Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
Bildschirm auszuschalten.
    Er besaß inzwischen mehr Gold, als er je für möglich gehalten hätte. Er würde General der SiHerr werden, wenn er es wollte. Und in seinem ganzen Leben hatte er sich noch nie so hilflos gefühlt. Marar hatte ihn mit einem Köder gelockt, den er nur zu gerne geschluckt hatte. Und nun gab es niemanden, an den er sich wenden konnte.
    Bei diesem Gedanken erstarrte er, denn es gab eine solche Person. So seltsam es ihm vorkam, plötzlich wusste er mit schockierender Klarheit, was er tun sollte. Er hätte sich nie auch nur träumen lassen, dass er so etwas je in Erwägung ziehen würde, aber er hätte auch nie erwartet, in eine solche Situation zu geraten.
    Im Leben geht es immer um Entscheidungen, hatte Marar gesagt.
    Premel nickte, dann beugte er sich schließlich vor und schaltete seinen Schirm aus. Vielleicht hatte er nun die richtige Entscheidung getroffen.

8
     
    I ch halte das Auftauchen dieser freien Magier in Tobyn-Ser aus verschiedenen Gründen für gefährlich. Tatsächlich sind die Bedenken, die ich in meinem letzten Brief beschrieben habe - dass sie keine Autorität anerkennen, wie es die Magier sowohl des Ordens als auch der Liga tun - nur eines meiner Probleme, und nicht einmal das größte. Zum ersten Mal seit tausend Jahren gibt es zwei Gruppierungen von Magiern und nicht nur eine. Die Beziehungen des Ordens zu den Hütern könnte man bestenfalls als angespannt bezeichnen. Nach allem, was ich gehört habe, sieht es so aus, als wäre die anfängliche Zusammenarbeit zwischen den Tempeln und der Liga dem Misstrauen gewichen. Wenn man dann noch die neue Volksbewegung hinzufügt, die sich feindselig gegenüber der Liga, dem Orden und den Tempeln verhält, resultieren daraus noch mehr Instabilität und eine größere Wahrscheinlichkeit gewalttätiger Konflikte, als dieses Land je zuvor gekannt hat.
    Im Augenblick besteht noch ein wackliges Gleichgewicht, wird ein stets bedrohter Waffenstillstand zwischen all diesen Gruppen eingehalten. Aber es wird nicht lange dauern, bis die freien Magier begreifen, dass sie die Macht haben, dieses Gleichgewicht nach der einen oder anderen Seite ins Wanken zu bringen. Und ich fürchte, wenn sie das erkennen, wird ihre Machtgier sie dazu verführen, das ganze Land ins Chaos zu stürzen.
    Falkenmagier Orris an Melyor i Lakin, Herrscherin und Steinträgerin von Bragor-Nal, im Winter des Gottesjahres 4633
     
    Tammen saß ihm gegenüber, starrte ins Feuer, und trotz der Falten um den Mund und ihres in den letzten Tagen beinahe chronischen Stirnrunzelns sah sie jung aus. Das Licht der Flammen und ihres blinkenden blauen Steins spiegelte sich in ihren hellen Augen, und das braune Haar fiel ihr in die Stirn. Nodin fand, dass sie noch nie so hübsch ausgesehen hatte.
    Er wandte sich ab und kraulte das Kinn seines Falken, der neben ihm auf einem breiten Holzscheit saß. Tammen war nicht in ihn verliebt, das wusste er, und obwohl er immer noch spüren konnte, wie sich sein Herz zusammenzog, wenn er daran dachte, war der Schmerz der Zurückweisung zum größten Teil verheilt. Aber dass sie ihn seit dem Vorfall in Prannai vor mehreren Tagen offenbar für einen Feigling hielt, konnte er nicht ertragen. Er hörte es in ihrer Stimme, wenn sie mit ihm sprach. Er sah es in ihrem Blick, in den seltenen Fällen, wenn sie sich herabließ, ihn anzusehen. Es war nicht mein Fehler, wollte er sagen. Ich wollte nicht, dass jemand stirbt. Aber er wusste, dass das nicht stimmte. Es war inzwischen gleich, wie es begonnen hatte oder was sie vorgehabt hatten. Es war zum Kampf gekommen, und er hatte einfach nur zugesehen, geschützt von Henryks schimmerndem grünem Schild, wie sie die Männer des Tempels getötet hatte. Er war nicht feige gewesen. Er war nicht wirklich sicher, woran es gelegen hatte. Aber sie verachtete ihn dafür. »Vielleicht sollten wir zurückgehen«, schlug er vor und sah sie über das Feuer hinweg an. Dann schaute er zu Henryk hin, der sich mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt hatte, die Augen geschlossen, die Füße auf einem breiten, flachen Stein. »Vielleicht versucht Padgett wieder irgendwelche Tricks. Maira könnte unsere Hilfe brauchen.« »Wir haben doch schon darüber gesprochen«, sagte Tammen müde. »Maira hat uns gebeten zu gehen. Und außerdem glaube ich nicht, dass der Hüter noch einmal versuchen wird, den Wald anzurühren.«
    »Aber was, wenn er es doch tut? Wir sollten -«
    »Hör auf, Nodin!«, sagte sie. Ihre Stimme war wie eine

Weitere Kostenlose Bücher