Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
Messerklinge. »Es ist vorbei, und es gibt andere Dinge, um die wir uns sorgen müssen! Was in Prannai passiert ist, zählt jetzt nicht mehr!«
    Er spürte, wie er rot wurde, und war froh über die Dunkelheit und das unsichere Licht des Feuers. Wieder sah er Henryk an und bemerkte, dass sein Freund ihn beobachte, aber sein Blick war nicht zu deuten.
    »Es tut mir Leid«, murmelte Nodin.
    Tammen tat seine Entschuldigung mit einer ungeduldigen Geste ab und griff nach ihrem Stab. »Ich wünschte, ich wüsste, was sie vorhaben«, sagte sie und schaute den blinkenden blauen Ceryll an. »Ich traue ihnen nicht über den Weg. Es ist mir gleich, ob die Liga mehr Mitglieder hat. Die wahre Gefahr ist der Orden. Sie sind diejenigen, die wir im Auge behalten müssen.«
    Nodin warf Henryk einen Blick zu, aber der schüttelte nur den Kopf. Sie hatte so etwas schon öfter gesagt, und obwohl sie beide nicht ihrer Ansicht waren, begriffen sie, wieso Tammen so empfand.
    Tammen war eine der wenigen Überlebenden des berüchtigten Angriffs der Fremden auf Wasserbogen, des letzten Angriffs, den diese Männer aus Lon-Ser durchgeführt hatten. Tammens Eltern und Schwestern waren in dieser Nacht vor vielen Jahren umgekommen, ebenso wie die meisten ihrer Nachbarn und Freunde, und obwohl sie seit Jahren wusste, dass die Angreifer nicht wirklich Magier gewesen waren, hatte sie nie aufgehört, dem Orden die Schuld an den Geschehnissen zu geben.
    »Warum berufen sie jetzt eine Versammlung ein?«, fragte sie, den Blick immer noch auf den Stein gerichtet.
    »Wir werden es schon bald herausfinden«, sagte Henryk müde. »Es hat wahrscheinlich irgendetwas mit der Liga zu tun. Wir sollten uns deswegen keine Sorgen machen.«
    »Nein«, sagte Tammen. »Es ist mehr als das. Da bin ich sicher. Man kann ihnen nicht trauen.«
    Wieder wechselten Nodin und Henryk einen Blick, schwiegen aber.
    Sie saßen einige Zeit wortlos beieinander, Tammen starrte immer noch ihren Ceryll an, und Henryk beugte sich vor, um mit einem langen, dünnen Ast in den Kohlen herumzustochern. Nodin versuchte verzweifelt, sich etwas auszudenken, was er sagen könnte. Er war der Älteste der kleinen Gruppe. Er war an seinen zweiten Vogel bereits so lange gebunden wie seine Begleiter an ihre ersten Vertrauten. Es sollte seine Aufgabe sein, eine Art Plan aufzustellen. Es sollte so sein. Aber seit Prannai...
    »Und, wohin wenden wir uns jetzt?«, fragte Henryk schließlich und lehnte sich gegen seinen Baum.
    »Darum geht es nicht«, antwortete Tammen. »Es ist egal, wohin wir gehen oder wem wir begegnen. Wir brauchen eine Möglichkeit, stärker zu werden. Wir können uns keine Wiederholung dessen, was in Prannai geschehen ist, leisten.«
    »Ich verspreche dir, beim nächsten Mal wird es anders sein«, sagte Nodin.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich rede nicht von dir, Nodin! Ich rede von uns allen. Von der gesamten Bewegung!« »Das verstehe ich nicht«, sagte Henryk.
    »Wie viele freie Magier, glaubst du, gibt es in Tobyn-Ser?«, fragte sie ihn.
    Der dunkeläugige Mann zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht. Zehn. Vielleicht ein Dutzend.«
    »Richtig. Und das ist weniger als die Hälfte der Mitglieder des Ordens oder der Liga.«
    »Ich nehme an, wir werden langsam mehr werden«, sagte Nodin. »Es mag einige Zeit dauern -«
    »Wir haben aber keine Zeit«, unterbrach sie ihn. »Die Volksbewegung braucht uns als Anführer und Beschützer. Wenn wir ihnen jetzt nicht helfen können, dann ist es ohne Bedeutung, wie viel Umhanglose es im nächsten Jahr geben wird. Noch ein paar Vorfälle wie in Prannai, und die Bewegung ist tot. Niemand wird uns mehr zutrauen, dass wir ihnen helfen können.«
    »Und was willst du damit sagen?«
    »Nun, die Liga und der Orden sind uns zahlenmäßig überlegen, und offensichtlich haben die Tempel Zugang zu ausländischen Waffen, und daher ist es nur eine Frage der Zeit, wann auch sie zu mächtig für uns werden.« Sie hielt inne und sah die beiden eindringlich an. »Wir brauchen ebenfalls Waffen. Wir brauchen etwas, das uns gestattet, mit der Liga, dem Orden und den Hütern gleichzuziehen.« Nodin starrte sie an. »Du magst ja Recht haben, aber was sollte das sein?«
    Sie zögerte, und plötzlich wirkte sie nervös und unsicher. Sie warf Henryk einen raschen Blick zu, aber dann sah sie wieder Nodin an. »Wir brauchen Hilfe«, sagte sie erheblich weniger selbstsicher als noch einen Augenblick zuvor. »Und mir ist einfach niemand eingefallen, der uns helfen würde.«

Weitere Kostenlose Bücher