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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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hier in Tobyn-Ser besonders beunruhigend.
    Mein Freund Jaryd, von dem ich dir in den vergangenen Jahren so viel erzählt habe, hat sich an einen Adler gebunden und ist nun der erste Adlerweise des Landes seit mehr als vierhundert Jahren. In der Geschichte von Tobyn-Ser ging die Bindung eines Magiers an einen Adler immer einem Krieg voraus, und die anderen Magier im Orden fürchten, dass es diesmal nicht anders sein wird. Viele sind überzeugt, dass in einem solchen Konflikt Lon-Ser unser Feind sein wird, und obwohl ich ihnen versichert habe, dass wir von den Nals nichts zu befürchten haben, frage ich mich, was wohl aus den freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern werden würde, falls Shivohn oder - Arick möge es verhüten - dir etwas zustieße. Ich weiß, dass diese Botschaft einige Zeit brauchen wird, bis sie dich erreicht, und ich bin einigermaßen sicher, dass schon ein Brief von dir auf dem Weg über Aricks Meer ist. Aber falls das nicht so sein sollte, schreib bitte, sobald du kannst, damit ich selbst keine Angst mehr haben muss und meine Kollegen beruhigen kann.
    Falkenmagier Orris an Melyor i Lakin, Herrscherin und Steinträgerin von Bragor-Nal, im Frühling des Gottesjahres 4633
     
    Es war schon beinahe vollkommen dunkel, als sie schließlich die Sitzung für diesen Tag beendeten. Jaryd wünschte sich nur, er hätte ihnen etwas bieten können. Er wusste, die Verantwortung lag bei ihm. Er war ihr Oberhaupt. Die Zukunft des Landes ruhte auf seinen Schultern. Aber es gab immer noch so viel, was sie nicht wussten. Seit seiner Ankunft in Amarid waren zwei Wochen vergangen, und er hatte immer noch keine Antwort auf die Botschaften, die er an den Ersten Meister Erland und an Brevyl, den Ältesten der Götter, gesandt hatte. Dem Orden blieb nichts anderes übrig, als zu warten und sich zu fragen, ob Baden vielleicht Recht hatte und sie es nicht mit einem Feind aus einem fremden Land, sondern eher mit einem der Rivalen des Ordens hier in Tobyn-Ser zu tun bekommen würden.
    Daher waren ihre täglichen Sitzungen kaum mehr als düsteres Warten auf die Botschafter der Liga und des Tempels gewesen. Und dennoch, als Jaryd den anderen Magiern anbot, keine Versammlungen mehr abzuhalten, bis diese Botschaften eingetroffen waren, sprachen sich alle dagegen aus.
    »Wir sollten in der Nähe der Großen Halle bleiben«, hatte Baden gesagt und damit für die überwiegende Mehrheit gesprochen. »Nur für den Fall, dass wir schnell handeln müssen.«
    Also trafen sie sich jeden Tag und blieben in der Großen Halle, und wenn die Diener etwas zu essen brachten, aßen sie. Aber sie sprachen wenig und taten noch weniger, und mit jedem Tag, der verging, wuchs Jaryds Unruhe. Es war den Magiern gelungen, Jaryds Bindung an einen Adler geheim zu halten, obwohl sich seit einiger Zeit in der Stadt Gerüchte über einen neuen Weisen verbreiteten. Aber selbst dieser kleine Erfolg freute Jaryd nicht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ganz Tobyn-Ser erfahren würde, dass es einen Adlerweisen gab. Und Jaryd wusste immer noch nicht, was er den Menschen dann sagen sollte. Er wollte einfach nicht glauben, dass sie mit der Liga oder den Kindern der Götter Krieg führen würden, aber er konnte auch nicht ignorieren, was Erlands und Brevyls Schweigen vielleicht zu bedeuten hatte.
    »Dass ich so jung bin, macht es wahrscheinlich auch nicht besser«, sagte er zu Alayna, als sie in ihre Wohnung am Ende der Halle zurückkehrten. »Ein erfahrenerer Weiser wüsste inzwischen vielleicht eine Antwort.«
    Sie zuckte die Achseln. »Du bist unser Oberhaupt. Wenn sie dich ignorieren, weil du jung bist, könntest du mit dem gleichen Recht die Liga ignorieren, weil Erland alt ist.« Jaryd grinste. »Er ist nicht alt, er ist ehrwürdig.«
    »Er ist alt«, sagte sie. »Er war schon vor zehn Jahren alt, und das macht ihn älter als alt. Es gibt nicht einmal ein Wort dafür, wie alt er ist.«
    Jaryd lachte und schüttelte den Kopf. »Du bist eine kaltherzige Frau. Ich hoffe, ich werde nicht alt und gebrechlich, bevor du es wirst.«
    »Lieber nicht«, sagte sie. »Ich bevorzuge nämlich junge Männer.«
    Vor der Tür zu Myns Zimmer stand Valya, die Frau aus der Stadt, die sich um Jaryds und Alaynas Tochter kümmerte, wenn die beiden mit ihren Pflichten beschäftigt waren. »Sie schläft schon«, flüsterte die grauhaarige Frau und lächelte sie zahnlos an. »Sie hat versucht, wach zu bleiben, aber sie war zu müde.« »Danke, Valya«, sagte

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