fuß von dort entfernt, wo Baram mit dem Rücken an die Wand gedrückt steht, sieht er eine Möglichkeit, den Magier für immer loszuwerden. Auf dem Boden am Fenster, umgeben von winzigen Glassplittern, liegt Cedrychs Werfer. Er ist so nah, inzwischen viel näher an Baram als an der Frau oder dem Magier.
Ganz langsam, damit sie nicht auf ihn aufmerksam werden, geht er einen Schritt von der Wand weg, duckt sich und greift nach der Waffe. Er steht wieder aufrecht und hat den Werfer auf sie gerichtet, ehe sie auch nur begreifen, was geschehen ist.
Er sieht, wie sie erschrocken die Augen aufreißen, sieht, wie die Erleichterung über Cedrychs Tod der Angst vor ihm und dem Ding, das er in der Hand hält, weicht, und er muss laut lachen.
»Baram, tu das nicht!« sagt der Magier. »Bitte. Dafür gibt es keinen Grund.«
»Ich will, dass du stirbst«, antwortet Baram in der Sprache des Magiers. »Ich will, dass du für immer verschwindest!« Der Magier nickt. »Ich weiß, und das kannst du haben.« Er zeigt auf das Fenster. »Cedrych ist tot. Ich habe keinen Grund mehr hier zu bleiben. Ich werde gehen, und du wirst mich nie wiedersehen.« »Cedrych wollte mir Arbeit geben«, sagt Baram. »Und du hast ihn getötet.«
»Ich kann dir Arbeit geben«, sagt die Frau in Lonmir. »Ich werde viele Leute einstellen müssen.«
»Du bist eine Gildriitin«, meint Baram angewidert. »Wie sollst du mir Arbeit geben können?«
»Ich mag Gildriitin sein«, erwidert sie. »Aber ich bin auch Melyor i Lakin. Wenn ich sage, dass ich dir Arbeit geben kann, dann stimmt das.«
Melyor i Lakin, wiederholt er im Kopf. Er kennt den Namen aus der Zeit, bevor er nach Tobyn-Ser gegangen ist. Sie ist ein Nal-Lord - inzwischen vielleicht sogar mehr. Er fragt sich, was für eine Arbeit sie ihm geben kann, aber dann schüttelt er den Kopf. Es ist egal. Alles ist egal, solange der Magier noch lebt.
Ohne es zu bemerken, hatte er die Waffe gesenkt. Aber nun hebt er sie wieder und will auf den Magier schießen. Bevor er den Knopf drücken kann, kracht jedoch etwas Schweres, Großes gegen seine Schulter und bringt ihn aus dem Gleichgewicht. Dob hat einen Stuhl nach ihm geworfen. Baram versucht, sich wieder aufzurichten, aber bevor er das tun kann, rempelt ihn der Gesetzesbrecher und lässt ihn auf den Abgrund zutaumeln. Baram rutscht aus, lässt den Werfer fallen und stürzt. Er kann sich gerade noch mit einer Hand am Rand der Fensteröffnung festhalten. Der Magier ist sofort da und streckt die Hand nach ihm aus. Auch die Frau ist da.
»Nimm meine Hand!«, ruft der Magier über den tosenden Wind hinweg.
Baram schüttelt den Kopf. »Ich lasse mich nicht von dir umbringen!«, brüllt er zurück.
»Ich versuche nicht, dich umzubringen, ich versuche, dich zu retten!«, sagt der Magier. »Und jetzt nimm meine Hand, ich ziehe dich wieder rein!«
»Nein!«
»Sei doch nicht dumm, Mann!«, ruft der Magier. »Nimm meine Hand!«
Baram lächelt ihn an. »Ich heiße Baram«, sagt er. Und dann lässt er los und stürzt in die Tiefe.
Obwohl Cedrych tot war, wollte Melyor seinen Gardisten nicht unbewaffnet gegenübertreten. Zum Glück wusste sie dank jahrelanger Erfahrung mit dem Oberlord, dass das nicht notwendig sein würde. Cedrych hatte einen Werfer unten an der mittleren Schublade seines Schreibtischs befestigt, und nachdem die Flammen beinahe erloschen waren, ging sie in sein Arbeitszimmer und holte sich die Waffe.
Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, sah sie, dass Dob und Orris einander schweigend gegenüberstanden. Dob betrachtete den Magier abschätzend, als wollte er herausfinden, ob er Orris bei einem Kampf besiegen könnte. Der Magier schien einfach nur zornig zu sein. Sein Falke war auf den üblichen Platz auf seiner Schulter zurückgekehrt. »Sag ihm, ich wollte nicht, dass Baram stirbt«, erklärte Orris. »Es war nicht nötig, den Stuhl zu werfen.« »Er dankt dir, dass du unser Leben gerettet hast«, sagte Melyor dem Gesetzesbrecher.
Dob warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Das klang nicht nach einem
Weitere Kostenlose Bücher